Rosa
Silhouette mit spitzem Dach. Kars ließ den Motor laufen.
»Vielen Dank fürs Mitnehmen«, sagte Dufour. »Sind Sie sicher, dass Sie keine Zeit haben, auf einen Sprung mit hineinzukommen?«
»Nein, ich muss los.« Kars reichte gereizt an dem Mann vorbei und drückte die Beifahrertür auf.
Dufours Augen glänzten im Schein der Innenbeleuchtung. »Ich würde gern etwas mit Ihnen besprechen«, sagte er.
»Ein andermal vielleicht.«
»Bitte.« Er ließ sich nicht abweisen. »Ich muss wissen, ob Sie es ernst gemeint haben, das mit dieser Zeitschrift. Dass Sie vielleicht Interesse hätten …«
Kars unterbrach ihn. »Hören Sie mal, Meneer …«
»Hendrik Dufour.«
»Ich habe einen vollen Terminkalender, die Zeitschrift ist nur eines von vielen Projekten.«
»Dieses eine interessiert mich«, erwiderte Dufour.
Herrgott, dachte Kars. »Sind Sie Journalist?«
»Ich könnte Ihnen helfen, sie auf die Beine zu stellen.«
Kars schaute ihn an. Man musste völlig von Gott und der Welt verlassen sein, um sich im Zeitalter der elektronischen Datenautobahnen und tausender Publikationen zu jedem Thema noch von irgendeiner Zeitschrift Gewinn zu erhoffen. »Um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, braucht man schon von vornherein eine Million«, sagte er.
Der Mann nickte freundlich, als sei er Beleidigungen gewöhnt. »Mein Vater war Journalist, genau wie Sie.«
Aha, dachte Kars. Vor hundert Jahren. Er gab ein wenig Gas, trat die Kupplung und legte den ersten Gang ein. Viel deutlicher konnte er nicht werden, außer, er hätte ihn gleich hinausgeworfen. »Genau das ist das Problem«, sagte er. »Journalisten sind gut für die Ideen, das Geld gibt’s woanders.«
Dufour zog eine verschlissene Brieftasche heraus. »Das hätte von meinem Vater stammen können«, sagte er. »Im Übrigen glaube ich nicht, dass die Sie bezahlen werden, obwohl Ihre Lesung das Honorar mehr als wert war.« Er kramte drei Geldscheine aus der Brieftasche, faltete sie um eine Visitenkarte und drückte Kars das Ganze in die Hand. »Sie können es mir später einmal zurückzahlen«, sagte er.
»Später?« Das Geld fühlte sich an wie ein Lolly von einem taubstummen Kind im Rollstuhl.
»Da Sie ja jetzt keine Zeit haben. Ich würde mich gerne mit Ihnen über diese Zeitschrift unterhalten.«
Die Straße war dunkel. Junkies und Künstler und angekettete, gestohlene Fahrräder. Kars hatte einen Schlüssel und stieg die gestrichene Holztreppe hinauf. Er lehnte sein Autoradio auf der obersten Stufe an das Geländer, betrat das Wohnzimmer und schaltete das Licht ein. Orangefarbene Möbel und rosa Wände, eine Nuttenwohnung mit Reproduktionen von roten Pferden und Blumen, einem Ficus. Kleine Stehlampen und eine größere neben dem schmalen Wandtisch, auf dem ihr Computer und der Drucker standen. Betty war keine Nutte, noch nicht.
Kars sah, dass sie schlief. Er hörte Schritte auf dem Holzfußboden der Wohnung im oberen Stockwerk, kurz darauf Wasser in einem Spülbecken. Er warf seine Kleider auf das Sofa und schob die Glastür auf. Der Raum dahinter war gerade groß genug für das Bett und ein weißes Regalbrett mit den Werken von Robin Cook und Stephen King, ein Radio, einen Teddybären. Betty lag auf dem Bauch, die untere Körperhälfte mit einem Laken zugedeckt, das kurze Hemd bis über die Taille hochgerutscht, ihr Gesicht auf der Seite, ein Arm davor, die Hand auf dem rosa Kissen. Eine blonde Haarlocke war ihr über Nase und Lippen gefallen und bewegte sich bei jedem Atemzug. Sie fand sich selbst zu dick und machte sich Sorgen um ihre Hüften und Brüste. Sie war achtundzwanzig. Kars schlüpfte neben sie. Sie erwachte, als er sie am Oberschenkel griff und mit dem Rücken zu sich drehte.
»Verdammt!«, sagte sie.
»Komm schon.«
Kars war schon hart geworden, als er sie nur anschaute. Er drückte ihren Rücken nach vorn, packte sie an den Hüften, zog ihren Hintern an sich. Er schob die Hand über ihren Bauch und zwischen ihre Beine und hob ihren rechten Oberschenkel an, um in sie eindringen zu können. Sie maulte und drehte sich weg. Er zwang sie wieder in die richtige Haltung. »Ich brauche dich«, brummte er. »Gottverdammt.«
»Nicht so!«
Seine Erektion sank in sich zusammen, als sei er irgend so ein Psychopath. Er drehte sie auf den Rücken, stützte sich auf einem Ellbogen ab, saugte an einer Brustwarze und massierte die andere. Sie entspannte sich und er fasste nach unten und bewegte ungeduldig den Finger hin und her, bis sie
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