Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
feucht wurde. Gehorsam zog sie ein Knie an und er drehte sich darunter, schob seine halbe Erektion in sie und streichelte sie weiter, bis sie mit einem heiseren Laut zum Höhepunkt kam. Danach spürte er sie kaum mehr. Es war immer dasselbe. Wenn es zu lange dauerte, klappte es nicht mehr, wenn sie vor ihm kam, machte er ebenfalls schlapp und musste ihren Schenkel mit aller Kraft zwischen seine Knie geklemmt halten und alle Muskeln anspannen, um kommen zu können. Sie hatte die Brüste und den Mund von Angelina Jolie, und wenn sie ihn gewähren ließ, war sie die tollste Frau auf dieser Seite der Nordsee.
    Sie rollte sich von ihm weg. »Es hätte ein anderer Mann bei mir sein können«, sagte sie.
    »Du träumst wohl, was?« Er war kurz davor, einzuschlafen.
    »Hilfst du mir denn noch?«, fragte sie.
    Vielleicht hätte er das vorher tun sollen. »Schau mal in meiner Jackentasche nach.«
    Sie stand auf, dunkle Flecken auf den Pobacken, wo er sie gepackt hatte. Sie ließ die Glastür offen stehen und er verfolgte ihre Bewegungen im anderen Zimmer, sein Jackett, das Geld, eine Schublade im orangefarbenen Büfett, ihre zurückkehrenden nackten Füße.
    »Wow«, sagte sie. »Aber ich meinte eigentlich den Job.«
    Kars schloss die Augen. »Bald ist es so weit.«
    »Du kannst nicht einschlafen.«
    Er dachte an Julia. »Was du nicht sagst.«
     
    Julia war eine hübsche Frau gewesen, vor langer Zeit, vor dem Gezänk und der Scheidung. Nun hing das Leben um sie wie eine verschlissene Jacke, ebenso wie das Haus mit seinen knarrenden Betten, unbezahlten Rechnungen und den verwohnten Ikea-Furniermöbeln, mit denen junge Paare anfingen. Die Versprechen waren im Nebel ihrer monotonen Wiederholungen verblasst und schließlich vergessen worden. Er hatte seine Wohnung aufgeben müssen und war wieder zu ihr zurückgekehrt, mal ins Bett, mal auf den Dachboden, der frei wurde, als seine ältere Tochter zu einem Freund zog. Er hatte einen Arbeitsplatz, seinen Computer und ein paar Videos, ein Dach über dem Kopf. Kars beugte sich nach vorn und küsste sie auf die Wange.
    »Was für eine Überraschung«, sagte sie kühl.
    Ihre Stimme war das Erste gewesen, was ihm an ihr aufgefallen war, ein wenig tief, mit einem leichten Kupferklang, wie eine Sängerin von damals, Barbara. Er war ein aufstrebender junger Journalist gewesen, in den Startlöchern, das Universum zu erobern, sie ein mediterranes Gemälde mit weißem Hut, warmen, vollen Lippen und glänzenden Augen, ein Fest auf einem Boulevard, eine Szene, die unter den Spinnweben der Zeit verloren gegangen war. Wenn die Stimmen in seinem Kopf schwiegen, konnte er vergessen, was seine Augen gesehen hatten und seinem Pech den Anstrich des Vorübergehenden verleihen, es hinter neuen Plänen verdrängen. Abraham Kars hatte noch nicht ausgespielt.
    »Es war spät geworden, ich wollte dich nicht wecken. Ich habe oben geschlafen.«
    Er hängte sein Jackett über den Stuhl und setzte sich. Julia schenkte Tee ein. Ihre Augen und die zusätzliche Falte über der Nasenwurzel verhießen Unheil. Kars faltete ein Butterbrot um eine Scheibe Käse und stellte sich ein Frühstück im Pariser Hotel Georges V. vor, zusammen mit Melanie Griffith.
    »Hätte ich dich etwa wecken sollen?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Nein danke.«
    »Danke? Wofür?«
    Aus dem oberen Stockwerk hörte man Krach, als würden Gegenstände umhergeworfen. »Dass du so aufmerksam warst, mich schlafen zu lassen.«
    Vor hundert Jahren hätte er Blumen mitgebracht, Theaterkarten, andere Beweise seiner Schuld. Jetzt las er nur noch in ihrem Gesicht. »Was hast du denn?«
    »Ich denke darüber nach, wieder Vollzeit arbeiten zu gehen.«
    »Warum?«
    Sie schaute ihn an. »Ist das dein Ernst?«
    Der Toast brach unter seinem Messer. Er puzzelte mit den Stücken herum und leimte sie mit Butter wieder zusammen. Das Genörgel fiel ihm von Tag zu Tag mehr auf die Nerven.
    »Ich dachte, das Altersheim könnte nicht mehr als drei halbe Tage bezahlen.«
    »Ich war mal eine tüchtige Arzthelferin.«
    »In der Medizin hat sich vieles verändert.«
    Noch bevor sie etwas erwidern konnte, kam Vicky lärmend herein, mit Schultasche, roten Wangen. »Hat jemand mein Referat gesehen? Ich muss es abgeben und kann es nirgendwo finden.«
    »Hallo Vicky«, sagte Kars. »Komm und frühstücke gemütlich mit uns.«
    »Ich habe schon gefrühstückt.« Seine Tochter zeigte auf einen leeren Teller und ein Glas mit Milchsatz auf der Anrichte.
    »Ist es schon so

Weitere Kostenlose Bücher