Romanze im spanischen Schloss
fahren soll, nur fair, dass ich mich im Hellen auf den Weg mache, damit er nicht in der Nacht zurückfahren muss.“
Remi richtete sich kerzengerade auf und stellte sich vor sie hin. Wieder einmal gestand sie sich ein, wie beunruhigend attraktiv er war. Sie durfte keine Minute länger hierbleiben.
„Wieso glauben Sie, Ihre Idee würde sich nicht verwirklichen lassen?“, wollte er wissen.
„Worauf möchten Sie hinaus?“ Sie rieb sich nervös die Hände, was ihm natürlich nicht entging.
„Okay, ich bin gleich wieder da“, erklärte er und verschwand.
Rasch ging sie ins Bad, um sich frisch zu machen. Wenig später klopfte es an der Tür, und Jillian durchquerte das Schlafzimmer, um zu öffnen.
Doch nicht Remi stand vor ihr, sondern Soraya mit einem Tablett in den Händen.
„Señor Goyo hat mich gebeten, Ihnen das zu bringen.“
„Treten Sie ein“, forderte Jillian sie lächelnd auf.
Nachdem die junge Frau das Tablett abgestellt hatte, erschien Remi, der die Tür hinter sich zumachte, nachdem Soraya den Raum verlassen hatte.
„Kommen Sie, leisten Sie mir Gesellschaft.“ Er rückte einen Stuhl zurecht und wies darauf.
Das finde ich jetzt gar nicht gut, es wird mir alles viel zu kompliziert, dachte Jillian. Seine Nähe wirkte sich verheerend auf ihr seelisches Gleichgewicht aus. Doch sie konnte seine Einladung nicht ablehnen und setzte sich hin, ehe er ihr gegenüber Platz nahm.
Er war unglaublich rücksichtsvoll, wie ihr nicht zum ersten Mal auffiel. In Spanien speiste man normalerweise nicht vor neun Uhr zu Abend, doch offenbar machte er ihr zuliebe eine Ausnahme.
Während sie sich schweigend den köstlichen Salat mit Huhn schmecken ließen, legte Remi plötzlich die Gabel hin und lehnte sich zurück. „Sie haben recht, wenn ich mich entschließen würde, Touristenführungen zu veranstalten, wären Umbauten erforderlich.“
„Genau das ist mir klar geworden. Ich war so begeistert über die Olivenhaine, dass ich die Sache gar nicht richtig durchdacht habe. Das ist mir ehrlich gesagt etwas peinlich.“
„Sie sind die Erste, die mir diesen Vorschlag gemacht hat. Ich wäre selbst gar nicht auf die Idee gekommen“, antwortete er nach einer kurzen Pause.
„Umso mehr Grund hätten Sie gehabt, mir von Anfang an klipp und klar zu sagen, dass es nicht funktionieren kann. Dann hätten Sie sich die ganze Mühe ersparen können, mir alles Sehenswerte zu zeigen. Seit fast drei Tagen vernachlässigen Sie meinetwegen Ihre Arbeit.“ Ihr Unbehagen war ihr deutlich anzusehen.
„Ich muss zugeben, Ihr Interesse für die Olivenhaine und die Ölmühle hat mich genauso beeindruckt wie Ihre Begeisterung. Es braucht Ihnen wirklich nicht peinlich zu sein, Jillian. Sie haben mich auf etwas gebracht, und dafür bin ich Ihnen dankbar.“
„So? Worauf denn?“, fragte sie verblüfft.
Er rieb sich das Kinn. „Warum ich vorgestern in Toledo war, habe ich Ihnen noch nicht erzählt.“
„Stimmt.“
„Also, dieses Jahr war das trockenste seit Menschengedenken, und in den kommenden Monaten wird es nicht genug regnen, um die Staubecken zu füllen.“
Sie nickte. „Ich hatte schon bei uns im Büro gehört, dass man in Spanien verzweifelt auf Niederschläge wartet.“
„Wir hatten vierzig bis fünfzig Prozent weniger Regen“, fuhr er fort. „In Kastilien-La-Mancha sind die Talsperren zum Teil nur noch zu dreizehn Prozent gefüllt. Deshalb hat die Regierung verfügt, dass kein Tropfen mehr verschwendet werden darf. In einigen Landesteilen wird das Trinkwasser sogar schon mit Tankwagen an die Bevölkerung verteilt. Wir brauchen unbedingt Regen, doch darauf werden wir wohl noch länger warten müssen.“ Er stand auf, stellte sich ans Fenster und blickte hinaus auf die Olivenhaine in der Ferne. „In den letzten achtzehn Monaten hat es überall Missernten gegeben.“
„Auch bei Ihnen?“
Seine Miene wurde hart. „Wir sind nicht verschont geblieben, auch nicht von Bränden.“
„Oh, das tut mir leid! Ist viel vernichtet worden?“ Sie war entsetzt.
Remi drehte sich zu ihr um. „Wir haben Glück gehabt, unser weitreichendes Bewässerungssystem hat uns vor dem Schlimmsten bewahrt. Mein Steuerberater hat mir jedoch geraten, mir ein zweites Standbein zu suchen, um etwas unabhängiger zu sein. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich davon zunächst nichts wissen wollte.“
Jillian erhob sich und legte die Hände auf die Stuhllehne. „Und warum nicht?“
Ein Nerv zuckte in seinem Kinn. „Meine Eltern
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