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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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Bein bis zum Knie. Sie trägt hautenge Kleidung und eine Brille. Alle künstlerischen Versuche der von ihr gespielten Amateurschriftstellerin Nicole enden mit Absagen, irgendetwas scheint sie falsch zu machen. Die Dialoge spielen in (un)freiwilliger Komik sanft mit den Themen der Zeit. Was interessiert die Menschen heute, fragt man sich. Nicole/Romy: »Sex.« Mutter/ Magda Schneider: »Nicht in meinem Haus!« Um endlich Geld ins gutbürgerliche Heim zu bringen, erfindet man eine unmoralische Biographie, als deren Autorin – und damit Vorlage – sich die von Romy gespielte Figur ausgibt. Das schlüpfrige Werk hat prompt Erfolg, wird als Theaterstück dramatisiert, bald interessiert sich ein amerikanischer Produzent für die Filmrechte. Er bedingt sich jedoch aus, die Autorin kennenzulernen. Romy verkleidet sich für die neue Rolle, ohne Brille und mit einer frecheren Frisur. In einem Babydoll-Nachthemd kokettiert sie mit ihrem Spiegelbild. Wien sieht man in dem Film nicht mehr als Operettenstadt, sondern als Kulisse bunter Lichter bei Nacht, in der es ein Fiakertaxi mit eingebautem Radio, Discos und Nachtclubs gibt. Ein FKK-Club muss als »unanständiger« Ort herhalten. Den »Donauwalzer« von Johann Strauß hört man in einer Jazz-Version, und der Kabarettist Georg Kreisler besingt beim Heurigen nicht die Schönheit des Monden-, sondern des Dollarscheins. Auf dem Standesamterklingt schließlich aus der Jukebox Wagners Hochzeitsmarsch aus
Lohengrin
.
    Der Produzent wird der dramaturgisch notwendige
love interest
der Geschichte, er will mit dem amoralischen Mädchen Geld machen. Unanständigkeit fasziniert ihn, privat sucht er freilich »ein Mädchen ohne die geringste Vergangenheit«, um es zu heiraten. Romy erfüllt ihm diesen Wunsch nur zu gern. Erst der Trauschein bringt Nicole dazu, »Unanständiges« zu tun. Die »guten Ratschläge« an das junge Mädchen lesen sich altbacken wie gewohnt: »Wenn er dich verprügelt hat, dann liebt er dich.« Dass Romy Schneider in dem Film, wie eine Zeitung postum feststellte, mit der Welt der Erwachsenen abrechnete, ist somit eine überzogene Interpretation. 184
    Bei den Dreharbeiten zu
Die Halbzarte
lernt Romy Gertraud Jesserer kennen. Die junge Wienerin beginnt mit zwölf Jahren als Komparsin für den Film zu arbeiten und ist, wie Romy bei ihrem ersten Film, vierzehn Jahre, als sie für
Die Halbzarte
engagiert wird. »Man hat mich damals direkt aus der Komparserie geholt. Ich habe mich in eine lange Schlange eingereiht, aus der mich der Aufnahmeleiter Gino Wimmer herauspickte, da man eine ›Schwester‹ für Romy Schneider suchte. Nach den Dreharbeiten war ich gemeinsam mit meiner Mama auf ›Verbeugungstournee‹, ich erinnere mich an jubelnde Menschenmassen. Ich hatte den Mantel, den Romy im Film trug, geschenkt bekommen, weil ich keine geeignete Garderobe hatte.« 185 In den Film selbst darf Jesserer, da sie erst fünfzehn Jahre ist, nicht hinein, erst danach auf die Bühne, um sich mit den anderen zu verbeugen. »Romy war ganz lieb, hat mich auch abseits der Rolle schwesterlich behandelt, daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Freundschaften hat Romy nicht spontan geschlossen, dann aber dauerten sie ein Leben lang.« 186 Nach der gemeinsamen Arbeit schreibt Romy ihr aus Bahn oder Flugzeug Briefe in Fortsetzungen und schickt sie ins Wiener Theater in der Josefstadt, wohin Jesserer engagiert wird.

In den USA
    Am 18. Januar 1958 erscheint eine Homestory, die Romy im Kreise ihrer Familie zuhause in der Schönau zeigt. Übertitelt mit »Einmal im Jahr ist Familientag« 187 zeigt sie die »glückliche Familie«, im Grunde aber eigentlich »Sissi« ganz privat in der tiefverschneiten Berchtesgadener Landschaft. Unter dem Begriff Familientag versteht man den knapp vor Jahresende gelegenen Geburtstag von Romys Großvater mütterlicherseits, der 79 Jahre alt geworden ist. Ein rüstiger, weißbärtiger, von der Gebirgssonne gebräunter Greis. Mit ihm posiert die Enkelin, sowie auch die restliche Familie inklusive den Dackeln Seppl und Choco und dem Boxer Ajax. »Daddy« Blatzheim gießt seiner Stieftochter an der Hausbar einen Drink ein, Romy speist umringt von gutbürgerlich repräsentativem Porzellan. Im selben Monat berichten Filmblätter, dass im Kölner Handelsregister die »Magda Schneider Film GmbH« eingetragen wurde. Gegenstand der Unternehmung seien die Herstellung und der Verleih von Reklame-, Spiel- und Kulturfilmen sowie die Verwertung von

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