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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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nickte schwach. Nachdem wir alle unsere kostenlose heiße Schokolade bekommen hatten, viel Kakao, kaum Wasser, schlenderten wir zu einem bequemen blauen Ledersessel. Momma sank auf den Stuhl daneben, als wären ihre Beine aus Stroh.
    »Hi!«, sagte Henry zu einer geschwächten, bleichen Frau in einem anderen Sessel. »Hi! Ich bin Henry. Jesus liebt dich.«
    Sie hob den Kopf, die Ringe unter ihren Augen waren bläulich und aufgedunsen. Vielleicht hatte sie heute nicht ihren besten Tag. »Ich glaube nicht an Jesus.«
    Das brachte Henry überhaupt nicht aus dem Konzept.
    »Er glaubt aber an dich. Er glaubt an dich.«
    Die Frau schaute finster. Ihr war offenbar nicht nach einem Gespräch über Jesus zumute, und ich schob Henry sanft von ihr fort.
    »Was liest du da?«, fragte er die Frau grinsend, unverzagt.
    Sie hielt das Zeitschriftencover hoch.
    »Das ist ein Hund!«, verkündete Henry. »Ich pass im Tierheim auf Hunde auf. Ich liebe Hunde.«
    Sie nickte. »Ich auch.«
    »Hast du ein Hund?« Neugierig schossen seine Augenbrauen hoch.
    Ich versuchte Henry wegzustupsen.
    »Ja, ich habe einen Hund.«
    »Wie heißt er? Der Hund? Wie er heißt. Ich heiß Henry.«
    »Er heißt Kermit.«
    »Kermit!« Henry lachte und beugte sich zu ihr vor. »Kermit! Kermit der Frosch. Kermit der Hund. Du hast ein Hund, der heißt wie ein Frosch. Ich mag den Hund.«
    Die Frau lächelte ein wenig. Ich merkte, dass sie freundlicher wurde. »Ich mag den Hund auch.«
    »Kermit, der Frosch, ist ein Hund«, sagte Henry. »Quakt er oder bellt er? Ich geh jetzt. Ich krieg Saft in mich rein, damit ich den Krebs loswerde. Ich hab Bauch-spei-übel-krebs. Schlimm.«
    Das müde Gesicht der Frau wurde ganz still. »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Ja. Tut allen leid.« Henrys Gesicht war immer noch auf Augenhöhe mit ihren. »Okay. Ich geh jetzt. Jesus liebt dich. Tschüs. Tschüs, Mommy von Kermit, dem Hund.« Er gluckste. »Kermit, der Hund!«
    Henry begrüßte und plauderte mit einem jungen Mann, der an einem Tropf hing. Seine zwei kleinen Kinder saßen bei ihm. Er war kahl. Die Kinder trugen Donald-Duck-Baseballkappen, und Henry quakte sie an. Der junge Mann war fröhlicher und wünschte ihm einen schönen Tag.
    »Dir auch ein schönen Tag. Viel Spaß!«
    Er musste auch die Pflegekräfte begrüßen. »Ich bin Henry. Wer seid ihr?«
    Sie hießen Eric, Randy und Bonnie.
    »Ich krieg Saft«, teilte er ihnen mit. »Gebt mir Saft!«
    Wir schafften es endlich, Henry in den blauen Ledersessel zu setzen. Momma tätschelte seine Schulter. Janie stand neben ihm und atmete tief durch. Ich befürchtete, sie könnte ohnmächtig werden. Cecilia rang nach Luft.
    Henry war begeistert von dem »Zauberstuhl« und benutzte den Hebel, der die Lehne rauf und runter fuhr. Er übte, die Füße auf die Fußstütze zu legen, nahm sie runter, legte sie drauf, nahm sie wieder runter.
    »Toller Stuhl.« Er ließ den Hebel los, und die Lehne bugsierte ihn nach oben. »Ha, ha! Ein Zauberstuhl, der sich bewegt.«
    Dr. Remmer kam, ihr graues Haar war zu einem lockeren Knoten geschlungen. Sie lächelte Henry an. Ich merkte, wie erschöpft sie war. Onkologin – was für ein Beruf!
    »He, he, Dr. Remmer. Du bist hübsch.«
    Dr. Remmer bedankte sich.
    »Du hast ein Hund, der heißt Snicker. Er ist verliiiebt. Rex ist verliebt. He, sind deine Hunde schon verheiratet? Hä?« Henry lachte.
    »Noch nicht, Henry«, antwortete sie. »Aber bald. Ich glaube, sie sind verlobt.«
    »Ha! Verlobt! Zwei Hundis. Echt komisch!« Henry schlug auf die Armlehne und grinste. »Tust du Saft in mich rein, damit mein Bauch-spei-übel-krebs weggeht?«
    Wir hatten Henry die Chemotherapie so erklärt, dass das Medikament wie Saft wäre, der in ihn fließen und etwas von dem Krebs abtöten würde.
    »Genau das werde ich tun, Henry.« Die Ärztin hielt seine Hand.
    Momma nahm seine andere Hand, die Augen halb geschlossen, als könnte sie nicht ertragen, dabei zuzuschauen.
    »Gut. Wo ist der Saft?«
    »Der ist da oben in diesen Beuteln«, sagte Dr. Remmer lächelnd.
    Henry legte den Kopf in den Nacken, um den Infusionsständer zu begutachten, und lächelte. »Ha, ha. Witzig. Wie kriegst du den Saft in den Beuteln in Henry rein? Tust du Strohhalme rein? Schmeckt der Saft gut?«
    Momma rieb sich die Stirn. Janie schwankte. Ich holte ihr einen Stuhl und hoffte, sie würde nicht umkippen. Die Sache versprach, nicht komisch zu werden.
    »Nein, Henry, das machen wir nicht. Eric, Bonnie und ich werden diese winzig

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