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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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den Freunden im Knast gebrochen. Seit Roberta zurückgekehrt war, weigerte er sich, bei den Gerichtsverhandlungen dabei zu sein. Er plante seine Zukunft. Und genau das war auch der wunde Punkt. Roberta besuchte ihn jeden Tag, gleich nach der Arbeit. Sie liebten sich, schauten fern, rauchten einen Joint, ließen sich das Abendessen aus einem Restaurant bringen, oder Roberta kam mit einem Pappkarton, und Freddo biss in die fädenziehende Mozzarella und trank warmes Bier mit der Begeisterung eines kleinen Jungen, der er nie gewesen war.
    – Gehen wir weg, sagte sie. Lass dir von deinen Freunden helfen und gehen wir weg.
    – Und wohin?
    – Wohin du willst. Verkauf die Wohnungen …
    – Kommt gar nicht in Frage!
    – Ich habe etwas Geld auf der Kante.
    – Damit ich auf der Liste der gesuchten Personen lande und draufgehe … du kennst diese Leute nicht. Sie würden mich bis ans Ende der Welt verfolgen!
    – Dann lass dir eine Gesichtsoperation machen.
    – Du hast zu viele amerikanische Filme gesehen.
    Für Roberta war die Flucht zu einer Obsession geworden. Sie verstand absolut nicht, warum er sich so standhaft weigerte. Aber Freddo wollte sauber aus der Sache aussteigen. Vasta hatte ihm ein mildes Urteil versprochen. Er würde erhobenen Hauptes hinausgehen. Sie würden gemeinsam von vorne beginnen. In ihrer Stadt. In Rom. Freddo konnte sich nicht vorstellen, woanders zu leben.
    Eines Tages besuchte ihn Nero. Er und Roberta kannten sich nicht. Freddo stellte sie einander mit scherzhaften Worten vor.
    – Roberta, mein einziger Freund. Nero, meine einzige Frau!
    Roberta betrachtete kühl den freundlichen und wohlerzogenen jungen Mann, der wegen des vielen Bleis in seinem Körper hin und wieder das Gleichgewicht verlor. Alles, was zu Freddos Vergangenheit gehörte, stellte für sie eine Bedrohung dar.
    – Ich muss mit dir sprechen, sagte Nero ernsthaft.
    Freddo sah Roberta an. Sie nahm ihre Tasche und ging wortlos hinaus.
    – Schöne Frau, stellte Nero fest.
    – Ich habe dir noch nicht gedankt, wegen …
    – Ich glaube, darüber haben wir doch schon ein paar Mal gesprochen, Freddo.
    Freddo bot ihm etwas zu trinken an. Nero lehnte ab. Eine Zeitlang schwiegen sie. Nero hatte ihm etwas Wichtiges zu sagen. Er wusste nur nicht, wie er es anpacken sollte. Freddo zündete sich eine Zigarette an. Nero gab sich einen Ruck.
    – Du haust ab.
    – Was?
    – Du haust ab. Du fliehst. Ich kann dir in zwei Tagen einen Pass besorgen. Wenn du etwas zu verkaufen hast, kümmere ich mich darum.
    – Aber was redest du? Vasta hat mir versichert …
    – Vasta redet Scheiße, zischte Nero. Willst du wissen, wie der Prozess ausgeht? Dandi und Botola werden ein paar Jährchen ausfassen und Bufalo wird im schlimmsten Fall für unzurechnungsfähig erklärt. Ihr anderen werdet auf ewig im Gefängnis schmoren. Es weht ein ungünstiger Wind, Freddo.
    – Ja, ich weiß, Bufalo und Dandi und die vielen anderen Geschichten … aber ich bin ja schon draußen …
    – Du bist nicht draußen, solange du drinnen bist, Freddo. Hier wird Blut fließen. Und der Schlaueste wird sich die Torte unter den Nagel reißen. Glaub mir. Nimm deine Freundin und hau ab.
    – Es ist alles vorbei, nicht wahr?
    – Genau.
    Freddo war erleichtert. Merkwürdig. Früher hatte ihn der Gedanke bedrückt, dass alles den Bach runtergehen könnte. Aber mittlerweile war er meilenweit von alldem entfernt.
    – Nero, ich …
    – Hau ab, Freddo. Du bist kein Kaufmann, du bist ein Krieger. Geh, solange noch Zeit ist.
    – Du hast dich bereits entschieden, nicht wahr?
    Nero machte eine vage Geste. Sie umarmten sich.
    – Ich mag dich, Nero.
    – Ich dich auch. Aber geh.
III.
    Nach zwei Monaten kam Dandi zum Prozess. Er hatte sich zwei Monate lang in der Krankenstation verbarrikadiert, wo er sich rund um die Uhr von Botola und zwei Marokkanern bewachen ließ, die ihn eine Million pro Tag kosteten und nicht viel mehr als Staffage waren. Alle wussten, dass sie sich augenblicklich verdrückt und ihn im Stich gelassen hätten, wenn Bufalo zur Tat geschritten wäre. Die Telefonate mit dem Anwalt kosteten ihn ebenfalls eine Million. Er blutete aus, aber es war ein Entscheidungsmatch. Irgendwie musste man den Konflikt lösen. Er brauchte irgendwas, das er auf den Verhandlungstisch werfen konnte. Draußen ging alles den Bach hinunter. Nero zufolge plünderte Trentadenari sie mittlerweile schamlos aus. Er ahnte, wie es im Knast zuging. Der Schlawiner dachte bereits an die Pension. Aber

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