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Ronja Räubertochter

Ronja Räubertochter

Titel: Ronja Räubertochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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da, so wie Ronja ihn von jeher kannte. Jetzt war ihr, als gebe es keinen schöneren Anblick, und mit einem Aufschrei warf sie sich über ihn.
    »Klein-Klipp ... Oh, bist du es ... daß du ... daß du gekommen bist!«
    Sie war so froh, daß sie stammelte.
    »Feine Aussicht hier«, sagte Klein-Klipp.
    »Man sieht ja den Fluß und den Wald!«
    Ronja lachte.
    »Ja, man sieht den Fluß und den Wald. Bist du deswegen hergekommen?«
    »Nee, Lovis schickt mich mit Brot«, sagte Klein-Klipp. Er öffnete seinen Lederbeutel und holte fünf große Brotlaibe hervor. Da rief Ronja:
    »Birk, hast du gesehen? Brot! Wir haben Brot bekommen!«
    Sie nahm einen Laib und hielt ihn hoch, dann sog sie den Duft ein, und Tränen traten ihr in die Augen.
    »Lovis' Brot! Ich hab ganz vergessen, daß es etwas so Wunderbares gibt!«
    Und sie brach große Stücke davon ab und stopfte sie in den Mund. Sie wollte auch Birk von dem Brot geben, aber er stand finster und stumm da und ging, ohne ein Stück anzunehmen, in die Grotte.
    »Ja, Lovis hat sich ausgerechnet, daß du jetzt kein Brot mehr hast«, sagte Klein- Klipp. Ronja kaute, der Geschmack des Brotes war wie eine Seligkeit im Mund, und plötzlich sehnte sie sich nach Lovis. Und sie mußte Klein-Klipp fragen:
    »Woher weiß denn Lovis, daß ich in der Bärenhöhle wohne?«
    Klein-Klipp schnaufte nur verächtlich.
    »Hältst du deine Mutter etwa für dumm? Wo solltest du denn sonst sein?«
    Er sah sie grübelnd an. Da war sie, ihre Ronja. Ihre schöne kleine Ronja, und sie stopfte nur Brot in sich hinein, als wäre das alles, wonach es sie in diesem Leben verlangte. Jetzt mußte er seinen Auftrag loswerden, und schlau sollte er es einfädeln, hatte Lovis gesagt. Er druckste herum. Denn besonders schlau war Klein-Klipp nicht.
    »Du, Ronja«, sagte er zögernd, »willst du nicht bald nach Hause kommen?«
    Drinnen in der Grotte polterte etwas. Dort stand jemand, der lauschte und wollte, daß Ronja es merkte. Aber gerade jetzt gab es für Ronja nur Klein-Klipp. Sie mußte ihn so viel fragen, so viel, was sie unbedingt wissen wollte. Er sals neben ihr, aber beim Fragen konnte sie ihn nicht ansehen, oie starrte auf den Fluß und die Wälder, und sie fragte so leise, daß Klein-Klipp sie kaum verstand:
    »Wie ist es denn jetzt in der Mattisburg?«
    Und wahrheitsgetreu antwortete Klein-Klipp:
    »Traurig ist es jetzt in der Mattisburg. Komm nach Hause Ronja!«
    Ronja sah auf den Fluß und die Wälder.
    »Hat Lovis dich geschickt damit du mir das sagst?«
    Klein-Klipp nickte.
    »Ja! Ohne dich ist es zu schwer, Ronja. Alle warten darauf, daß du wieder nach Hause kommst.«
    Ronja sah immer noch auf den Fluß und die Wälder und fragte leise:
    »Und Mattis? Wartet er auch darauf, daß ich nach Haus komme?«
    Klein-Klipp fluchte.
    »Dieser Satansbraten! Wer weiß schon, woran er denkt und worauf er wartet!«
    Danach schwiegen sie beide eine Weile. Und schließlich fragte Ronja:
    »Spricht er jemals von mir?«
    Klein-Klipp wand sich. Gerade jetzt sollte er es schlau anstellen. Darum schwieg er.
    »Sag mir ruhig, wie es ist«, sagte Ronja.
    »Nennt er denn niemals meinen Namen?«
    »N... nee«, gestand Klein-Klipp widerstrebend.
    »Und auch kein anderer darf es tun, wenn er es hören kann.«
    Verdammt, jetzt hatte er doch das gesagt, was er auf Lovis Geheiß verschweigen sollte, jaja, das war schlau eingefädelt! Er sah Ronja flehentlich an.
    »Aber alles wird wieder gut, kleine Ronja, wenn du nur nach Hause kommst!«
    Ronja schüttelte den Kopf.
    »Niemals komme ich nach Hause. Nie, solange ich nicht Mattis' Kind bin! Sag ihm das, sag es so laut, daß man es in der ganzen Mattisburg hört.«
    »Besten Dank«, sagte Klein-Klipp.
    »Das auszurichten würde sich nicht mal Glatzen-Per trauen.«
    Ja, Glatzen-Per sei übrigens ziemlich hinfällig geworden, erzählte Klein-Klipp. Und wie könne es auch anders sein bei all dem Jammer und Elend? Mattis poltere und wüte stets und ständig, nichts sei ihm mehr recht, und mit der Räuberei gehe es miserabel. Der ganze Wald wimmelte von Landsknechten, fuhr Klein-Klipp fort, und Pelje hatten sie gefangen, und der Vogt hatte ihn bei Wasser und Brot in einen Kerker gesperrt. Auch zwei von den Borkamännern saßen dort, und es hieß, der Vogt habe sich geschworen, daß alle Räuber des Mattis-waldes noch in diesem Jahr geschnappt würden und ihre gerechte Strafe erhielten. Was das nun bedeuten mochte, fragte Klein-Klipp, am Ende gar den Tod?
    »Lacht er denn jetzt nie

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