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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Sizilianers und im Gegenzug bekommst du die Alfetta und eine Rolex wie diese. Und ich versichere dir, dass du danach zufrieden in dein Bettchen gehst und auf die Idee scheißt … Also, was sagst du dazu? Gefällt dir der Plan?
    Sellerone war vom Rot ins Aschfahle übergegangen. Und das Lachen der anderen war ein hämisches Grinsen geworden. Libanese befahl den anderen zu schweigen. Sie gehorchten.
    – Na dann los, Sellero!
    – Du … du glaubst wohl an gar nichts, Libano!
    – Was redest du da? Ich war schon Faschist, noch bevor du auf der Welt warst!
    – Was soll das heißen, Faschist!, stieß Sellerone hervor, du bist … du bist …
    – Na was?, fragte Libanese provokant.
    Sellerone fand keine Worte. Oder vielleicht fehlte ihm auch der Mut zu sagen, was er sich dachte. Dass die Geschichte von der „Koalition der Kriminellen“, mit der der Professor sie zu ködern versucht hatte, bloß gewaltiger Schwachsinn war. Er machte kehrt und verzog sich, gefolgt von Bufalos beißendem Spott.
    – Grüß die Idee von mir, wenn du sie siehst!
    Aber es gab auch einen, der keine großen Worte machte und schließlich einer der ihren wurde. Er nannte sich Nero, war groß und dünn wie Freddo, dem er auch vom Charakter her ähnelte. Die beiden waren ohne viel Aufhebens Freunde geworden. Wenn sie beisammen waren, genügte ihnen einfach die Gesellschaft des anderen, um sich nahe zu fühlen. Es war, als ob das, was der eine unter Verschluss hielt, in dem widerhallte, was der andere verbarg. Aber was machte sie eigentlich so hartnäckig, dass man überhaupt nichts aus ihnen herausholen konnte? Eine Wut, eine unausgesprochene und unaussprechliche Wut. Genau, eine Wut, über die man nicht sprechen konnte. Aber sie verstanden sich gegenseitig.
    Eines Abends, als Freddo gerade das Koks der Neapolitaner ausprobierte, kam Nero zufällig vorbei. Sie zogen gemeinsam eine Straße und Nero gestand schließlich, dass es für ihn das erste Mal war. Nur einmal. Nur ausprobieren. Man muss alles im Leben ausprobieren.
    Das hatte ihm sein Freund, ein echter Lehrer, beigebracht. Julius Evola. Ein Genie, das wegen einer Bombe im Krieg im Rollstuhl saß. Vor ein paar Jahren war er im hohen Alter gestorben. Er hatte in einer schäbigen Wohnung gewohnt und es geliebt, sich mit jungen Burschen zu umgeben. Als junger Mann war er Maler gewesen. Er sprach nicht über Politik, nur über das Leben. Nero hatte ihn des Öfteren besucht, als er noch minderjährig gewesen war. Er würde ihn nie vergessen.
    – Alles, alles, verstehst du? Bei ihm hast du wirklich verstanden, was die Idee bedeutet. Die Idee besteht nicht aus Worten. Die Idee besteht aus wortlosen Gesten. Alles. Der Fluss des Lebens. Und wenn es aus ist, ist es aus.
    Freddo hatte das Gefühl, als würden ihm diese Worte runterfließen wie Honig. Und er verspürte das Bedürfnis, Nero etwas anzuvertrauen, was er bisher noch niemandem gesagt hatte, das er nie jemandem sagen würde.
    – Ich habe erst einmal an das Ende gedacht, Nero. Ich war fünf Jahre alt, in der Klosterschule. Sie hatten mir eine widerwärtige Gemüsesuppe vorgesetzt und ich hatte sie beim Fenster hinausgeschüttet. Aber die Mutter Oberin bemerkte es, und daraufhin rief sie uns alle in den Hof und sagte zu mir, ich müsse die Suppe auflöffeln und essen. Vor allen. Bis zum letzten Tropfen. Das war der einzige Augenblick, in dem ich sterben wollte. Und ich habe beschlossen, dass ich mich nie wieder so fühlen wollte.
    – Wenn du willst, bring ich die Klosterschwester um.
    Freddo lächelte.
    – Das hat schon der Krebs besorgt.
    – Wahrscheinlich waren es deine Gebete, so was funktioniert, Freddo.
    – Glaubst du daran?
    – Das gehört zum Leben, nicht wahr? Also glaube ich daran.
    Dicke Freunde also. Und als Nero ihn um ein paar Waffen bat, überreichte ihm Freddo, ohne zu fragen, eine Tasche mit zwei Revolvern, einer halbautomatischen und einer tschechoslowakischen Maschinenpistole, die sie einem Trottel von der Autonomia abgenommen hatten.
IV.
    Schließlich wurde die Spielhölle eröffnet. Gleichzeitig wurden die von Ziccone engagierten Arbeiter mit der Renovierung von Freddos Villa in Palocco fertig. Bei der Eröffnung des
Full ’80
waren alle vertreten. Libanese, Scrocchiazeppi, Dandi, Nembo Kid, die Buffoni-Brüder, Botola und sogar Ricotta in Sakko und Krawatte: so albern und zugedröhnt, dass man ihm zu verstehen gab, er solle sich so wenig wie nur möglich sehen lassen, und er, der im Grunde ein guter Junge war,

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