Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
liebevolle Nachricht über Scones, Tee und englische Gärten. Er klang nervös. Sie rief nicht zurück. Zu große Angst.
Jedes Mal, wenn Pater Mike mich mittwochabends sah, nahm er mich in die Arme.
»Ich wusste, Gott würde die Tür öffnen, und du würdest hereinstürmen und meiner Seele Frieden bringen!«, verkündete er. Oder: »Herr, ich danke Dir für dieses Mädchen.«
Irgendwas musste eines Mittwochs über mein Gesicht gehuscht sein, denn Pater Mike fragte: »Isabelle, Kind, was ist los? Hast du immer noch Albträume? Diese Flashbacks?«
Wo anfangen?
Diese freundlichen Augen blickten in meine.
Warteten.
Werteten nicht.
Sie strahlten Freundlichkeit aus.
Pater Mike bemerkte mein Zögern und führte mich zu einer Kirchenbank. Die Kinder waren bereits bei ihrem Unterricht, wir hatten die ganze Kirche für uns. Wir plauderten, aber das machte Pater Mike nervös, er will immer an den »seelischen Kern« des Menschen heran, daher sagte er: »Lass uns reden, wie der Herr es sich wünscht, liebes Kind, voll Aufrichtigkeit und Vertrauen.«
Und alles sprudelte aus mir heraus.
»Ich verabscheue das, was ich in der Vergangenheit getan habe, Pater Mike. Ich …« Ich holte tief Luft. »Ich … ich schäme mich so. Ich fühle mich so schmutzig, als könnte ich nie wieder sauber werden, nie wieder normal. Ich wünschte, ich hätte nie getan, was ich getan habe, und jetzt bekomme ich es nicht mehr aus dem Kopf. Ich hasse mich für das, was ich getan habe. Wirklich, ich hasse mich.«
»Du verabscheust, was du in der Vergangenheit getan hast? Du hasst dich? Liebes Kind, mein liebes Kind!« Er nahm meine Hände in die seinen. »Leg deine Beschämung und die Vergangenheit, die du verabscheust, Christus zu Füßen, und höre die Botschaft, liebes Kind: Gott liebt dich. Er versteht dich. Er vergibt dir.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
Pater Mike breitete die Arme aus wie die Schwingen eines Adlers. Oder eines Engels. »Bittet, und euch wird vergeben. Und dann, Isabelle, vergib dir selbst. Hasse dich nicht, verbring keine Zeit damit, zu bedauern, was du nicht mehr ändern kannst. Keine Sünde ist zu groß für das Licht Christi.«
»Und wie groß die ist! Wirklich, Pater Mike. Meine Sünden sind gewaltig.«
»Christus ist größer als deine Sünden. Gottes Liebe ist unendlich und immerwährend. Sie ist das Licht. Umarme das Licht, Isabelle. Umarme es.«
Ich beugte wieder den Kopf, der von vielen beschämenden, entmutigenden Erinnerungen überflutet wurde.
»Wenn Christus gewollt hätte, dass wir uns im Bedauern suhlen, hätte er das gesagt. Wenn Christus gewollt hätte, dass wir unsere Vergangenheit und Zukunft von Schuldgefühlen beherrschen lassen, hätte er uns das gesagt. Das hat er aber nicht getan.« Pater Mike umschloss wieder meine Hände. »Wenn Christus gemeint hätte, uns könne nicht vergeben werden, hätte er keine Vergebung angeboten. Gott hätte seinen Sohn nicht für uns geopfert.«
Er lächelte mich an, so klar, so sicher.
»Isabelle Bommarito, ich sehe das Licht Christi hell in dir leuchten. Ich sehe es daran, wie du Gottes Musik in die Herzen der Jugendlichen bringst. Ich sehe es daran, wie du dein eigenes Leben aufgegeben hast, um für deine Mutter, für Henry, für Stella zu sorgen. Ich sehe es an der Liebe, die du für deine Schwestern hast. Ich sehe das Licht Christi aus dir strömen, liebes Kind. Es funkelt regelrecht.«
Ich senkte den Kopf und ließ die Tränen über meine Finger rinnen.
»Gott ist stolz auf dich, Isabelle. Dein Weg hat dich von ihm fortgeführt, aber jetzt bist du aus eigenen Stücken zurückgekehrt. Die Engel im Himmel singen und preisen deine Rückkehr. Christus jubelt.«
Ich wehrte mich nicht, als Pater Mike mich in die Arme nahm und mir über den Rücken strich.
»Herzlich willkommen, liebste Isabelle. Herzlich willkommen im Hause Gottes. Wir sind begeistert, dass du zu uns zurückgekehrt bist.«
Tränen strömten mir aus den Augen, aber durch all die Tränenflut meinte ich, hoffte ich, glaubte ich … einen winzigen Lichtschimmer zu sehen.
19. Kapitel
Mommas Abtreibung – gefährlich, schmutzig, billig – wurde von einem Arzt durchgeführt, dem die Zulassung entzogen worden war, weil er sich an Frauen in Narkose vergangen und eine ganze Anzahl von Operationen an Long-Island-Millionärinnen verpfuscht hatte. Momma brachte diese Abtreibung nicht nur körperlich fast um, sie tötete sie auch beinahe emotional.
Sie hatte nicht schwanger werden wollen,
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