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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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um den Hals), drehte ich mich zur Gemeinde um.
    Kahle Köpfe.
    Nicht alle, aber unheimlich viele, einschließlich einer großen Gruppe Teenager und kleinerer Kinder, von denen ich später erfuhr, dass es Cecilias Vorschüler waren.
    Ich hörte Momma schwer atmen. »Ach, du meine Güte«, flüsterte sie. »Großer Gott. Großer Gott!«
    »Die Eingeborenen haben ihre Haare verloren!«, rief Grandma mit ausgestreckten Armen. »Die Eingeborenen haben ihre Haare verloren!«
    Janie gab ein quiekendes Geräusch von sich und schüttelte ihr Spitzentaschentuch.
    Cecilia vergrub ihr Gesicht in den Händen und gab schluchzende Laute von sich.
    Riley sagte: »Wie süß. Jetzt bin ich nicht mehr der einzige Kahlkopf in der Schule.«
    Kayla nickte. »Cool. Endcool.«
    Und ich?
    Tja, ich wurde regelrecht sentimental. All diese Leute. Ich sah Glatzen, und ich sah Freundlichkeit. Ich sah glänzende Köpfe, und ich sah mitfühlende Augen. Ich sah die Lichter auf diesen Eierköpfen schimmern, und ich sah hochherzige Gesinnung. Ich sah Menschen, die ich erst vor kurzem kennengelernt hatte, und andere, die ich schon seit der Highschool kannte, und alle lächelten.
    Ich sah den Messerstecher und den Handzeichengeber. Kahlköpfe aus dem Tierheim und dem Seniorenzentrum. Unsere Nachbarn und Bao und Lytle mit seinen Brüdern.
    Alle kahl.
    Und für eine Sekunde sah ich ein winziges goldenes Licht durch die Dunkelheit zu mir dringen.
    »Leute, wir werden heute für die Bommarito-Familie beten. Bitte senkt die Köpfe.«
    Und wir senkten unsere kahlen Köpfe.

    Nach dem Gottesdienst verteilte Henry Donuts, und die Bommarito-Familie marschierte nach unten, um sich zum allerersten Mal unter die Gemeinde zu mischen.
    Bald plauderte Momma angeregt und stellte Dad vor. Sie hatte das noch nie getan, aber das war nicht das Seltsamste. Das Seltsamste war, wie sie Dad vorstellte: »Das ist mein Gatte, Carl.«
    Ich hob die Augenbrauen und konnte endlich lächeln. Janie kam zu mir geschlendert. »Mein ganzes Leben lang habe ich das Gefühl gehabt, nicht dazuzugehören. Es war, als würden alle im Fluss spielen und ich wäre das Unkraut am Ufer. Oder die lahme Ente. Oder eine eingeschleppte Pflanze, die nicht hierher gehörte. Ich wollte normal sein.«
    Ich legte ihr den Arm um die Schultern. »Wir sind nicht normal.«
    »Aber ich wollte immer normal sein. Mir ist jedoch etwas aufgefallen.«
    »Und das wäre?«
    »Niemand ist normal. Da drüben sitzt Chin Marko. Seine Frau ist Ladendiebin. Sie hat das Klavier aus der Baptistenkirche gestohlen, erinnerst du dich? Hat es nachts um zwei an Seilen die Cherry Hill Street hinuntergezogen. Und das sind die Söhne der Goyas. Das sind Genies. Aber sie machen merkwürdige Sachen. Explosionen. Mit Dynamit. Oder so. Wenn die Leute einen Riesenknall hören, wissen sie, dass es die Goyas waren. Danika Tobias trägt einen Hut mit zwei Vögeln in einem Nest. Das Nest stammt aus ihrem Garten.«
    Janie klopfte mit der einen Hand auf die andere.
    »Und ich schreibe über grauenhafte Morde und Entführungen und habe ein paar Manien. So bin ich halt.«
    »Sonderbar.«
    »Jawohl. Sonderbar. Wen kümmert’s?«
    »Mich nicht. Mich kümmert es nicht.«
    »Gut. Willste ’nen Donut?«

    Und so hatten wir also eine kahlköpfige Stadt. Viele kahlköpfige Menschen. Henry war begeistert. Wir waren begeistert.
    Derweil zerbrachen unsere Herzen in kleinste, winzigste, kummervolle Stücke.

    »Parker ist gestern Nachmittag vorbeigekommen«, erzählte Cecilia mir und Janie ein paar Abende später. Wir saßen an unserem üblichen Platz unter der Weide, umtost von unserem Freund, dem Wind, der schimmernde Mond über uns. »Das Arsch- loch ist einfach gekommen, ohne sich vorher anzumelden.«
    »Hast du dir die Axt gegriffen und damit vor seinem Schwanz herumgefuchtelt?«, fragte Janie begierig.
    »Nein …«
    »Hast du deine Nagelpistole geholt und zu Selbstverteidigungszwecken auf ihn geschossen?«
    »Verdammt, Janie, nein. Nein, hab ich nicht gemacht. Nur« – Cecilia rutschte zur Seite – »als er sagte, er wolle mit mir reden, hab ich ihm gesagt, ich wolle nicht mit ihm reden.«
    »Gut. Scheiß auf ihn!«, sagte ich.
    »Wenn ich da gewesen wäre«, sagte Janie, »hätte ich mir einen Draht geschnappt, man kann die Antennenschnur von der Stereoanlage nehmen, und hätte damit …«
    »Ja, wissen wir, Janie. Das stand in deinem letzten Buch«, murmelte Cecilia.
    Janie schnaubte.
    Cecilia legte den Knöchel aufs Knie. Seit bei Henry

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