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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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zwei Burgen statt einer und einen Abgrund dazwischen. Aber vergiß nie, was ich dir gesagt habe. Hüte dich davor, in den Höllenschlund zu fallen!«
    Und sich davor hüten, genau das hatte Ronja vor. Es war das Beste, was sie tun konnte, jetzt, wo die wilden Druden über dem Wald tobten.
    Sie war schon oft beim Höllenschlund gewesen, aber noch nie dem gefährlichen Abgrund nahe gekommen, der sich dort jäh und ohne schützende Mauerkrone auftat. Jetzt kroch sie auf dem Bauch bis zum Rand vor und äugte hinab in die Tiefe. Hu, das war grausiger, als sie gedacht hatte!
    Sie griff nach einem der losen Steine, die dort am Rand lagen, und ließ ihn hinabfallen. Und als sie dann den Aufschlag tief unten hörte, schauderte ihr. Es klang so dumpf und klaftertief, ja, dies war wirklich ein Schlund, vor dem man sich hüten mußte! Aber so besonders breit war die Kluft, die die beiden Burghälften trennte, eigentlich nicht Mit einem tüchtigen Sprung müßte man wohl hinüberkommen? Doch so verrückt war wohl keiner! Nein, vielleicht wäre es aber trotzdem gerade die richtige Art, sich wie gewohnt zu hüten und zu üben.
    Wieder spähte sie in die Kluft hinab, hu, welche Tiefe! Dann sah sie sich um, um festzustellen, von wo aus man den Sprung am besten wagen konnte. Und da sah sie etwas. Vor lauter Verblüffung wäre sie fast in den Höllenschlund gefallen.
    Ein wenig entfernt jenseits der Kluft, saß jemand. Jemand,, der etwa so groß war wie sie selber, und er baumelte mit den Beinen über dem Höllenschlund.
    Ronja wußte, daß sie nicht das einzige Kind auf der Welt war. Nur auf der Mattisburg war sie es und im Mattiswald. Aber Lovis hatte ihr gesagt, daß es anderswo viele Kinder gab, und von zweierlei Art, solche, die zu Mattisen wurden, wenn sie groß waren, und solche, die zu Lovisen wurden. Ronja selbst würde eine Lovis werden. Und irgendwie spürte sie, daß der dort drüben, der die Beine über dem Höllenschlund baumeln ließ, ein Mattis werden würde.
    Noch hatte er sie nicht entdeckt. Ronja schaute ihn sich wie er dort saß, und sie lachte leise, weil es ihn gab.

3.
    DA SAH ER SIE UND LACHTE AUCH. »Ich weiß, wer du bist«, sagte er. »Du bist die Räubertochter, die immer im Wald rumrennt. Ich hab dich da mal gesehen.« »Wer bist du denn?« fragte Ronja. »Und wie um alles in der Welt bis du hierhergekommen?«
    »Ich bin Birk Borkasohn, und ich wohne hier. Wir sind heute nacht hier eingezogen.« Ronja starrte ihn an. »Wer wir?«
    »Borka und Undis und ich und unsere zwölf Räuber.« Es dauerte eine Weile, bis sie das Unerhörte begriff, das er da gesagt hatte. Schließlich sagte sie: »Willst du etwa behaupten, daß die ganze Nordburg voller Hosenschisser ist?« Er lachte.
    »Nein, hier gibt es nur rechtschaffene Borkaräuber. Aber da drüben, wo du wohnst, da ist es knüppelvoll von Hosenschissern, das hat man ja immer gehört.«
    So, also das hatte man immer gehört! Was für eine unglaubliche Unverschämtheit! Es begann in ihr zu kochen. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    »Im übrigen«, sagte Birk, »ist das hier nicht länger eine Nordburg, Von heute nacht an heißt sie die Borkafeste. Versuch, dir das zu merken!«
    Ronja schnappte nach Luft so fuchsteufelswild war sie. Die Borkafeste! Das war doch wahrhaftig, um daran zu ersticken! Was für Schurken sie waren, diese Borkaräuber! Und dieser Lümmel, der dort saß und grinste, war einer von ihnen!
    »Potz Pestilenz!« rief sie. »Wart nur, bis das Mattis zu Ohren kommt, dann fahren alle Borkaräuber mit einem Furz zum Donnerdrummel!« »Das glaubst du!« sagte Birk. Aber Ronja dachte an Mattis, und ihr grauste. Sie hatte ihn schon vor Wut ganz von Sinnen erlebt und wußte, wie das war. Doch diesmal würde die Mattisburg wohl noch einmal zerbersten, das war ihr klar. Und sie wimmerte bei dem Gedanken daran. »Was ist los mit dir?« fragte Birk. »Geht's dir nicht gut?«
    Ronja antwortete nicht. Sie hatte jetzt genug, genug von dem Lümmelgeschwätz und den Frechheiten. Jetzt mußte gehandelt werden. Bald würden die Mattisräuber heimkommen, und dann, potz Pestilenz, würde auch der letzte kleine Hosenschisser von einem Borkaräuber schneller aus der Mattisburg verschwinden, als er reingekommen war! Sie stand auf und wollte gehen. Doch da sah sie, was Birk vorhatte. Wirklich und wahrhaftig, dieser Lümmel machte Anstalten, über den Höllenschlund zu springen! Er stand dort ihr gegenüber auf der anderen Seite, und jetzt nahm er einen Anlauf. Da

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