Romanzo criminale
Zigarren und eine Kiste Champagner zukommen lassen, die er mit Ärzten und Krankenschwestern teilte. Mit dem Gutachten konnte man sich Zeit lassen: Miglianico hatte garantiert, dass die Sache sicher war. Wichtig war nur, dass draußen alles wie am Schnürchen lief, aber die Geschäfte waren ohnehin in guten Händen. Das bezeugte Donatella, die, nachdem sie erklärt hatte, dass sie mit Ricotta in häuslicher Gemeinschaft lebte, nach Belieben ein- und ausging, noch weniger behelligt als die Postboten der Roten Brigaden. Man musste nur auf der Hut sein. Ruhig bleiben und keine Dummheiten machen …
Die Situation im Knast verbesserte sich. Bufalo hatte aufgehört, allen auf die Eier zu gehen. Gemeinsam mit Scrocchiazeppi, Fierolocchio und Ricotta hatte er die Gewohnheit angenommen, nachts eine Runde Poker zu spielen. Ricotta seifte sie regelmäßig ein: Er konnte zwar einen Drilling nicht von einer Straße unterscheiden, aber Schwein hatte er mehr als alle anderen. Freddo hingegen blieb ein rätselhaftes Gespenst. Ein einziges Mal war er auf der Krankenstation aufgetaucht. Dünn wie ein Skelett hatte er an der Schwelle gestanden und dem Quartett zugesehen, ohne auf ihre Zurufe zu reagieren. Nachdem er Dandi kurz zugenickt hatte, war er schnell in seine Zelle zurückgekehrt.
– Was ist mit dem los?, fragte Dandi.
– Liebeskummer, antwortete Ricotta und streifte den Einsatz der letzten Runde Tennessee ein. Roberta hat ihn sitzengelassen …
– Pech in der Liebe, brachte es Scrocchiazeppi auf den Punkt. Er sucht nach einer Möglichkeit rauszukommen, findet aber keine.
– Er wäre auch gern krank, mischte Fierolocchio sich ein. Aber nicht jeder hat das Schwein, wie Dandi einen schönen Krebs zu bekommen!
Alle lachten. Dandi hatte Zigarren ausgegeben. Ricotta hatte einen Poker … Mit einem Wort, sie hatten ihren Spaß wie in alten Zeiten. Nur die Weiber fehlten, aber vielleicht würde der Maresciallo ein Auge zudrücken … Ja, eigentlich ging es ihnen ganz gut. Bis eines unglücklichen Tages Secco inhaftiert wurde und die Geschichte eine ganz andere Wendung nahm.
III.
Das Geschäft mit den Gründen am östlichen Stadtrand war geplatzt. Eigentlich war die Sache auf Barracudas Mist gewachsen, eines Ex-Zuhälters, der sich durch die Ehe mit einer reichen Witwe ins warme Nest gesetzt hatte und jetzt von Ambitionen besessen war, die eindeutig eine Nummer zu groß für ihn waren. Die Gründe gehörten einem alten, vertrottelten Adeligen, der ein Vermögen dafür verlangte. Der Graf oder Baron, oder was auch immer er war, hatte den Kopf wegen einer der Liebesdienerinnen aus Barracudas Ex-Stall verloren, einer genauso feurigen wie kostspieligen Brasilianerin, und forderte nicht länger ein Vermögen, sondern eine bescheidene halbe Milliarde. Das Geschäft war vielversprechend: Sogar im
Messaggero
stand, dass die Gründe bald zu Baugründen umgewidmet werden sollten. Barracuda wollte ein großes Bürocenter errichten und dann zum Goldpreis an die öffentliche Hand vermieten. Gekocht und gegessen. Eigentlich eine ganz gewöhnliche Sache mit Baufirmen und Bestechungsgeldern, wie sie am Kapitol Tag für Tag vorkam, eine ganz banale Spekulation. Bloß war Barracuda selbst eine halbe Milliarde zu viel. Und so hatte er sich wie wild auf die Suche nach einem Geschäftspartner gemacht. Secco hatte ihn auf den ersten Blick richtig eingeschätzt. Ein Waschlappen, ein Huhn mit dem glasigen Blick des Verlierers, ein Wichser, wie er im Buche stand. Aber mittlerweile war aus den Schenkeln seines ehemaligen Augensterns ein Vorverkaufsvertrag, sprich ein Kompromiss hervorgegangen, und das Papier, das Barracuda in der Hand hielt, machte ihn zugleich schwach, weil arm wie eine Kirchenmaus, und äußerst stark, weil das Geschäft ohne ihn nicht über die Bühne gehen konnte. Secco hatte sich in seiner offiziellen Funktion als Verkäufer von Krediten und Freundschaftsbeziehungen vorgestellt und im Nu war eine Gesellschaft zur Nutzung der Gründe auf die Beine gestellt worden. Barracuda hatte die Verträge, Secco das Bargeld, und was den Gewinn anbelangte, einigte man sich auf fünfzig Prozent. Aber Secco hatte absolut nicht die Absicht zu teilen. Mit Dandi machte er nur deshalb halbe-halbe, weil er der absolute Platzhirsch war, aber einem Wichser wie Barracuda im Wort zu bleiben, wäre ein unzulässiger Stilbruch gewesen. Secco verstand es hervorragend, auf Hausse zu spekulieren, und Bargeld war seine hinterhältigste Waffe. Er begann mit
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