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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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wahrscheinlich schon reich genug.
    »Nummer?«, fragte Val.
    Stefano hielt ihr das altmodische Handy hin, damit sie die Nummer vom Display abschreiben konnte. Danach riss sie das Blatt aus dem Block und drückte es an die Kaugummipunkte. »So, das hängt.«
    Ich versuchte, laut zu lesen, was da stand.
    Val kicherte. »Du hast gerade gesagt, dass sie uns anrufen sollen, wenn sie Konzertkarten verstehen wollen, statt sie zu kaufen.
    Wir fanden einen Schlafplatz auf einem Campingplatz am Rande von La Lina. Zwar hatte ich kein Zelt dabei, aber Stefano hatte eins. Er meinte, wir würden locker zu dritt reinpassen. Es war ein bisschen eng, aber es ging tatsächlich, wenn wir unsere Rucksäcke draußen unter dem Vordach abstellten.
    Stefano und ich mussten auch draußen stehen bleiben, denn Val wollte sich im Zelt zum Schwimmen umziehen. Wir schlangen uns die Handtücher um die Hüften, zogen Hosen und Unterhosen aus und die Badehosen an. Val öffnete den Zeltreißverschluss und kam im Bikini zum Vorschein.
    Photoshop überflüssig, dachte ich.
    Der blaugrüne kleine See lag wie in einem natürlichen Becken zwischen den Bergen.
    Val warf ihr Handtuch über einen Strauch. »Wer als Letzter im Wasser ist, muss ein Eis ausgeben!«
    Noch bevor ich blinzeln konnte, rannte sie schon in den See.
    »Fehlstart!« Ich ließ meine Sachen auf den Boden fallen und stolperte über die kleinen, spitzen Kiesel hinter ihr her. Das kalte Wasser umfing meine Beine. Es war, als stünde ich mit dem Unterleib im Kühlschrank und dem Oberkörper in einer Sauna. Ich zögerte, meine Badehose nass zu machen – ich hänge ziemlich an bestimmten Körperteilen und während der Eislauf-Elf-Städte-Tour in Friesland frieren auch schon mal Nasen und Zehen ab.
    »Softi!« Val klatschte und spritzte mit beiden Händen Wellen in meine Richtung.
    Meine Haare trieften. Ich schrie vor Kälte und ließ mich dann doch unter Wasser gleiten. Halb erfroren, aber als Held tauchte ich prustend wieder auf.
    Val stand und überragte mich. »Toll, oder?«
    »Wenn du es toll findest, dass es dir vor Kälte den Atem verschlägt, ja.«
    Sie lachte und rief Stefano am Ufer zu: »He, du trübe Tasse. Kommst du auch noch oder wie sieht’s aus?«
    »Kleinen Augenblick.« Aus der Plastiktüte mit seinen Sachen kam ein Geräusch. Das altmodische Telefon!
    »Dass das Ding noch funktioniert«, sagte ich.
    Val kicherte. »Er heißt Job.«
    »Wer?«
    »Der Apparat. Stefano nennt ihn immer so.«
    Stefano setzte sich und nahm jetzt auch das Skizzenbuch und den Stift aus der Tüte.
    »Warum benutzt er Job eigentlich?«, fragte ich. »Er hat doch ein normales Handy.«
    Stefano nickte am Telefon und schrieb.
    »Sein normales Handy ist nur für den privaten Gebrauch«, antwortete Val. »Job ist für Geschäfte.«
    Job hieß also wirklich Arbeit. Jetzt kapierte ich es.
    »Geschäfte? Geht er denn nicht mehr zur Schule?«
    »Schon mal was von einem Nebenjob gehört?«
    Ja, von Regaleauffüllen im Supermarkt und so. Oder Zeitungenaustragen. Aber dafür brauchte man wirklich kein zusätzliches Handy.
    »Was für eine Art Arbeit ist das dann?«, fragte ich.
    »Das weißt du doch.« Sie ließ sich wieder ins Wasser fallen. »Alicias Konzertkarten verkaufen.«
    »Und das geht nur mit Job?«
    »Nervensäge. Du kommst mir vor wie meine Mutter.« Sie schubste mich unerwartet, sodass ich untertauchte.
    Ich stellte mich auf die Hände, machte eine Rolle vorwärts und kam wieder hoch. Rache!
    Aber Val war schon von mir weggeschwommen und kletterte auf einen Felsen. Sie winkte Stefano zu und danach mir. Dann stellte sie sich auf die Zehen, streckte ihre Arme und beugte sich vor. Mit einem eleganten Sprung tauchte sie ins Wasser.
    Ich weiß nicht mehr genau, wann ich unruhig wurde. Vielleicht schon nach zehn Sekunden, aber es kann auch gut nach einer halben Minute gewesen sein. Wo blieb Val? Sie hätte schon längst wieder auftauchen müssen. Mein Blick suchte die Wasseroberfläche in der Nähe des Felsens ab und danach den restlichen See zwischen mir und dem Felsen. Ich konnte sie immer noch nicht sehen, auch weiter hinten nicht, so weit ich schauen konnte. Val war spurlos verschwunden.
    Es ist ein Scherz, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Sie hat sich versteckt und lacht sich kaputt. Aber mein Herz schlug schneller und ich musste immer an eine Sendung von Trauma denken, in der sich ein Junge den Hals gebrochen hatte, weil er kopfüber in seichtes Wasser gesprungen war. Ich wusste nicht, wie

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