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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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gelauscht. Als ich eines Tages mitten im Lied die Augen aufschlug, sah ich seinen Blick auf mir ruhen.
    Unsere Blicke trafen sich und versanken bis zum Ende des Liedes ineinander. Mein Herz klopfte so heftig, dass ich befürchtete, es würde mir jeden Moment aus der Brust springen. Ihm ging es genauso. Ich wusste einfach, dass er meine Gefühle erwiderte. Gefangen. Verführt. Verzaubert. So hatte ich mir die Liebe vorgestellt.
    Bis ich vorhin Jasons SMS gelesen habe und Dylan mir fünfzig Dollar dafür geboten hat, dass ich auf dem Rücksitz mit ihm schlafe. Damit war mein romantischer Traum geplatzt.
    Ich wünschte, ich könnte ihn fertigmachen. Ich möchte ihn bestrafen. Nur wie? Was kann ich tun, damit er leidet? Ich habe mein Leben lang versucht, meine Gefühle zu verbergen, damit niemand erfährt, wie zornig ich oft bin. Jetzt würde ich dafür sterben, sie zeigen zu können. Ich möchte schreien und toben und Dylan Stroud eigenhändig in Stücke reißen. Wenn ich sicher wäre, dass es mir gelänge, dann würde ich jetzt in sein Auto steigen und es versuchen.
    Aber das werde ich nicht tun. Denn wenn ich meiner Wut freien Lauf lasse, erleide ich einen Schub. Wie immer. Dann wird meine Haut eiskalt, mein Körper ist blockiert, ätzende Flüssigkeit zerfrisst mein Innerstes, und die wütenden, heulenden Stimmen in meinem Kopf laufen Amok. Aber sie schreien so laut, dass ich nicht verstehen kann, was sie sagen. Doch ich weiß, was sie fühlen. Verzweiflung. Abgrundtiefe Verzweiflung, unermesslich, endlos. Qual und Elend bluten in mir, und die Stimmen erfüllen mich so lange mit ihrem Schmerz, bis um mich herum alles schwarz wird.
    Wenn ich dann wieder zur Besinnung komme, ist meine Kleidung nass, weil ich mir durch den Kontrollverlust in die Hosen gemacht habe. Mein ganzer Körper schmerzt und ist grün und blau von meinem Sturz zu Boden.
    Es ist keine Epilepsie; auch keine psychische Störung im üblichen Sinn. Es gibt keine klassische Behandlungsform dagegen. Die Ärzte sind ratlos. Sogar dem Seelenklempner, bei dem ich als Kind in Behandlung war, hat die Sache Angst gemacht. Niemand mag Dinge, die er nicht versteht.
    Niemand mag einen Freak.
    Deshalb unterdrücke ich meine Gefühle, wenn ich unter Menschen bin. Ich möchte nicht, dass mich jemand so sieht. Das eine Mal vor acht Jahren hat völlig gereicht. Alle, die damals auf dem Schulhof waren, haben es gesehen, und keiner hat es je wieder vergessen. Sie sehen mich immer noch komisch an und wenden sich ab, wenn ich auf dem Gang an ihnen vorbeigehe. Sobald jemand Neues in die Stadt zieht, wird ihm die Geschichte ins Ohr geflüstert, damit sie nur ja nicht in Vergessenheit gerät. Ich werde immer eine Außenseiterin bleiben.
    Gemma ist die Einzige, die mir eine Chance gegeben hat. Aber meine erste und einzige Freundin ist verschwunden. Einfach abgehauen. Oder vielleicht sogar tot. Die Suchzettel, die ihre Eltern in der ganzen Stadt verteilt haben, erwecken jedenfalls diesen Anschein. Aber ich wette, dass sie mit einem ihrer vielen Verehrer durchgebrannt ist und nur vergessen hat, mir davon zu erzählen.
    Wahrscheinlich hat sie doch noch gemerkt, dass wir nicht zusammenpassen. Gemma ist reich und wunderschön, wild und lustig und immer von Jungs umschwärmt. Jeder von ihnen würde sein Leben dafür geben, mit ihr zusammen sein zu dürfen. Ich dagegen bin … nur ich. Ein blasses, schüchternes Mädchen mit Narben im Gesicht, das sich nicht traut, sich im Unterricht zu melden, und noch nie einen Jungen geküsst hat. Bis heute Abend. Ich glaube, sogar meine Mom wäre erleichtert, wenn ich nicht mehr da wäre. Dann müsste sie sich keine Sorgen mehr um mich machen.
    Wenn Dylan nicht so schnell und reflexartig reagiert hätte, würde ich jetzt niemandem mehr im Weg stehen. Ich könnte es natürlich noch einmal selbst versuchen, aber dazu fehlt mir der Mut. Es war vorhin so leicht, ihm ins Lenkrad zu greifen. Auf mich alleine gestellt, würde es mir sehr viel schwerer fallen, und auch dafür hasse ich ihn.
    »Bitte steig wieder ein, ich fahre dich nach Hause«, sagt er. »Du kannst doch unmöglich den ganzen Weg zu Fuß gehen.«
    »Und ob ich das kann!«
    »Es wäre mir aber lieber, du tätest es nicht.« Er klingt aufrichtig besorgt und traurig. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Das tut es nicht!«
    »Oh doch. Wenn du stehen bleibst, beweise ich es dir.«
    Ich antworte nicht. Ich laufe. Obwohl ich die meiste Zeit am Schreibtisch verbringe und zeichne oder auf einem

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