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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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meinen Jungen mit Lederriemen am Bett gefesselt! Stimmt das, Sie widerliches Weibsstück? Stimmt das? «
    Thelma versteckte ihr Gesicht hinter ihren Wurstfingern.
    »Stimmt das, Ma’am?«, fragte der Polizist verblüfft. »War der Junge fixiert? Davon haben Sie nichts gesagt. Sie auch nicht«, warf er Trent vor und schaute die beiden finster an.
    »Wir konnten nicht anders …« Thelma räusperte sich. Trent knuffte seiner Frau gegen die Schulter, was mir genauso wenig entging wie allen anderen.
    Ich hätte sie am liebsten umgebracht. Der freundliche, liebevolle Henry, mit Lederriemen ans Bett gefesselt, allein. Es raubte mir fast den Verstand.
    »Beantworten Sie meine Frage!«, schnauzte Momma. »Haben Sie meinen Jungen fixiert?«
    Sie nickte. »Es ging nicht anders!«
    Trent schüttelte seine Frau grob an der Schulter. »Halt den Mund! Kein Wort mehr! Wir brauchen einen Anwalt.«
    Momma kann sehr schnell sein, wenn es sein muss, und ehe wir uns versahen, lag die Frau auf dem Boden. Mit der Faust schlug Momma auf Thelmas Nase ein.
    Cecilia, Janie und ich ließen sie gewähren. Als sich die Polizeibeamten einmischten und Momma wegzogen, warteten wir Mädchen nur einen kurzen Moment, dann stürzte sich Cecilia auf Thelma, und Janie und ich knöpften uns Trent vor.
    Innerhalb weniger Minuten war der Flur voller Polizisten, die wütende, boxende, tretende Bommarito-Frauen von den beiden schäbigen Gestalten wegzerrten.

    Ich wusste, dass die beiden Jungs etwas auf dem Kerbholz hatten, und das erzählte ich auch den Polizisten, die die beiden Ratten daraufhin verhörten.
    »Er hat geschrien, weil er gefesselt war«, sagte einer der beiden mit diesem seltsamen Glitzern in den Augen. »Er hat rumgekreischt, aber wir haben nichts gemacht, nur unsere Hausaufgaben, sonst nichts. Dann haben wir unten Tischtennis gespielt.«
    Mir entging ihr Gekicher nicht, auch nicht der hämische Blick, den sie wechselten.
    »Der ist doch schwachsinnig, ja? Hohle Nuss. Hat immer bloß geweint, während er hier war, und komisches Zeugs geredet.«
    Zwei Polizisten hielten mich auf, weil ich mich auf dieses Schwein stürzen wollte.
    »Habt ihr die Riemen geöffnet?«
    Die Jungs gaben sich zugeknöpft, kicherten wieder.
    »Nein«, sagte der Jüngere schließlich. »Der Hohlkopf hat sich selbst befreit. Vielleicht hat er sie ja durchgebissen? Der ist doch ein richtiges Tier. Ich hatte mal einen Hund, der war gescheiter als der.« Wieder zappelten ihre Finger.
    »Hört auf, so über Henry zu reden«, befahl ein großer Polizist mit grauen Bartstoppeln.
    »Warum? Der hat doch kein Hirn. Der ist nicht normal. Hätte nie auf die Welt kommen dürfen. Den hätte man umbringen sollen, als er noch im Bauch war.«
    Das führte zu der nächsten chaotischen Szene. Selbst Momma versuchte, sich auf den Jungen zu stürzen.
    Cecilia gelang es, dem einen die Hände um den Hals zu legen, und Janie, die geschickte Janie, kroch über den Boden durch das ganze Durcheinander und trat ihm in die Eier. Er krümmte sich zusammen.
    Ich zielte auf den anderen Wichser, aber traf stattdessen einen Polizisten am Kinn. Der gestörte Junge schien meine Wut so komisch zu finden, dass er sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte. Erst als ich ihm einen Zahn ausschlug, hörte er auf zu lachen.
    Während ich ziemlich unsanft hinausgetragen wurde, fuhr sich der andere Wichser mit der Handkante über die Kehle.
    Ich zeigte ihm den Stinkefinger. »Das ist dein Ende!«, schrie ich. »Dein Ende!«

    Als Momma kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch die Polizisten anflehte: »Findet meinen Jungen, bitte findet ihn!«, schlichen wir uns in die Nacht hinaus. Innerhalb von Minuten waren wir klatschnass, Blitze zuckten, Donner grollte, Schatten drohten.
    Da verstand ich die Bedeutung von »Es war eine dunkle und stürmische Nacht«.
    Aber nie wurde die weißglühende Furcht erwähnt, die damit einherging.

    Wir suchten stundenlang im Regen, meine Schwestern und ich, um uns herum zuckten Blitze, gefolgt von Donner, der die Erde erbeben ließ.
    Wir entfernten uns vom Kinderheim, den Polizeiautos, Krankenwagen und Suchmannschaften, entfernten uns von Momma, die von einem Sanitäter eine Spritze bekam.
    Es war drei Uhr morgens.
    »Wo könnte er hingegangen sein? In welche Richtung?«, wimmerte Janie und stellte damit die Frage, die uns immer wieder durch den Kopf ging.
    »Wir müssen uns in Henry hineinversetzen«, beharrte ich. »Sobald er von diesen Riemen befreit war, ist er bestimmt

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