Romanze im spanischen Schloss
ist eine bemerkenswert gute Köchin“, sagte sie.
„Ich weiß“, erwiderte er und klopfte leicht belustigt auf seinen Bauch, ehe er Remi die Hand auf die Schulter legte. „Im Gegensatz zu mir bleibt er trotz des guten Essens meiner Frau schlank.“
Er ist eben in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch, dachte sie.
„Bis später“, verabschiedete sich Paco an Remi gewandt, und mit einer leichten Verbeugung in Jillians Richtung verschwand er.
„Steigen Sie bitte ein“, forderte Remi sie auf. „Wir machen eine Rundfahrt über das gesamte Gelände, sodass Sie einen guten Überblick bekommen. Es ist zu heiß, um zu Fuß umherzuwandern.“
„Das sagen Sie doch nur aus Rücksicht auf mich, weil Sie glauben, nach der Operation sei ich noch geschwächt, oder?“
„Ja“, gab er unverblümt zu. „Ich möchte Sie nicht auch noch wegen eines Hitzschlags mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus bringen lassen müssen.“
„Für den Unfall sind Sie nicht verantwortlich“, erinnerte sie ihn.
„Aber jetzt bin ich für Sie verantwortlich“, beharrte er hartnäckig. „Fahren wir?“
Er half ihr beim Einsteigen. Als sie merkte, dass der Rock ihres Sommerkleids hochrutschte, zog sie ihn hastig wieder über die Oberschenkel. Es war jedoch zu spät, Remis scharfem Blick entging nichts.
Nachdem er die Beifahrertür geschlossen hatte, lief er um den Wagen herum, setzte er sich ans Steuer und startete den Motor. Zu Jillians Erleichterung schaltete er sogleich die Klimaanlage an, ehe er am Haupthaus vorbei auf den Gebäudekomplex in einiger Entfernung zufuhr, der an ein Museum erinnerte.
„Hier wurde der Grundstein für Soleado Goyo gelegt“, erklärte er. „Aber heutzutage stehen die Häuser leer.“
„Was genau bedeutet das spanische Wort ‚soleado‘?“
„Sonnig – wie Ihr Haar.“
Seine seltenen und eher beiläufig gemachten persönlichen Bemerkungen versetzten sie jedes Mal in helle Aufregung, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie konzentrierte sich jedoch auf seine Beschreibungen der einzelnen Arbeitsabläufe und erfuhr, wozu die alten Gebäude gedient hatten. Der ganze Komplex war von hohen Bäumen umgeben und erinnerte an alte Zeiten. Als Jillian ihre Kamera in die Hand nahm, hörte sie gar nicht mehr auf zu fotografieren, so viele interessante Motive entdeckte sie.
Hinter einem Brunnen einige Meter weiter befand sich eine Scheune, in der eine Kutsche stand. Sie sah beinah genauso aus wie die, die sie sich bei der Ankunft vorgestellt hatte. In der Nähe des Eingangs lagerten alte Krüge und Töpfe, in denen früher das kostbare Öl aufbewahrt wurde.
„Damals muss es harte Arbeit gewesen sein, das Öl herzustellen und zu transportieren“, meinte sie.
„Das ist es immer noch, mit dem einzigen Unterschied, dass heutzutage überall Klimaanlagen vorhanden sind.“
Schließlich fuhren sie weiter an zahllosen schnurgeraden Reihen mit Olivenbäumen vorbei, ein Anblick, den sie niemals vergessen würde.
„Die Früchte werden im Dezember geerntet“, erklärte er.
„Maschinell oder von Hand?“
„Letzteres, anders sollte man die kostbaren CornicabraOliven, die wir anbauen, nicht vom Baum holen.“
„Cornicabra-Oliven?“, wiederholte sie.
„Sie heißen so wegen ihrer hornähnlichen Form.“
„Es gibt so viel, was ich nicht weiß. Ich würde viele Jahre brauchen, um alles zu lernen.“
„Ja, vielleicht“, stimmte er ihr geistesabwesend zu.
Obwohl er mehr als genug zu tun hat, opfert er mir seine kostbare Zeit, weil er glaubt, er sei schuld an dem Unfall, überlegte sie.
Wenig später gelangten sie zu den neuen Produktionsstätten, wo die Oliven verarbeitet wurden. Das Öl wurde in Flaschen gefüllt und für den Transport ins In- und Ausland in Kartons verpackt.
Eine Ahnung stieg in ihr auf, dass sie ohne den Unfall wahrscheinlich niemals die Gelegenheit gehabt hätte, auch nur am Telefon mit ihm zu reden. Er hätte vermutlich weder Zeit noch Lust gehabt, sich mit dem Vorschlag auseinanderzusetzen, amerikanische Touristen durch seine Olivenhaine und in den ganzen Betrieb zu führen.
Eine Ölmühle war kein Weingut, wo die Touristen aus dem Bus stiegen und nach einem kurzen Rundgang durch den Weinkeller verschiedene Sorten probierten. Es gab hier keine Besuchertoiletten und keinen Restaurationsbetrieb oder dergleichen, wo die Leute sich ausruhen und eine Kleinigkeit essen und etwas trinken konnten.
Remi war sich dessen natürlich bewusst. Deshalb hatte er auch
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