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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Signorina? Brauchen Sie etwas?
    Roberta schüttelte den Kopf. Der Polizist zog sich zurück. Roberta und Freddo sahen sich an und brachen gleichzeitig in Lachen aus. Er würde es schaffen. Sie würden es schaffen. Gemeinsam.
    Ricotta hatte indessen eine Entscheidung getroffen. Bei seiner Rückkehr ins Gefängnis meldete er sich krank.
    – Dandi, es ist was im Busch!
    – Bufalo?
    Ricotta nickte. Dandi bedankte sich bei ihm, versprach dem diensthabenden Pfleger eine Million und rief vom internen Telefon aus Miglianico an.
    – Ich sitze in der Klemme. Informier Zeta.
    – Ich kümmere mich darum, keine Sorge.

1986
Zusammenbrüche, Fluchten
I.
    Es öffnete ihm ein Mädchen im schwarzen Trikot. Groß, schlank, große, haselnussbraune Augen, eine Unzahl hell leuchtender Sommersprossen im Spalt zwischen den üppigen Brüsten. Verwirrt stotterte Scialoja eine Erklärung, doch da tauchte auch schon Patrizia auf. Auch sie war im Trikot.
    – Alles in Ordnung, Palma. Ein alter Freund.
    Das Mädchen ging mit einem verblüfften Blick weg. Patrizia erklärte ihm, dass Palma ihre Yogalehrerin sei.
    – Sobald die Stunde vorüber ist, bin ich bei dir, mein Lieber, mach es dir ruhig bequem.
    Die beiden Mädchen gingen weg und hinterließen einen penetranten Geruch nach weiblichem Geschlecht und Schweiß, der einen an alles Mögliche denken ließ. Scialoja ließ sich auf einen unbequemen Diwan fallen. Die Wohnung hatte sich verändert. Weiches Holz war an die Stelle von glattem Marmor getreten. Die Originalgemälde waren durch Batiken ersetzt worden, auf denen der Krieg der Pandavas abgebildet war. Überall ein zarter Duft von Räucherstäbchen. Patrizia machte gerade ihre östliche Periode durch. Nach Dandis Verhaftung hatten sie sich eine Zeitlang regelmäßig gesehen. Wie ein erfahrenes heimliches Liebespaar hatten sie ganze Nachtmittage lang heißen Sex gehabt, ohne ein Wort zu wechseln. Sie hatten sich in Hotels, Motels, in den Wohnungen von Bekannten getroffen. Aufgrund einer stillschweigenden Übereinkunft jedoch nie in dieser Wohnung. Dann hatte er sich dazu gezwungen, sie nicht mehr zu begehren. Unter dem beleidigten Blick Arjunas zündete sich Scialoja mechanisch eine Zigarette an. Er machte einen wütenden Zug. Sein Durchschnitt lag bei zwei bis drei Päckchen am Tag. Am Wochenende rauchte er Zigarren. Seit Monaten war er nicht im Fitnessstudio gewesen. Immer öfter spürte er am Grund der Lunge ein beunruhigendes Rasseln. Er blickte sich um und suchte vergeblich einen Aschenbecher … nichts. Sogar der Nippes war verschwunden. Mit Ausnahme eines kleinen, dicken, grinsenden Buddhas, der ganz oben auf einer ansonsten leeren Vitrine saß und die da unten zu segnen schien. Er drückte die Kippe aus und steckte sie in die Tasche. Angelockt vom Echo eines unterdrückten Keuchens ging er ins Wohnzimmer. Auf einem Teppich, der extra auf den Parkettboden gelegt worden war, lagen die Mädchen in der „Hundestellung“: Arme nach vorne gestreckt, Oberkörper gewölbt, Hintern in der Höhe. Beinahe ein Angebot. Er glaubte, einen koketten Blick Patrizias aufzufangen und beeilte sich, den Blick abzuwenden. Palma sprang auf, sichtlich irritiert.
    – So geht das nicht. Keine Konzentration!
    Scialoja zog sich vorsichtigerweise zurück. Die Mädchen kamen ihm nach. Palma war verärgert.
    – Wir können morgen weitermachen, sagte Patrizia entschuldigend.
    – Morgen habe ich ein Verhör.
    Palma verzog sich, ohne sich von ihm zu verabschieden. Scialoja hatte die Szene von seiner unbequemen Position auf dem Diwan aus beobachtet. Patrizia ging zu ihm hin und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Ihr Geruch hüllte ihn ein …
    – Ich dusche mich und dann gehöre ich ganz dir.
    – Ich fahre.
    – Machst du endlich Urlaub?
    – Ich übersiedle nach Genua.
    – Was machst du dort?
    – Ich werde Chef der dortigen Staatspolizei …
    – Ach, die Politik! Vielleicht kannst du Palma ein wenig helfen. Du weißt ja, sie war bei den Roten Brigaden … und jetzt versucht sie … wie sagt man … sich wieder zu integrieren … ich helfe ihr.
    – Seid ihr befreundet?
    – Sehr.
    – Sie ist eifersüchtig auf dich.
    – Der Knast spielt einem übel mit.
    Patrizia setzte sich auf seinen Schoß. Er legte den Kopf auf ihre Brust. Sie streichelte seine Haare. So verharrten sie, endlos lang. Sie hatten ihm achtundvierzig Stunden gegeben, um sich zu entscheiden. Dem Schreiben nach zu urteilen, hielten sie ihn für eine Art Retter der Heimat. Das Angebot:

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