Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
seinerseits an. »Ich hätte Blumen mitbringen sollen, so was Dummes, hab es einfach vergessen, weil ich an nichts anderes denken konnte, als so schnell wie möglich zu dir zu kommen.«
    »Und in die Kneipe.« Wenn er dort nicht zuerst gewesen wäre, hätte er mich im Bett vorgefunden, dachte sie wütend.
    »Nur auf ein Gläschen, um mir Mut anzutrinken. Du siehst hübsch aus, Bets. Das Kleid steht dir gut.«
    »Ich muss zu meiner Mutter, sie hat heute Geburtstag.«
    »Ah.« Er ließ ihre Arme los. »Kommt Victor auch?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Komm schon, Bets. Wo kann ich ihn finden? Hat er einen Job? Ich bin bei seiner alten Adresse gewesen, aber dort wohnt er nicht mehr.«
    »Ich dachte, du wolltest unbedingt zuerst zu mir?«, bemerkte sie höhnisch.
    »Geschäft ist Geschäft. Ich kriege eine Menge Geld von Victor.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Willst du damit sagen, ich mache einen Bruch mit diesem Idioten, wandere in den Knast, und du weißt von nichts?« Er holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, zog eine heraus und zündete sie an.
    »Und ich will es auch nicht wissen.«
    Cor legte sein Feuerzeug auf den niedrigen Tisch und griff nach einer der Kaffeetassen. Er trank einen Schluck. »Noch warm«, sagte er. »Soll ich in den Schränken nachgucken?«
    »Ich habe Victor ewig nicht gesehen«, behauptete sie. »Und dich muss ich nicht mehr sehen, ganz offiziell.« Sie ging ans Büfett und nahm den Telefonhörer ab.
    Blitzschnell war er bei ihr und schlug mit der Hand auf die Gabel. »Keine faulen Tricks, Bets.«
    Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. »Dann lass mich in Ruhe!«
    Er nahm ihr den Hörer aus der Hand, legte ihn zurück auf den Apparat und blies ihr Rauch ins Gesicht. »Worauf hatten wir uns geeinigt?«
    Sie hörte, wie ihre Stimme zitterte. »Wir haben sogar die nötigen Papiere unterzeichnet.«
    »Die Papiere waren doch nur zum Schein, weil du nirgendwo eine Stelle bekommen hättest mit einem Ehemann, der im Knast sitzt. Das war der Deal. Aber hast du denn eine Stelle gekriegt? Wohl nicht, sonst würdest du irgendwo in einem Maklerbüro sitzen oder wieder bei so einem Grapscher von Verleger anstatt zu Hause. Also ist die Scheidung null und nichtig. Du brauchst mich, ich muss für dich sorgen.« Seine Augen glitzerten. »Versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen!«
    Sie holte tief Luft. »Ich habe die Scheidung eingereicht und durchsetzen können, weil ich dich loswerden wollte. Ich will, dass du dich aus meinem Leben raushältst.« Sie nahm ihren Regenmantel und legte ihn über den Arm. »Gib es mir schriftlich, was du meinst, von Victor zu bekommen, dann werde ich sehen, was ich tun kann.«
    Er lachte auf. »Das sind keine Schulden, die man schriftlich angibt.«
    »Ist mir doch egal.« Sie verlor die Beherrschung. »Jetzt mach, dass du wegkommst, ich muss los!«
    »Vielleicht sollte ich dich begleiten. Und unterwegs kaufen wir Blumen für dich und Gerda.«
    »Du bist nicht eingeladen.«
    »Gerda würde sich freuen, wetten?«
    »Ihr Freund kann Karate. Der wirft dich einfach so zum Fenster raus. Verziehst du dich jetzt oder nicht?«
    Cor drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und legte sein Jackett ab. »Lassen wir die Dusche einfach weg. Ich kann’s gut gebrauchen.« Er warf die Jacke auf das orangefarbene Sofa, setzte sich auf die Lehne und bückte sich zu seinen Schuhen.
    Betty blieb einen Augenblick lang verdattert stehen. Cor versperrte ihr den Weg zur Tür. Sie ließ ihren Regenmantel zu Boden fallen und ging die zwei Stufen zum Flur hinauf. Sie öffnete den Kleiderschrank und tastete zwischen den Kartons und Pullovern im obersten Regal umher. Als sie zurückkehrte, hielt sie eine kleine Pistole in der Hand und richtete sie auf Cor.
    »Cor«, sagte sie. »Verpiss dich.«
    Er hob den Blick und erschrak. Dann grinste er ungläubig. »Ist die aus Plastik?«
    »Zieh die Schuhe an und verpiss dich.«
    Er stand auf und wandte sich zu ihr, mit diesem dämlichen Grinsen, das sie ihm am liebsten aus dem Gesicht geschossen hätte. »Bleib stehen«, befahl sie.
    »Jesus Christus, du siehst zum Anbeißen aus, wenn du wütend bist.«
    Die Pistole knallte und er musste den Luftzug gespürt haben, als die Kugel ihn knapp verfehlte und ein Loch in die Tür schlug. Stocksteif blieb er stehen.
    Das ganze Haus war plötzlich still.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Cor.
    »Ich wiederhole es nicht noch einmal«, sagte Betty. Sie umklammerte die Waffe fester. Von dem Rückschlag tat ihr die Hand

Weitere Kostenlose Bücher