Romana Gold Band 15
hatte sie doch in der Klinik gelassen.“ Er stand auf und brachte seine Shorts in Ordnung. „Sie sollte mich besser nicht hier finden.“
„Warum nicht? Bedeutet dir Clarissa mehr, als du zugegeben hast?“
„Nein.“
Die Ernüchterung kam über Jenna wie eine kalte Dusche. Das Schuldbewusstsein stand Bayne ins Gesicht geschrieben. Der abrupte Wandel in seinem Verhalten vom glühenden Liebhaber zum ertappten Sünder war niederschmetternd. Eben noch war das, was sie taten, unbeschreiblich schön und natürlich gewesen, jetzt schien es niedrig – ja schmierig.
Wieder hörte Jenna Clarissa rufen. Sie sah die Situation im grellen Licht der Realität und schämte sich unsäglich. „Geh!“
„Ich kann so nicht gehen.“
„Und ob du kannst“, fauchte Jenna. „Das hattest du doch ohnehin vor, oder?“
„Ich weiß nicht, was ich vorhatte“, gab er hilflos zurück.
„Ach? Weil man so mit Luxusweibchen umgeht? Oder hat das auch etwas mit Maureen zu tun?“
„Wieso Maureen?“, fragte Bayne verständnislos.
„Was weiß ich? Ich darf ihren Namen ja nicht mal erwähnen!“
Baynes Gesichtszüge wurden starr. Für Jenna war das die Bestätigung, dass Maureen mehr als nur eine verflossene Liebschaft war. „Geh doch endlich! Den Anblick wollen wir der lieben Clarissa doch ersparen, nicht?“
Jenna ertrug Baynes Blick nicht mehr. Sie rollte sich auf die Seite, zog das Laken hoch und bedeckte mit dem Arm ihre Augen. „Bitte geh, wenn dir meine Gefühle nur ein kleines bisschen am Herzen liegen.“
Sie spürte, wie er sie betrachtete, schweigend, regungslos. Was mochte in ihm vorgehen? Wieder rief Clarissa, da ging er leise. Durchs Wohnzimmer und hinten herum durch den Garten. Er wollte also den Anschein wahren. Würde er Überraschung heucheln, wenn er vorm Haus auf Clarissa traf? Jenna hielt sich die Ohren zu.
Nach einer Weile fing Jenna sich. Durch einen Tränenschleier starrte sie zur Decke. Ich dummes, dummes Ding, dachte sie. Er hat etwas mit Clarissa. Jetzt kann ich wirklich nur noch abreisen.
Doch das Schicksal hielt noch weitere Prüfungen für sie bereit. Kaum hatte sie sich aufgesetzt, als sie jemanden durchs Wohnzimmer waten hörte. Clarissa, die noch immer nach Bayne rief.
Ergeben schloss Jenna die Augen und verhielt sich still. Vielleicht, wenn niemand antwortete … Aber nein. Sekunden später erschien Clarissa im Schlafzimmer.
„Oh, Verzeihung!“, rief sie überflüssigerweise. „Tut mir leid, aber ich suche Bayne. Er sagte, er wollte nach Ihnen sehen. War er da?“
„Nein“, log Jenna.
„Sie hätten die Läden zumachen sollen“, erklärte Clarissa.
„Ja.“
„Hier sieht es ja schlimm aus.“ Clarissa sah sich um. Plötzlich bückte sie sich und fischte etwas aus dem Wasser. „Das ist Baynes Taschenrekorder“, stellte sie fest. „Er trägt ihn immer bei sich, für seine Notizen.“ Sie warf Jenna einen vorwurfsvollen Blick zu. „Sie sagten doch, er sei nicht hier gewesen.“
„Das sagte ich“, erwiderte Jenna hilflos.
Clarissa blickte sich gründlich im Raum um.
„Er ist nicht hier“, setzte Jenna nüchtern hinzu.
Verlegen streckte Clarissa ihr das Diktiergerät hin. „Vielleicht wollen Sie es ihm selbst zurückgeben. Ich meine, wenn ich es tue, wird er wissen … Ich will wirklich nicht … Also, ehrlich gesagt, mir fehlen die Worte.“
„Mir auch.“ Jenna nahm den Rekorder entgegen und legte ihn auf die Bettkante.
„Ich gehe wohl besser. Tut mir leid, wenn ich …“
„Schon gut“, half ihr Jenna. „Wirklich.“
Clarissa war sichtlich erleichtert. Sie schlug sogar einen ausgesprochen fröhlichen Ton an. „Übrigens gut, dass ich Sie sehe, denn ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“
„Wieso denn?“ Warum ging die Frau nicht? Leicht gereizt fügte Jenna hinzu: „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mich inzwischen anziehe?“
„Aber nein.“ Dezent sah Clarissa weg, als Jenna mitsamt dem Laken zu einer Kommode hinüberstapfte und ein paar Sachen herausnahm.
„Ich fürchte, ich habe etwas gesagt, das ich nicht sollte“, fuhr Clarissa fort. „Ich bin froh, dass ich Ihnen das jetzt erklären kann.“
„Was denn?“, fragte Jenna müde.
Clarissa wagte es, ihre nun vollständig bekleidete Gesprächspartnerin anzuschauen. „Wegen gestern Abend.“
„Ja, und?“
„Bei den Klippen. Wissen Sie, unsere Nachbarin Mrs Braden hörte, wie Bayne Sie anschrie. Sie redete und redete über die nette Gemeinschaft hier in der Siedlung, dass sie keine
Weitere Kostenlose Bücher