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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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    – Sie sind nicht bereit … sie sind nicht die Richtigen … Herz und Hirn, Freddo … es gibt nur uns beide …
    – Du überzeugst mich nicht, Libano. Tut mir leid.
    Am Morgen darauf zahlte Freddo den Vorschuss für ein Einfamilienhaus in Casalpalocco ein. Es war groß genug für seine Eltern und für Gigio, und wenn er wollte, konnte auch er ein Zimmer benutzen. Die Nachbarn waren ein Arzt und ein Anwalt. Sein Vater wollte nichts von ihm annehmen, also musste er mit seiner Mutter ein Abkommen treffen. Immer nur telefonisch. Und was den Vorschlag von Libanese anbelangte, so hatte er ihn immer wieder abgewimmelt: „Du überzeugst mich nicht.“ Den Grund hätte er allerdings nicht nennen können. Er hatte einfach das Gefühl, dass es nicht funktionieren würde, das war alles. Im Übrigen hatte er sich schon lange abgewöhnt, Erklärungen abzugeben.
VI.
    Patrizia mochte Ranocchia. Er war ihr Freund, ihr Vertrauter. Ranocchia war immer fröhlich. Er heiterte sie auf, wenn sie schlecht gelaunt war. Er tröstete sie, wenn sie sauer war. Vor allem gefiel ihr, wenn er ihr von seinen Träumen erzählte.
    – Ich bin blond, eins achtzig groß und habe zwei Riesentitten. Ich stehe ganz oben auf einer Treppe mit violettem Handlauf und halte einen Strauß weißer Lilien in der Hand. Unter mir stehen drei prächtige, wunderschöne Jungs, alle im Smoking. Das Orchester spielt
I Wanna Be Loved By You
und plötzlich halte ich wie durch ein Wunder ein kleines Banjo in meinen langen weißen Händen. Das Spotlight fällt auf mich. Ich gehe langsam hinunter, eine Stufe nach der anderen. Die Jungs sind bereits außer sich … ich spüre sie … ihre animalische Wärme … ich bin ihre Lieblingsbeute … ich bin Norma Jean Baker …
    – Wer?
    – Marilyn Monroe, Dummerchen!
    Das reichte und die trüben Gedanken verflüchtigten sich. Patrizia lachte. Ranocchia war ein Knirps mit grünlicher Haut.
    – Ich bin in der Wüste von Sonora, in Arizona … Ich bin Minnehaha, die Königin der Squaws. Die Skalpjäger haben mich gefangen genommen. Sie haben mich an einen Baum gebunden, der im Mondlicht daliegt. Die Jäger werden mich umbringen. Aber zuerst müssen sie mich der Reihe nach vergewaltigen. Ich weiß, dass irgendwo, hinter einem Felsen oder einem Kaktus, Goldschlange lauert, mein Mann, mit Pfeil und Bogen, bereit, mich zu retten. Ich weiß es und ich bin klatschnass. Ich hoffe nur, dass er möglichst spät kommt, damit ich es mir von diesen Tieren noch ordentlich besorgen lassen kann.
    – Woher nimmst du eigentlich die vielen Träume?
    – Vom Kino, mein Schatz. Vom großen Kino der Vergangenheit. Und du, was träumst du?
    – Ich träume nie.
    – Ach, du Ärmste! Das ist ja schrecklich! Sogar … sogar der Teufel, ja sogar der Teufel träumt hin und wieder … und sieht sich als schönes Engelchen …
    – Ich träume nie.
    – Weil dich irgendwas in deinem Köpfchen daran hindert, Schätzchen. Eine Art Fels. Ein Fels, der auf dir lastet. Wenn du ihn bloß ein wenig wegschieben könntest, diesen verdammten Felsen …
    – Ich denke nicht mal daran.
    – Du meine Güte, Patrizia! Du bist schrecklich! Du kannst nicht träumen … und nicht weinen! Dabei … würden diesem schmalen, klugen Gesicht ein paar Tränen so gut stehen …
    An dieser Stelle war das Spiel zu Ende. Patrizia ließ sich irgendeine Ausrede einfallen, und weg war sie. Das passierte immer wieder, wenn sie das Gefühl hatte, dass Ranocchia an etwas Unangenehmes rührte. Wenn sie gezwungen war, in ihr Inneres zu blicken: das war das Einzige, wovor sie wirklich Angst hatte.
    Ranocchia hatte eine Narbe auf der linken Wange, die von einer Stichwunde herrührte.
    – Ein feuriger Liebhaber, pflegte er zu sagen, und dabei kniff er die kleinen leuchtenden Äuglein zusammen, die von einem dichten Netz von Falten umgeben waren, die jeder Schönheitscreme trotzten. Und dann trällerte er den Refrain eines alten Schlagers von Tony Renis,
Quando dico che ti amo
.
    – Das ist die reine Wahrheit!
    Ranocchia hatte Spaß an gewagten Spielen. Er war als Sohn einer reichen Familie zur Welt gekommen, hatte studiert, war aber immer Außenseiter gewesen. Für Patrizia hätte er sich eine Hand abschneiden lassen, wenn nicht gar beide. Er hatte sie davon überzeugt, dass man in einem anständigen Bordell auf ein paar scharfe Jungs nicht verzichten durfte.
    – Für die anspruchsvolle Kundschaft, die vielleicht spezielle Gelüste hat …
    Zuerst wollte Patrizia nichts davon wissen:

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