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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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könne man daher von einer »Romy-Ära« reden. Mag sein, dass Françoise Sagans
Bonjour Tristesse
das repräsentiere, was die Jugend heute tue, Romy dagegen stünde dafür, wonach sie sich sehne. Das Moderne, das Zeitlose an dem Phänomen Romy Schneider scheint die Sehnsucht nach dem, was vielleicht niemals war.
    Romy Schneiders nächste Produktion ist die sozialromantische Komödie
Scampolo
, das Remake eines Billy-Wilder-Stoffes von 1932, wieder unter der Regie von Alfred Weidenmann, die Außenaufnahmen entstehen auf der Insel Ischia. Das Publikum der Wirtschaftswunderzeit kann sich 1957 im Kino nun wieder Inspiration für Urlaubsreisen holen, auch wenn hier die Touristen eher karikiert werden. Kleine politische Kalauer über den Nachbarn im Süden sind im deutschen Film wieder möglich. Warum ein italienischer Bursche ausgerechnet Benito heißt, lässt sich damit erklären, dass er 1935 geboren wurde; eine Anspielung auf Benito Mussolinis Aufstieg im Italien der 1930er Jahre. Romy spielt in der Titelrolle ein elternloses Mädchen, das auf einem Boot wohnt, sich als fröhliche Fremdenführerin verdingt und die Einkünfte sozial Schwachen zugute kommen lässt. An ihrer Rolle empfindet sie das demonstrativ Temperamentvolle als angenehm neu. Wie
Kitty
ist sie das ehrliche, einfache Geschöpf, das einem Politiker die Wahrheit über die Probleme der Menschen sagt. Scampolo glaubt, dass sie siebzehn Jahre alt ist und ihr Name »das, was übrig bleibt« bedeutet. Sie ist im Grunde eine Art Anti-Lolita, die sich in eine Frau verwandelt und sich dabei über solche »Unnatürlichkeiten« wie Strümpfe und Schuhe lustig macht. Im Grunde ist sie – wie schon als Queen Victoria – ein Kind, das eine Frau kopieren muss (»Steh’ nicht sonatürlich da!«). Künstlerisch ist der Film keine Weiterentwicklung, bietet aber die Chance, in einer zeitgenössischen Komödie zu spielen, die nur um ihre Hauptdarstellerin zentriert ist.
    Für den am 26. Februar 1958 eröffneten Ufa-Palast am Hamburger Gänsemarkt gestaltet der Graphiker Kurt Wendt ein
Scampolo -Plakat
, auf dem das Gesicht von Romy Schneider fast zwei Stockwerke einnimmt. Romy kommt zur Premierenfeier, trinkt Wein aus Ischia und bedankt sich schriftlich für das beste Plakat, das sie bisher hatte. Die amerikanische Kritik bringt es auf den Punkt: »Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass Deutschlands attraktive zwanzigjährige Romy Schneider dazu ausersehen ist, ihren Platz in der Galaxie bedeutender Filmstars einzunehmen.« 181
    Nicht jeder freilich ist in dieser Galaxie beheimatet. 1957 berät man in Bonn, ob der Ausschuss »Film, Funk und Presse« in den Kulturausschuss gehöre, worauf ein Abgeordneter fragt, was denn wohl Romy Schneider dazu sagen würde? Das veranlasst den Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier zu einer Gegenfrage: »Wer ist dieser Romy Schneider?« In der Zeitschrift »Filmforum« wundert man sich daraufhin, dass ein Repräsentant des öffentlichen Lebens der Bundesrepublik ein solches Massenidol nicht einmal dem Geschlecht nach richtig zuordnen könne. Es handle sich bei der Gesuchten um ein reizend aussehendes Mädchen, von dem noch niemand sagen könne, wie groß dessen Begabung wirklich sei. Noch relativiert der Bericht: »Eine große Schauspielerin? Unsinn, das wird sie vielleicht werden, wer kann das wissen. Aber der Öffentlichkeit wird diese auf – zugegeben – liebenswürdige Art noch unreife Schauspielerin als Idol präsentiert. Die Masse der Kinobesucher (es sind nicht vor allem die Jugendlichen) hat das Idol akzeptiert, und jetzt wird sie von einem unangemessenen Publicity-Rummel immer weiter gereizt. Sie überschlägt sich in Beifallsäußerungen und macht das arme Ding mit seinem Jungmädchenlächeln glauben, es sei einbedeutendes Persönchen geworden, dem frenetischer Beifall zu erweisen wohl angebracht ist.« 182
    Die Halbzarte
, unter der Regie von Rolf Thiele, bereitet einen Fachwechsel Romy Schneiders in zumindest gemäßigt erotische Bereiche vor. Die Presse überzeugt sie damit nicht. Es sei zwar eine »entsissite«, aber keine neue Romy Schneider, die man hier zu sehen bekomme, meint eine Zeitung harsch, sondern lediglich eine anders frisierte »über dem nichtssagenden Kindergesicht«, 183 die sich hilflos wie ein Vampirlein gebärde. Die Graphik der Credits zu dem Film betont ihre weiblichen Formen. Romy Schneider ist zunächst auf einem Aktfoto zu sehen – als Baby freilich – die erste Einstellung zeigt ihr

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