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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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schwelgen, wenn er hier…
    »Pass auf!«, zischte Val.
    Zu spät. Auf meinem Jackett prangte ein brauner Fleck in Reißzweckengröße.
    »Idiot«, schimpfte Stefano. »Jetzt können wir ihn nicht mehr zurückbringen.«
    Der Kragen meines Oberhemdes wurde auf einmal enger.
    »Entschuldige«, stammelte ich. »Ich zahle es dir natürlich zurück.«
    Da ging es hin, mein sauer verdientes Geld für die Ferien. Und damit auch mein restlicher Urlaub. Ehrlich gesagt merkte ich, dass ich ziemlich sauer wurde. Ich meine, es war doch nicht meine Idee gewesen, den hässlichsten Anzug der Welt zu kaufen und dann noch auf Stefanos Kosten.
    Der konnte schon wieder grinsen, da ihm sein Geld ja sicher war.
    »Du bist genauso ein Ferkel wie Val.«
    Ich verstand nicht, was es da zu lachen gab. Mein T-Shirt, auf das sie am Morgen gekleckert hatte, kostete keine Hunderte von Euro.
    »Mach doch nicht so ein Gesicht.« Sie legte ihre Hand auf meine.
    »Ja, versuch, es jetzt doch einfach zu genießen«, stimmte Stefano ihr zu. »Sonst tut es dir morgen leid.«
    Ein Ober räumte die Teller ab und ein anderer brachte das Hauptgericht. Meins war lubina – ein riesiger Seebarsch, in dem noch das Auge saß. Ich deckte es mit einem Salatblatt ab, damit ich seinen anklagenden Blick nicht sehen musste. Auf dem Gebiet bin ich nun einmal ziemlich empfindlich.
    »Hast du deine Kamera dabei?«, fragte Stefano. »Du isst nicht jeden Tag in so einem besonderen Restaurant.«
    Ich reichte ihm den Apparat, erklärte ihm, wie er blitzen musste, und rückte näher an Val. Wegen dieser ganzen Geldkrise würde ich sie höchstwahrscheinlich schon bald nicht mehr sehen, also traute ich mich und legte ihr einen Arm um die nackten Schultern.
    Ich bekam keinen Klaps.
    Stefano starrte auf den Monitor. »Say cheese!«
    »Cheese!«, riefen Val und ich gleichzeitig.
    »Noch eins«, sagte sie.
    Sie schob mit dem Messer etwas Maronenpüree auf ihre Gabel und schob sie in den Mund. Die Kamera blitzte. Val verzog das Gesicht und stieß einen Schrei aus. Ich dachte, sie hätte sich auf die Zunge oder die Innenseite der Wange gebissen, aber es war viel schlimmer. Als sie ihre Lippen öffnete, sah ich, dass etwas zwischen ihren Zähnen klemmte.
    Es war ein Stück Glas!
    Sie hätte es verschlucken und sich die Speiseröhre oder den Magen verletzen können. Ganz zu schweigen davon, dass sie es auch wieder hätte auskacken können. Ich sah eine Toilette voller blutigem WC-Papier vor meinem inneren Auge. Ein einziges Mal sagte mein Mund genau das, was mein Hirn dachte: »Scheiße, Mann!«
    Stefano stand auf und rief etwas auf Spanisch. Ich brauchte nicht verstehen zu können, um zu sehen, dass er wütend war. Gabeln schwebten auf halbem Weg in der Luft und alle starrten uns an. Nicht nur einer, gleich vier Ober eilten zu unserem Tisch. Sie vergaßen ihre Verbeugungen, inspizierten das Stück Glas, gestikulierten heftig und holten noch jemanden herbei, der nicht wie ein Ober gekleidet war, sondern einen dreiteiligen Anzug trug, was mich vermuten ließ, dass es sich um den Inhaber des Restaurants handelte. Er legte seine Hand auf Stefanos Arm und sagte etwas, das gleichzeitig flehend, aber auch drängend klang. Schließlich nickte Stefano und begleitete ihn. Ich blieb allein mit Val.
    »Was macht er?«
    »Glück im Unglück«, sagte sie. »Ich nehme an, dass wir heute Abend gratis gegessen haben.«

17
    Zeit: heute
Ort: Polizeiwache Francaz – Spanien
    Barbalala und Perez sind nach Hause gegangen. Ich stelle mir vor, wie sie ihre Kinder ins Bett bringen, mit dem Hund Gassi gehen oder auf dem Sofa sitzen und fernsehen. Und ich? Was würde ich darum geben, ein Fußballspiel ansehen zu dürfen. Oder wenigstens hören zu können. Es ist so unangenehm still hier, bis auf das leise Geraschel der Kakerlaken. Wie viele Stunden habe ich noch, bevor ich ganz allein im Dunkeln hocke? Selbst der gruseligste Horrorfilm wirkt auf einmal kindisch. Es gibt nur einen einzigen Lichtblick: Sie haben meine Mutter gefunden. Ich durfte ein paar Minuten am Telefon mit ihr sprechen, aber ich konnte nicht aufhören zu heulen und dadurch fing sie auch an zu weinen und Perez hielt es für sinnvoller, das Gespräch zu übernehmen. Er sagte, dass sie einen Flug bucht, um so schnell wie möglich hier zu sein und…
    Das Geräusch von Absätzen auf Beton lässt mich aufschrecken.
    Es ist mein neuer Aufseher – ein schweigsamer Polizist, der mit seinem schwarzen Schnurrbart und seinem pockennarbigen Gesicht

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