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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Glashauspflanze, deren Fähigkeiten die zwielichtige Herkunft vergessen machen würden. Aber wenn sie ihn des Massakers anklagten, drohte alles zusammenzubrechen. Auch wenn sein Sohn das Hirn eines Einstein hatte, würde er für die anderen immer nur der Sohn eines Mörders sein. Maestro hatte Angst. In den Tagen davor hatte sich Zio Carlo nichts anmerken lassen. Nicht das geringste Anzeichen von Unsicherheit. Er hatte ihn über diese hässliche Geschichte im Ungewissen gelassen. Er wusste nichts davon, er hatte nicht das Geringste damit zu tun. Aber erklär das mal den Richtern. Zio Carlo streckte sich und zündete sich eine Zigarre an.
    – Die Arschlöcher sind uns auf die Eier gegangen! Haben wir uns eben was einfallen lassen!
    Maestro hatte noch immer Angst. Zum ersten Mal in den langen Jahren ihrer Zusammenarbeit dachte er, Zio Carlo sei ein Irrer. Auch Vecchio reagierte auf die Nachricht sehr beunruhigt. Unmöglich, dass man so eine Aktion durchführte, ohne ihn davon zu informieren. Die Tatsache, dass keine Forderungen gestellt wurden, bedeutete vielleicht, dass Rechte beteiligt waren. Im Gegensatz zu den Roten, die ständig damit beschäftigt waren, wortreiche und sterbenslangweilige Pamphlete abzufassen, predigten und praktizierten die Rechten die Mystik der Geste, die wortlose Idee. Aber seine Quellen widerlegten augenblicklich diese Hypothese. Freie Radikale, wie eine schreckliche, im Augenblick sehr gebräuchliche Formulierung lautete? Unwahrscheinlich. Die Bombe wies eine avancierte Technologie auf. So was konnten nur wenige, hochkompetente Spezialisten herstellen, deren Leistungen für einen ganz kleinen Kundenkreis bestimmt waren. Auf jeden Fall gab es eine Schwachstelle im Sicherheitssystem des Innenministeriums. Oder die Auftraggeber kamen aus dem Ausland und einer der Agenten spielte ein doppeltes Spiel. Vecchios Telefon klingelte ununterbrochen: Die Geheimdienste der wichtigsten Länder versicherten ihm, dass sie es nicht gewesen wären, und brachten ihre Missbilligung zum Ausdruck. Die Israelis erklärten, sie seien geschockt angesichts der blinden, sinnlosen Gewalt. Die Araber beschworen, dass das Stillhalteabkommen noch immer galt. In der Agentur fielen sie aus allen Wolken: Die Zeit der Bomben war doch in Italien schon lang vorbei. Und die Unmengen von Demonstranten, die auf der Piazza rote Fahnen schwenkten und ohnmächtig ihre Wut darüber hinausschrien, dass schon wieder Bologna das Ziel gewesen war, gingen einem nur auf die Nerven. Die anderen Geheimdienste zählten nicht.
    Zeta löste das Rätsel in kürzester Zeit. Es handelte sich um eine Gruppe, die nur für diese Aktion gegründet worden war. Sizilianer und Neapolitaner waren beteiligt. Die Mafia und ein paar Einzelgänger von der Camorra. Vecchio runzelte die Stirn. Zeta zufolge handelte es sich um ein Ablenkungsmanöver. Die Richter rührten den Grund auf, und deshalb hatten ein paar Exponenten der Unterwelt beschlossen, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Während man offiziell den neuen Terrorismus bekämpfte, konnten sie in aller Ruhe ihr Terrain sichern.
    – Irrtum, korrigierte ihn Vecchio. Sie haben ein anderes Ziel.
    – Und zwar?
    – Sie wollen verhandeln. Sie stellen sich auf die Hinterbeine, um den Staat in die Knie zu zwingen.
    – Und was haben sie davon?
    – Schutz. Vereinbarungen. Geschäfte. Nachgiebigere Gesetze.
    Auf jeden Fall ein interessantes Szenario, eine neue, fast kolumbianische Variante. Mit einem Wort, faszinierend. Zeta fragte, ob er einen Bericht für die Richter in Bologna vorbereiten sollte. Vecchio erschauderte.
    – Niemals.
    – Sollen wir ihnen helfen?
    – Wem?
    – Ihnen … der Gruppe.
    – Kommt gar nicht in Frage.
    – Was dann?
    – Dann, seufzte Vecchio, dann schauen wir eben zu. Wir verfolgen natürlich mit höchster Aufmerksamkeit die Entwicklungen des Falls.
    Zeta lächelte hinterhältig. Die schönste Nachricht hatte er sich für den Schluss aufbehalten.
    – Die Zündung …
    – Ja?
    – … ist das Werk von Olandese. Sie haben ihm eine Milliarde gegeben. Zeta hatte gehofft, Vecchio würde die Fassung verlieren, wurde aber enttäuscht. Vecchio zuckte nur mit den Achseln.
    – Ihr kennt ja die Vorgangsweise. Gute Arbeit!
II.
    Dandi hingegen war die Bombe völlig egal. Es würde ein schönes Weihnachtsfest werden. Trentadenari hatte den Verkauf wieder in die Hand genommen. Die sizilianische Quelle, die südamerikanischen Lieferanten und der Chinese funktionierten perfekt. Die

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