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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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als sie vom Tode
     Brandel Gecks erfuhr, von dem sie so unendlich viel für die Partei, für die Menschheit erwartet habe. »Wir alle |617| stehen unter dem blinden Schicksal, mich tröstet nur der grimmige Gedanke, daß ich doch auch vielleicht bald ins Jenseits
     befördert werde – vielleicht durch eine Kugel der Gegenrevolution, die von allen Seiten lauert.« 85 Am 11. Januar 1919 mußte sie Clara Zetkin mitteilen, daß in den Januarkämpfen, die seit einer Woche in Berlin tobten, viele
     junge Mitstreiter gefallen seien. Leo Jogiches, Georg Ledebour und Ernst Meyer waren verhaftet worden. 86
    Seit dem Jahreswechsel richtete sich die Hetze und Verfolgungsjagd der Konterrevolution gegen die Kommunistische Partei Deutschlands
     (Spartakusbund) und ganz besonders gegen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Bereits am 30. Dezember 1918 schrieb die »Deutsche
     Allgemeine Zeitung«, daß zu ihrer »Niederwerfung Theorien nicht genügen« werden und es darauf ankäme, »Gewalt gegenüberzustellen«.
     Offen wurde in der Presse zum Mord aufgerufen. Überall schürten Riesenplakate den Haß und forderten auf, die Revolution endlich
     zu enthaupten. »Schlagt ihre Führer tot! Tötet Liebknecht und Luxemburg! Dann werdet ihr Frieden, Arbeit und Brot haben.«
     Auch der sozialdemokratische »Vorwärts« stimmte in die Haßgesänge ein.
    »Mit Beginn des Jahres 1919 durften wir uns zutrauen«, berichtete General Groener, »in Berlin zuzupacken und zu säubern. Alle
     Maßnahmen jetzt und später erfolgten in engstem Einvernehmen mit der Heeresleitung, aber die Leitung und die Verantwortung
     vor Regierung und Volk trug der bald zum Reichswehrminister ernannte Noske, der, den Fußtapfen Eberts folgend, ein festes
     Bündnis mit den Offizieren einging.« 87 Am 1. Januar 1919 leitete der »Vorwärts« mit einem verleumderischen Artikel gegen den Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn,
     der dem linken Flügel der USPD angehörte und gegen konterrevolutionäre Umtriebe energisch vorging, die Provokation ein, die
     sich gegen die Revolutionäre in Berlin richtete und am 4. Januar zur Absetzung Eichhorns durch die sozialdemokratische Regierung
     Preußens führte. Mehr als 100   000 Arbeiter und Arbeiterinnen folgten dem Aufruf der revolutionären Obleute, der Berliner USPD-Führung und der Zentrale der
     KPD zu einem Protestmarsch in den Tiergarten und vor das Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Zur Leitung |618| des Kampfes wurde ein revolutionärer Aktionsausschuß aus 33 Mitgliedern gebildet, dem Vertreter der USPD, der revolutionären
     Obleute, der Volksmarinedivision, der Berliner Garnison und Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck angehörten. Vorsitzende waren
     Karl Liebknecht, Georg Ledebour und Paul Scholze. Unter dem Eindruck der grandiosen Massendemonstration beschloß der Aktionsausschuß
     die Losungen »Nieder mit der Regierung Ebert-Scheidemann!« und »Sturz der Regierung!«. Das war eine unrealistische Entscheidung.
     Verwirrung und Desorientierung nahmen rasch überhand, zumal USPD-Führer im Aktionsausschuß sowohl die Massen auf die Straße
     riefen als auch mit der Ebert-Scheidemann-Regierung zu verhandeln suchten. Die Zentrale der KPD war sich über die einzuschlagende
     Taktik unsicher; Rosa Luxemburg und Leo Jogiches hielten den Aufruf zum unmittelbaren Kampf um die Macht nicht für richtig. 88 Am 8. Januar schließlich wandte sich die Zentrale der KPD gegen die Aktionslosung des Regierungssturzes. Sie verurteilte
     die kapitulantenhafte Haltung der an der Spitze des Aktionsausschusses stehenden USPD-Führer und berief Karl Liebknecht und
     Wilhelm Pieck aus dem Ausschuß ab. Unbeschadet aller Differenzen wollte sie weiterhin »Schulter an Schulter mit den revolutionären
     Obleuten kämpfen, wenn immer sie zu einer konsequenten revolutionären Aktion schreiten« 89 .
    Indes bereiteten SPD-Führer, vor allem Gustav Noske, und ehemalige kaiserliche Offiziere die blutige Niederschlagung der Erhebung
     der Januarkämpfer vor und gingen am 8. Januar zum Angriff über. Der politische Generalstreik erreichte einen neuen Höhepunkt,
     vermochte der weißgardistischen Offensive und Übermacht jedoch keinen Einhalt zu gebieten. In den folgenden Tagen wurden in
     den blutigen Kämpfen Hunderte von Arbeitern getötet, verwundet und verhaftet. »Über die Zustände in Berlin kannst Du Dir keine
     Vorstellung machen«, schrieb Hugo Haase entsetzt. »Der weiße Terror wütet wie nur je unter dem zaristischen Regime.

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