Romanzo criminale
würdest?
Mainardi schrie um Hilfe und versuchte sich zu befreien, aber Nero ließ ihn Zentimeter um Zentimeter weiter nach unten hängen.
– Vielleicht kommst du mit ein paar Knochenbrüchen davon … stell dir mal das Unglück vor, wenn du gelähmt im Rollstuhl sitzt! Das ganze Leben lang! Aber vielleicht wäre es gar nicht so tragisch … ich trag ja auch einen Haufen Blei mit mir herum!
– Lass mich runter, du Hund. Ich mache alles, was du willst.
– So gefällst du mir, Freundchen.
Zwei Nächte später injizierte sich Freddo eine infizierte Nadel direkt in die Halsschlagader. Sie stammte von einem Araber, der von Kopf bis Fuß von Beulen bedeckt war und dem die Ärzte nur noch ein halbes Jahr gaben. Die Ärzte im San Camillo stellten fest, dass Freddos Lymphknoten geschwollen waren, und bestätigten die Laboruntersuchungen. Freddo litt an einem metastasierten Adenokarzinom des lymphatischen Systems. Scialoja besuchte ihn im Krankenhaus.
– Ich weiß nicht, wie Sie das gemacht haben, aber ich weiß, warum. Weil Sie den Knast satthaben, weil Sie ihr Leben satthaben, alles satthaben … das ist verständlich … das versteht sogar ein Bulle. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass es weniger brutale Methoden gibt, um sein Gewissen zu erleichtern … sofern Sie überhaupt eines haben …
Freddo drehte sich zur Wand. Im San Camillo hatten sie absolut nicht vor, ihn zu behalten: Sechzehn Polizisten waren abgestellt, um ihn zu bewachen, das Krankenzimmer war so gut wie belagert, die anderen Patienten protestierten, es bestand die Gefahr eines Vergeltungsschlages, das Durcheinander … blieben nur zwei Möglichkeiten: vorläufige Freilassung oder Hausarrest in einer Krankenanstalt. Mainardi stellte die Klinik, in der er arbeitete, zur Verfügung. Freddo stand schon kurz vor der Entlassung, doch da ergab sich ein kleines Problem. Man war zwar bereit, Freddo aufzunehmen, aber nur unter der Bedingung, dass die Klinik dafür als Schenkung … von einem oder mehreren Wohltätern … ein gewisses Gerät …
– Wie viel?
– Vierzig … fünfundvierzig, um genau zu sein.
– Stell dir vor, du gehst eines Abends aus und ein … wie nennt man sie … ein Rowdy fährt dich mit dem Auto nieder …
– Es war nicht meine Idee, erklärte Mainardi schnell. Der Verwaltungsrat hat es beschlossen … du musst ja nicht darauf eingehen …
Doch Nero ging darauf ein und schnorrte Trentadenari um einen Extrabetrag an.
– Du willst, dass wir den Betrag aus der Gemeinschaftskasse bezahlen?
– Dazu ist sie doch da, oder nicht? Um Freunden in Schwierigkeiten zu helfen … los, rück die Kohle raus!
Aber Trentadenari zierte sich. Es war eine beträchtliche Summe. Zuerst musste man mit den anderen reden. Freddo hatte ihm in letzter Zeit genug Kosten verursacht: Gewinnanteil, Behandlungskosten, diverse Ausgaben: Freddos Konto war so gut wie leer.
– Willst du mir sagen, dass Freddo blank ist?
– Mehr oder weniger!
– Allein mit dem Videopoker-Geschäft nehmen wir siebzig Millionen pro Tag ein und du scheißt dich wegen ein paar Lire für Freddo an!
– Reg dich nicht auf, Nero. Ein Dutzend Riesen kann ich wahrscheinlich auftreiben …
Nero verlor die Geduld.
– Ich würde gern einen Blick auf die Rechnungen werfen, Trentadenari!
Der Neapolitaner war beschämt und beleidigt. Nero unterbrach ihn, noch bevor er die übliche Litanei anstimmen konnte. Alle wussten, dass Secco sich schamlos bereichert hatte, seit er mit von der Partie war und die Kassa verwaltete. Trentadenari solle sich nicht blöd stellen. Das pfiffen sogar die Spatzen von den Dächern. Die Villa in Capri. Die kleine Wohnung in Positano. Die drei Autos in der Garage. Und die Wochen in Punta Rossa mit der kleinen Krankenschwester. Und das Schiff in Fiumicino.
– Bist du verrückt geworden, Nero? Ich habe Schwierigkeiten mit der Justiz …
– Was heißt hier Schwierigkeiten, du Clown! Beim Prozess hast du ihnen was vorgespielt, du hast sechs Jahre bekommen und bist immer noch auf freiem Fuß. Zahl und halt’s Maul!
Trentadenari zahlte. Das Gerät wurde gekauft. Mainardi rief Nero an.
– Es ist erledigt. Dein Freund ist in der Villa Poggiolo.
– Du hast dir das Leben gerettet, Schätzchen!
– Darf ich dir eine Frage stellen?
– Bitte, Herr Doktor, nur zu!
– Du hast dir den Arsch aufgerissen, um Freddo freizubekommen … warum eigentlich?
Nero seufzte.
– Das verstehst du nicht. Geht dich auch nichts an.
An dem Abend, an dem sie Freddo in
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