Romy Schneider - die Biographie
Teils der Trilogie beschäftigt sich mit den Gründen des übermäßigen Erfolges der Serie. In einer Welt der Atomreaktoren, heißt es da, der Erdsatelliten, Überschallgeschwindigkeiten, der Psychoanalyse und der Relativitätstheorie, des Eisernen Vorhangs und wirtschaftlicher Interessen scheint kein Platz mehr für die in der menschlichen Seele verborgenen Träume. »Und dennoch oder gerade deshalb ist die Sehnsucht des Menschennach der schönen Unwirklichkeit, nach dem fernen Unbekannten, nach einer Zeit, in der alles ganz anders war, größer denn je.« Genau das aber werde mit
Sissi
heraufbeschworen. Es handle sich um einen historischen Stoff, der jedoch vor fast 100 Jahren in einer Welt spiele, die der heutigen so fern liege, »wie unseren Großeltern das Reich der Elfen, Feen und Zwerge gewesen sein muß«. Eine gute alte Zeit also, die es nie gab, die man aber in jeder nicht so guten neuen Zeit gern konstruiert. Sissi wird in der Folge mit Figuren wie Schneewittchen oder Turandot gleichgesetzt. Der wichtigste Erfolgsgrund sei jedoch die Interpretin der Titelrolle. »Vielleicht werden ein paar Geschichtsforscher nachweisen können, daß Elisabeth in ihrem Typ und ihrem Verhalten anders war als die Sissi-Romy es ist. Aber spielt das eine Rolle? Historische Wahrheit und die Wahrheit eines Traums sind nie identisch. Wesentlich ist, daß in Romys Gestaltung dieser Rolle der heimliche Wunsch von Millionen seine Erfüllung findet.« 171
Die Dreharbeiten beginnen im August 1957. Der dritte Teil zeigt »die Bewährung der jungen Ehe Franz Josephs I. und seiner Gemahlin Elisabeth und schließt mit dem Sieg Sissis in der Politik.« 172 Die Premiere findet am 20. Dezember 1957 im Wiener Apollo-Kino statt. Mit 129 Kopien wird der Film schließlich aufgeführt. Auch der dritte
Sissi - Teil
läuft als österreichischer Beitrag 1958 im offiziellen Wettbewerb von Cannes, die Goldene Palme erhält in dem Jahr jedoch die russische Produktion
W enn die Kraniche ziehen
. Senta Wengraf spielt in den
Sissi
-Teilen II und III die Hofdame der Kaiserin, Gräfin Bellegarde. Die Rolle ist zwar klein, doch Wengraf kommt, da sie in vielen Szenen eingesetzt wird, auf zahlreiche Drehtage. Sie spürt buchstäblich am eigenen Leib, dass der Film nur auf seine Protagonistin zugeschnitten ist: »In Amalfi, das im Film Korfu darstellt, lag sie für eine Szene auf einem Liegebett und sprach von dort zu mir hoch. Ich war außerhalb des Bildes in der Sonne und schwitzte. Normalerweise steht dort ein Double oder jemand von der Crew, aber Marischka dachte,für Romys Spiel wäre es besser, wenn ich wirklich dort sei. So stand ich einen Tag lang in der Sonne und holte mir in dem dekolletierten Kleid einen Sonnenbrand. Als man die Gegenschuss-Szenen drehte, meinte Marischka: ›So Kinder, ich geh’ jetzt frühstücken, Macht’s gut!‹ Romy war zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr da, und ich sprach zu einem leeren Liegestuhl. Ihre Szenen dauerten fast einen Tag, meine ungefähr zehn Minuten.« 173
Eine Reihe von Diskussionen gibt es über die Frage, ob man Romy in dem Film als junge Mutter zeigen solle, obwohl man dies bereits im zweiten Teil tat. Manche fürchten deswegen um den Erfolg des Films und plädieren dafür, die Szenen mit ihrem Kind herauszuschneiden. Doch Marischka bleibt bei seiner Version, lässt gerade diesen Aufnahmen im Schlussteil zentrale Wirkung zukommen, und das kommerzielle Resultat gibt ihm recht.
In Österreich und Deutschland sind es nicht zuletzt die Kinobesitzer, die Marischka für den finanziellen Erfolg des Films dankbar sind, an dem auch sie kräftig partizipieren. »Gratulieren herzlich zu dem überwältigendem Erfolg von
Sissi III
mit 110 000 Besuchern und sechs Wochen Laufzeit in meinen beiden Theatern«, 174 telegrafiert etwa die Chefin der Kammer-Lichtspiele und des Europa-Palastes in München. Im Januar 1958 berichten österreichische Filmzeitschriften, dass es dem heimischen Film über seinen deutschen Weltvertrieb gelinge, einige Produkte auf den Weltmarkt zu bringen. Neben
Die letzte Brücke
und
Der letzte Akt
punkten vor allem
Mädchenjahre einer Königin
und
Sissi
. Die »Berliner Filmblätter« listen
Sissi, die junge Kaiserin
auf Platz drei der erfolgreichsten deutschen Filme der Saison 1956/57, hinter
Der Hauptmann von Köpenick
und
Die Trapp-Familie
.
Auch der Abschluss der Trilogie verspricht ähnlich erfolgreich zu sein. »
Sissi III
erobert die Welt« 175 tituliert eine Schlagzeile im Februar 1958,
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