Romanzo criminale
begrüßt. Dandi und Botola mieden sie, als hätten sie die Krätze. Nur Freddo begrüßten sie halbherzig. Via Botola ließ ihm Dandi unablässig Nachrichten zukommen, doch Freddo wurde auf der Bahre gebracht und auf der Bahre abtransportiert, und während der Anhörung lag er unter einer groben Decke, an deren Saum die Nummer der Administration aufgedruckt war. Gleichgültig gegenüber dem Aufmarsch der Richter, Gerichtsschreiber, Verräter, Anwälte, Ehefrauen, Verlobten …
Sorcio redete drei Tage hintereinander, er bestätigte die Anklage in allen Punkten. Bufalo hörte ihm nicht einmal zu. Er starrte nur Dandi an, er starrte Botola an, er starrte Freddo an und hin und wieder tuschelte er mit Ricotta.
Als das Verhör beendet war und sie in den Zellen im Souterrain des Gebäudes auf dem Piazzale Clodio darauf warteten, wieder ins Gefängnis gebracht zu werden, versprach Bufalo, dass er Dandi umbringen würde.
– Und wie?, fragte Fierolocchio. Mit bloßen Händen?
Mit hinterhältigem Grinsen holte Bufalo einen langen Stechbohrer mit geschliffener Spitze aus der Hose.
– Ein Freund hat ihn mir geschenkt, lachte er und kniff ein Auge zusammen. Conte Ugolino.
– Den hat ja Dante erfunden!, rief Ricotta. Der Witz war notwendig, um die aufkeimende Panik zu beschwichtigen.
– Wann?, fragte Scrocchiazeppi.
– Von mir aus morgen.
– Ich bin dabei.
– Ich auch, stimmte Fierolocchio zu.
– Und Botola?, wagte Ricotta zu fragen.
– Ach, Ricotta, wenn er Ruhe gibt, lassen wir ihn leben, und wenn nicht … erledigen wir auch ihn!
Ricotta versuchte sie zum Nachdenken zu bewegen. Es war verrückt. Sie würden alle lebenslänglich ausfassen. Oder sollten sie sagen, es sei ein Unfall gewesen?
– Was kümmert es mich? Ich bin unzurechnungsfähig!
– Ich aber nicht, du Arschloch, beharrte Ricotta.
Bufalo zuckte mit den Achseln.
– Wer mitmacht, macht mit, und wer nicht, der …
Aber das Argument „lebenslänglich“ hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Fierolocchio nahm sich vor, ein wenig darüber nachzudenken. Ricotta schlug auf die Gitterstäbe, um die Aufmerksamkeit eines Polizisten zu erregen.
– Chef, ich muss aufs Klo!
Im Vorzimmer lag Freddo auf der Bahre. Mit zwei Worten informierte er ihn über Bufalos Vorschlag. Freddo schüttelte den Kopf.
– Du machst nicht mit, was? Ich auch nicht. Das ist wirklich ’ne Schweinerei. So sollen wir einen wie Dandi umbringen! Ich glaube, Bufalo ist wirklich verrückt!
– Ist mir völlig egal, brachte ihn Freddo zum Schweigen. Das sind eure Angelegenheiten.
Freddo wurde in die Klinik zurückgebracht, wo Roberta auf ihn wartete. Sie trug einen Kaschmirpullover und einen kurzen Schottenrock, weiße Strümpfe und flache Schuhe. Freddo gab es einen Stich ins Herz und er lächelte verlegen. Die Wachebeamten setzten ihn in den Rollstuhl. Freddo bat, man möge sie allein lassen. Die Polizisten gingen hinaus. Roberta blieb in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers stehen. Sie war hübsch, Gott, wie hübsch sie war. Noch nie war sie ihm so schön und begehrenswert erschienen. Roberta zeigte auf den Rollstuhl und Tränen traten ihr in die Augen. Freddo blickte sich um, dann warf er die Decke weg und stand schwungvoll auf.
– Du gehst!
– Sicher gehe ich! Auch wenn ich offiziell Chemo …
– Ich dachte … du stirbst …
Freddo ging zu ihr, nahm ihre Hand und strich damit über sein Gesicht.
– Es war die einzige Möglichkeit, dich zurückzubekommen …
Roberta stürzte sich in seine Arme. Sie gaben sich einen langen Kuss voller unausgesprochener Dinge. Aber als er versuchte, ihr eine Hand unter den Rock zu schieben, stieß sie ihn weg.
– Liebling …
– Nein, lass mich … es geht nicht … wir haben keine Zukunft …
– Ich gehe weg von hier!, knurrte Freddo. Der Prozess ist bald vorbei … ich komme raus, du wirst schon sehen … und dann …
– Und dann wirst du dich wieder auf die Suche nach einer Pistole machen … du wirst wieder auf der Straße herumlaufen … die alten Freunde treffen …
– Ich habe mit ihnen gebrochen …
Roberta brach in Tränen aus. Freddo strich ihr zärtlich über das Haar, atmete ihr zartes, süßes Parfum ein, spürte, wie er von neuer Kraft durchströmt wurde. Er würde es schaffen. Sie würden es schaffen. Gemeinsam. Hinter der Tür hörte man diskretes Hüsteln. Freddo setzte sich wieder in den Rollstuhl und legte die Decke auf die Beine. Ein Polizist erschien in der Tür.
– Geht es Ihnen nicht gut,
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