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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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Mehrheit der Delegierten für eine Beteiligung der KPD (Spartakusbund) zu gewinnen. 62 Delegierte stimmten
     gegen den Standpunkt der Zentrale, die die Nationalversammlung ebenfalls als Panier der Gegenrevolution |615| betrachtete, es trotzdem aber für notwendig hielt, den Wahlkampf und die Tribüne des Parlaments für die Verbreitung ihrer
     Ansichten und die Gewinnung von Masseneinfluß zu nutzen. Sie sah voraus, daß der größte Teil der Männer und Frauen, und besonders
     die Frauen, die durch die Revolution überhaupt erst das Stimmrecht errrungen hatten, einen Boykott der Wahlen nicht verstehen
     würden, aber sie konnte nicht genügend Delegierte überzeugen.
    Die große Kluft, die zwischen dem Massenwillen und der Revolutionsvorstellung der neugegründeten Partei des Spartakusbundes
     bestand, wurde jedoch von keinem wahrgenommen, auch nicht von Rosa Luxemburg. Da sie ihren Parteiprogrammentwurf de facto
     als Revolutionsprogramm betrachtete und kein auf die momentane konkrete Situation abgestimmtes Aktionsprogramm besaß, waren
     die Aussichten auf eine Vergrößerung des Masseneinflusses gering. Wenige Wochen später gaben bei den Wahlen zur Nationalversammlung
     nahezu 14 Millionen Bürgerinnen und Bürger, d. h. fast 50 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland, der SPD und USPD
     ihre Stimme. Die KPD (Spartakusbund) trat nicht an.
    Gegen zwei Stimmen wurde den Mitgliedern der Zentrale des Spartakusbundes, Hermann Duncker, Käte Duncker, Hugo Eberlein, Leo
     Jogiches, Paul Lange, Paul Levi, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst Meyer, Wilhelm Pieck und August Thalheimer, am 31.
     Dezember das Vertrauen als Parteiführung ausgesprochen. Als Vertreter der mit dem Spartakusbund verschmolzenen Internationalen
     Kommunisten Deutschlands wurde Paul Frölich in die Zentrale gewählt.
    Rosa Luxemburg zeigte sich mit den Resultaten zufrieden. Von dem Beschluß, sich nicht an den Wahlen zur Nationalversammlung
     zu beteiligen, ließ sie sich nicht entmutigen. Am 11. Januar schrieb sie der deshalb bestürzten Clara Zetkin: »Unsere ›Niederlage‹
     war nur der Triumph eines etwas kindischen, unausgegorenen, gradlinigen Radikalismus. Aber das war eben nur der Anfang der
     Konferenz. In ihrem weiteren Verlauf wurde die Fühlung zwischen uns (der Zentrale) und den Delegierten hergestellt, und als
     ich während meines Referats auf die Frage der Wahlbeteiligung kurz zurückkam, fühlte ich schon eine ganz andere Resonanz als
     im Anfang. Vergiß |616| nicht, daß die ›Spartakisten‹ zu einem großen Teil eine frische Generation sind, frei von den verblödenden Traditionen der
     ›alten bewährten‹ Partei – und das muß mit Licht- und Schattenseiten genommen werden. Wir haben alle einstimmig beschlossen,
     den Casus nicht zur Kabinettsfrage zu machen und nicht tragisch zu nehmen.« Im ganzen entwickle sich die Bewegung prächtig,
     fügte Rosa Luxemburg noch hinzu. 82
    Die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands sei erfolgt, und zwar nicht als »Konventikelangelegenheit, nicht als
     eine von einer Handvoll radikaler Führer aus freien Stücken und unter Ausschluß der Öffentlichkeit ›gemachte‹ Spaltung«, hob
     Rosa Luxemburg in ihrer Einschätzung des Parteitages in der »Roten Fahne« hervor. »Sie hat sich als natürliches Produkt der
     historischen Entwicklung, als Fragment im Werdegang der deutschen Revolution, somit als Erscheinung des politischen Lebens
     der proletarischen Massen ergeben. Die Gründung der Kommunistischen Partei knüpft sich an den Wendepunkt, der die erste Phase
     der deutschen Revolution abschließt und die zweite Phase eröffnet.« 83
    Dem schroffen Ruck nach rechts an der offiziellen Spitze des Reiches sollte durch die neugegründete Partei mit aller Entschiedenheit
     eine energische Orientierung nach links in den Fundamenten, in den Reihen der Arbeiter und Soldaten, entgegengesetzt werden. 84 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht blieben keine 14 Tage Zeit, um zu beweisen, ob und wie sie ihre Ideen und Ziele mehr Menschen
     als bisher verständlich machen konnten. Wie wären sie der sich durch das Entstehen einer dritten proletarischen Partei verstärkenden
     Spaltung der Arbeiterbewegung begegnet?

Ich möchte Euch helfen
    »Ihr Lieben, laßt Euch nicht durch Schmerz überwältigen, laßt die Sonne, die in Eurem Hause immer strahlt, nicht hinter diesem
     Entsetzlichen verschwinden«, hatte Rosa Luxemburg am 18. November 1918 an Marie und Adolf Geck geschrieben,

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