Romanzo criminale
Beförderung zum stellvertretenden Polizeipräfekten, eine leitende Stelle, hohes Gehalt und Public Relation. Die Arbeit der Untergebenen koordinieren. Den jeweiligen zwei oder drei Exzellenzen Bericht erstatten. Sich aus dem Gewühl befreien, sich auf ehrgeizigere Ziele zuzubewegen. Die Kollegen sahen ihn scheel an. Scialoja: ein typisches Beispiel einer fulminanten, von Misserfolgen gesäumten Karriere. Sie dachten, Borgia hätte seine Hand im Spiel. Heimliche Protektion. Lauter Blödsinn. Die Wahrheit war, dass ihn in Genua jemand schätzte. Das war alles.
– Du hast ein paar weiße Haare bekommen, sagte sie plötzlich.
– Und du bist wieder schwarz.
– Es ist dir aufgefallen!, lachte sie zufrieden.
Patrizias Hand glitt unter sein Hemd. Scialoja leckte die feuchten Tröpfchen an ihrem Hals ab, biss in die dumpf riechenden Achselhöhlen. Patrizia stöhnte. Er dachte an Dandis Lächeln, als er ihn wegen Larineses Tod verhört hatte. Ein wohlwollendes, fast kameradschaftliches Lächeln. Die Kameradschaft zweier Männer, die mit derselben Frau ins Bett gingen. Es war alles falsch. Es war von Anfang an falsch gewesen. Sie liebten sich mit einer merkwürdigen Zärtlichkeit. Er spürte in ihr eine weiche Hingabe, die nach Frieden schmeckte, nach klaren Fluten, nach grenzenloser Freiheit. Danach hätte er sie am liebsten gefragt: Werde ich dir fehlen? Aber er hielt sich zurück. Es war gut so. Patrizia bestand darauf, ihm das I-Ging zu lesen.
– Ich verstehe nicht, was ihr euch alle vom Osten erwartet, brach es aus ihm heraus, wahrscheinlich nur eine Religion, die euch erlaubt, zu tun, was euch passt, und das Gewissen zum Schweigen bringt!
– Nero sagt, Yoga ist die Mutter aller Tugenden.
– Nero ist ein Mörder.
– Du siehst überall Mörder.
– Und du tust so, als würdest du sie nicht sehen!
– Ich schlafe jedenfalls sehr gut, seit ich Yoga mache, und das Ficken macht auch mehr Spaß.
– Offenbar hast du deinen Weg gefunden.
Patrizia zog sich zurück, von seiner bitteren Bemerkung gekränkt.
Am liebsten hätte er sich entschuldigt. Sie in die Arme genommen und gewiegt, bis sie wieder ein Kind geworden wäre. Oder eines dieser Plüschtiere, das er vor vielen Jahren in der Wohnung einer ganz anderen und doch so ähnlichen Person gesehen hatte. Ihr einfach gesagt: Schon gut, schon gut, ich verlange nichts von dir … sie nahm die Münzen und warf sie mit geschlossenen Augen auf den Tisch.
– Schau!
Siau Ko
… Die Beharrlichkeit des Kleinen.
– Was zum Teufel soll das bedeuten?
– Lies.
– „Versöhnung ist Beharren. Man darf kleine Dinge tun, man soll nicht große Dinge tun. Der fliegende Vogel bringt die Botschaft. Es ist nicht gut, nach oben zu streben. Es ist gut, unten zu bleiben. Großes Heil.“
– Das ist ein Zeichen des Nachgebens, erklärte Patrizia.
– So wie: Lass es bleiben?
– Es bedeutet: Wer es in Zeiten außergewöhnlicher Ereignisse nicht versteht, sich auf die kleinen Dinge zu beschränken, sondern unruhig immer weitergehen möchte, zieht den Groll der Götter und der Menschen auf sich, weil er sich von der Ordnung der Natur entfernt …
– Blödsinn. Warum fragst du dein heiliges Buch nicht, ob es gut ist, wenn ich abreise?
Patrizia sah ihm tief in die Augen, plötzlich ernst geworden.
– Hier steht, dass du dich zuerst mit Trentadenari unterhalten solltest.
II.
Freddo wurde Tag für Tag ein wenig ärmer.
Um Vastas Honorare, die astronomischen Behandlungskosten und die Geschenke für die Polizisten zu bezahlen, die oft ein Auge, wenn nicht gar zwei zudrückten, hatte er zwei große Autos, einen Jeep, das Motorrad und sogar die Rolex verkauft. Die Ware wurde von Nasello, einem kokainsüchtigen Wärter, auf den Markt geworfen. Nasello war auf seine Weise ein anständiger Typ, der sich darauf beschränkte, ihm nur fünfzehn Prozent vom Reinerlös abzuknöpfen. Freddo besaß nur noch ein paar Wohnungen und die Villa seiner Eltern. Aber die waren tabu. Wenn es so weiterging, würde er sogar noch zu arbeiten anfangen müssen. Trentadenari hatte ihm dreißig Prozent vom Gewinn abgezogen. Offizieller Grund: Die anderen redeten schon wegen der Kosten für das „teure Gerät“. Nehmen oder lassen. Trentadenari spielte sich als Schakal auf. Aber das war Freddo egal. Einmal abgesehen vom Geld war das Leben gar nicht so schlecht. Die Kontrollen hielten sich in Grenzen, die von Mainardi angeordneten medizinischen Untersuchungen waren harmlos. Freddo hatte endgültig mit
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