Romanze im spanischen Schloss
ihm als im Leihwagen zurückfuhr. Andererseits durchkreuzte das natürlich ihren Plan, sich von ihm unabhängig zu machen.
„Da du wieder selbst chauffieren kannst, stelle ich dir einen unserer Geländewagen zur Verfügung. Dann bist du nicht auf andere angewiesen.“
Manchmal schien er wirklich ihre Gedanken lesen zu können. Es war geradezu unheimlich. „Danke für das großzügige Angebot.“ Wahrscheinlich ist er erleichtert, dass er nicht mehr selbst den Fahrer spielen muss, fügte sie insgeheim hinzu.
„Nach der Eröffnungsfeier kannst du gern deine Familie besuchen, wenn du möchtest. Ich denke, nach all dem Schrecken könnt ihr das gebrauchen“, schlug er vor.
Wollte sie wirklich ohne ihn nach New York fliegen? Das Herz wurde ihr schwer bei der Vorstellung. „Glücklicherweise helfen Angelas Eltern und Geschwistern immer gern. Vielleicht kommt Dave ja erst einmal zu mir“, erwiderte sie ausweichend. Sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Remi sie begleiten würde. „Bist du hungrig?“, fragte er wenig später kurz vor der Ausfahrt nach Toledo. „Nein, aber du, oder? Die beiden Tapas waren für dich sicher nur so etwas wie ein Tropfen auf den heißen Stein.“
„Ich kann warten, bis wir zu Hause sind.“
„Remi?“, flüsterte Jillian nach längerem Schweigen.
„Ja?“
„Du fühlst dich für mich verantwortlich und nimmst diese Aufgabe sehr ernst. Ich bin nicht mit Carlos nach Madrid gefahren, um dich zu ärgern oder aufzuregen, sondern weil ich deine Hilfe nicht schon wieder in Anspruch nehmen wollte. Du hast schon mehr als genug für mich getan.“
Er atmete tief durch. „Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich ab und zu aus dem Alltagstrott herausmuss?“
„Doch, natürlich. Findest du es denn nicht lästig, immer nur zwischen deinem Zuhause und Madrid hin- und herzufahren?“
„Wir hätten uns ja auch einmal in das Nachtleben von Madrid stürzen können. Ich hatte sogar gehofft, dich eines Tages dazu überreden zu können. Aber es kommt oft anders, als man denkt.“
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Wie dem auch sei, du warst auch heute Abend wieder da, als ich dich brauchte. Man könnte wirklich auf den Gedanken kommen, du seist mein Schutzengel.“ Dann würde er allerdings kein Normalsterblicher sein, was ihr auch nicht recht wäre.
„Trotzdem bist du wütend auf mich?“ Er sah sie herausfordernd an.
„Ja“, erwiderte sie. „Darf ich dir eine persönliche Frage stellen? Du brauchst sie nicht zu beantworten, wenn du es nicht willst.“
„Was möchtest du denn wissen? Ich werde deine Neugier nach Möglichkeit befriedigen.“
„Hattest du andere Frauen, ehe du Letizia begegnet bist?“, brachte sie nach kurzem Zögern heraus.
„Ja, sehr viele.“
Ob er es ernst meinte oder nicht, hätte sie nicht sagen können. „Warum hast du dann nicht früher geheiratet?“
„Ich hatte doch alles, was ich brauchte.“
Dass in der flapsigen Bemerkung ein Körnchen Wahrheit steckte, bezweifelte Jillian keine Sekunde. „Kannst du nicht eine Minute ernst sein?“
„Okay, du willst also die Wahrheit hören.“
„Vorausgesetzt, ich kann sie ertragen.“
„Ich denke schon. Ich habe keine Frau kennengelernt, die ich mehr geliebt habe als mich selbst.“
Jillian brach in lautes Lachen aus. „Das ist wirklich eine herzerfrischend ehrliche Antwort.“
„Ich habe mich durch den äußeren Schein blenden lassen. Letizia hat mich glauben gemacht, das Leben ohne sie sei nicht lebenswert. Erst nach den Flitterwochen habe ich begriffen, was es bedeutete, mit ihr verheiratet zu sein. Schon bald empfand ich nichts mehr für sie, und in den letzten vier Monaten unserer Ehe haben wir kaum noch miteinander geredet, sodass die Scheidung unvermeidlich war.“
„Hast du sie und Javier in flagranti ertappt?“
„Nein“, erwiderte er, ohne zu zögern. „Als ich eines Tages von der Arbeit zurückkam, lag ein Zettel auf der Kommode im Schlafzimmer. Letizia teilte mir kurz und bündig mit, sie habe mich wegen Javier verlassen, der sie im Gegensatz zu mir aufrichtig liebe.“
Jillian hatte das Gefühl, dass dies noch nicht alles war. Doch fürs Erste wollte sie es gut sein lassen. Sie blickte zum Fenster hinaus, ohne etwas wahrzunehmen, als sie plötzlich glaubte, einen Blitz zu sehen und gleich darauf noch einen.
Sie bemühte sich, nicht in Panik zu geraten. Remi spürte jedoch, dass etwas nicht stimmte, und legte ihr die Hand auf den Arm. „Was hast
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