Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
bogen, hob der Wind unser Haar an und wirbelte es durcheinander.
    In der Natur war alles wie immer.
    Für uns war alles zerstört.
    Als Henry Grandma sah, stürzte er aus dem Auto. Sie kam ihm mit ausgestreckten Armen entgegen. Die beiden flogen durch den Garten.
    »Mein Kopilot ist zurückgekehrt!«, rief Grandma. »Mein Kopilot ist am Leben!«

    Später am Abend holte ich meine Lieblingskamera heraus.
    Es war, als würde ich mein Herz wiederentdecken. Ich drückte sie an die Brust und dachte daran, wo ich mit dieser Kamera überall gewesen war.
    Mit dem Fotografieren hatte ich nach der Elektroschocktherapie aufgehört, durch die ich einen großen Teil meines Selbst verloren hatte. Ich brauchte diesen Teil zurück. Und zwar pronto.
    Warum? Weil ich Henry fotografieren musste. Henry und unsere Familie. Gemeinsam.
    Und dafür blieb mir nicht mehr viel Zeit.

    Unglaublicherweise setzten wir unser Leben nach der ersten Chemobehandlung fort, als wären wir für ein paar Tage ganz normale Menschen.
    Wir Schwestern arbeiteten in der Bäckerei. Momma blieb bei Henry und Grandma. Velvet half ihr mit beiden. Dad kam nach der Arbeit zu Besuch und backte seine unglaublichen Köstlichkeiten in der Bäckerei. Wir bestanden darauf, ihn zu bezahlen. Er lehnte ab. Wir bestanden darauf. Er lehnte erneut ab.
    »Für mich ist es die größte Freude, mit euch allen in der Bäckerei zusammenzusein. Gönnt mir diese Freude«, sagte er mit sanftem Lächeln. »Meine Zeit hier ist ein Geschenk. Ein Geschenk für mich.«
    Am Samstagmorgen machten Momma und Dad Crêpes für die ganze Familie. Sie saßen auf der Verandaschaukel. Ich würde nicht behaupten wollen, dass es Momma gutging. Sie war ein Wrack, verstört, zitternd und stets der Hysterie nahe, aber Dad verlieh ihr sichtbar Halt.
    Janie und ich bekamen Aufträge für diverse Hochzeiten, und da Bräute nicht gerade dafür bekannt sind, Nachsicht walten zu lassen, wenn ihre Hochzeitstorte nicht pünktlich geliefert wird, mussten wir arbeiten.
    Als zwei Achtzigjährige für ihre Hochzeit eine Torte bestellten, fragten wir sie, ob es die übliche mit mehreren Schichten und Blumen sein sollte.
    »Zum Teufel, nein«, krächzte die Braut. »Ich war schon mal verheiratet und bin fünfzehn Jahre mit diesem Ungeheuer zusammengeblieben. Bei Blumen auf der Hochzeitstorte habe ich immer noch das Gefühl, in den Schwitzkasten genommen zu werden. Könnt ihr Mädels euch nicht was Originelleres ausdenken? Na, kommt schon! Seid doch nicht so altmodisch!« Sie stupste erst mein, dann Janies Knie mit dem Gehstock an.
    »Scheiß auf die Tradition, verdammt«, knurrte der Bräutigam, der fünfundvierzig Jahre mit seiner ersten Frau verheiratet gewesen war, bis sie vor fünf Jahren beim Drachenfliegen in Italien einem Herzanfall erlag. Seine Verlobte war deren Schwester. »Bah! Nicht für mich. Langweilig! Öde! Schaltet mal euren Grips ein!«
    Also schalteten wir Mädels, zusammen mit der Braut und dem Bräutigam, unseren Grips ein und kamen, ausgehend von einem Geschenk, das die beiden Turteltäubchen für die Familie planten, auf eine ziemlich brillante Idee.
    »Das haut sie von den Socken«, gackerte der Bräutigam.
    »Diese Flitterwochen wird keiner vergessen«, krächzte die Braut und stupste wieder erst mich, dann Janie mit ihrem Gehstock an. »Die reinste Wucht.«
    Die Hochzeit sollte nur im engsten Familienkreis stattfinden. Die Braut und der Bräutigam wollten für den Samstagmorgen ihre Kinder – allesamt Vettern und Cousinen ersten Grades … deren Partner, ihre Enkelkinder und eine Schar kleiner Urenkelkinder auf ihr weitläufiges Grundstück an der Schlucht einladen. Sie erzählten ihrer Familie, die Trauung fände am Donnerstagabend statt, aber sie sollten fünf Tage eher kommen, damit man etwas Zeit miteinander verbringen könne.
    Die Familien trafen am Samstag lärmend um Punkt zehn Uhr morgens ein. (Clarence, der Bräutigam, bestand auf Pünktlichkeit. Er sei schließlich »nicht umsonst« beim Militär gewesen. »Kommt pünktlich oder bleibt zu Hause!«)
    Bis zwölf war der Pfarrer da gewesen, und das Leben in Sünde war für Clarence und seine Braut June vorbei. Da Clarence »nichts übrighatte für diesen Schnickschnack«, bestand er darauf, dass der Partyservice auf der riesigen Terrasse Steaks und Kartoffeln auf zwei langen Tischen servierte.
    Es ging ausgelassen und fröhlich zu, alle waren begeistert, zusammen zu sein, und fanden es herrlich, dass June und Clarence sie an der Nase

Weitere Kostenlose Bücher