Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Sie können eine meiner Lieblingspatientinnen werden.«
Auf diese wahrhaft schockierenden Worte reagierte meine Momma völlig überraschend: Sie griff nach der Hand des Arztes und tätschelte sie. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Dr. Janns«, sagte sie. »Wir sehen uns heute Nachmittag, wie üblich. Kommen Sie nicht zu spät. Verspätungen werden nicht akzeptiert.«
Er drückte ihre Hand. »Das würde ich mir nie erlauben.«
Der Arzt grinste uns an und ging.
»Diese Ärzte sind inkompetent«, sagte Momma, und der finstere Blick war wieder da. »Vollkommen inkompetent.«
Zwei Tage später schlossen Janie und ich die Bäckerei ab und fuhren zu Cecilia. Wir wollten einige Werkzeuge von Parker mit dem Schweißbrenner einschmelzen, als eine Art schwesterliches Verbundenheitsritual.
Wir fuhren in meinem Porsche, den wir nach dem Besuch bei Momma in Portland mitgenommen hatten, den Hügel zu Cecilias Haus hinauf. Ich habe lange überlegt, ob ich mein Motorrad oder meinen Porsche lieber mag. Ich kann mich nicht entscheiden.
Als wir ausstiegen, bog eine brandneue rote Corvette röhrend in die Einfahrt.
»Wenn man vom König der Teufel spricht«, sagte ich. »Unsere schwesterliche Schweißbrennerei wird wohl noch warten müssen.«
»Wie ich sehe, hat er seine motorisierte Mistgabel mitgebracht«, lästerte Janie. »Ich spüre bereits, wie die Trostlosigkeit mein sanftes Karma aufwirbelt.«
Parker, der Mann in der Corvette, der demnächst Cecilias abgehalfterter Ex sein würde, wenn die fürchterliche Scheidung endlich durch war, stellte ein Musterbeispiel eines MMMMM dar. Übersetzung: Monster-mäßiger Macho mit Midlifekrise.
»Wie gut, dass die Mädchen nicht da sind«, sagte ich. »Der ist nur gekommen, um Cecilia eine Strafpredigt zu halten. Um sie fertigzumachen. Sie glaubt, das macht er in der Hoffnung, sie so weichzuklopfen, dass sie nachgibt.« Ich lachte. »Als ob sich Cecilia je weichklopfen ließe.«
»Ladys!« Parker breitete die Arme aus, als ginge er davon aus, dass wir uns begeistert hineinwerfen würfen.
Ich breitete ebenfalls die Arme aus. »Ehebrecher! Schleimbeutel! Abschaum der Menschheit!«
Janie machte es mir nach. »Wenn das nicht der Teufel ist! Wo ist deine Mistgabel? Komm schon, zeig mir deine Mistgabel!«
Parker ließ die Arme sinken, sein schmieriges Lächeln verschwand.
»Entschuldige, dass wir uns nicht in deine Arme werfen«, sagte ich. »Wir können uns nur mit größter Mühe zurückhalten.«
»Hallo, du Filzlaus«, sagte Janie. »Hab ich dir schon gesagt, dass mich mein Hass auf dich zu einer besseren Krimiautorin macht? Ich denke immer an dich, wenn ich jemanden umbringe.«
Er zuckte zusammen und fing sich dann wieder. »Wir läuft’s mit deinen One-Night-Stands, Isabelle?«
»Bestens, vielen Dank. Kann mich kaum retten.« Ich bekam Gänsehaut, als Parker mich von Kopf bis Fuß musterte. Er ist eher klein geraten und hat spitze Vampirzähne.
Cecilia hatte ihn geheiratet, weil er der Erste war, der ernsthaftes Interesse an ihr zeigte. Das warf sie glatt um, und ihr normalerweise kluger Kopf konnte nicht mehr klar denken, weil ihr Selbstwertgefühl damals total am Boden lag. Parker schenkte ihr seine Aufmerksamkeit, und sie nahm sie dankbar an.
Traurig.
»Janie«, fragte Parker, »was macht das Hausboot? Konntest es ja anscheinend verlassen, ohne alle Risse im Gehsteig zu zählen. Vielleicht kannst du bald sogar allein einkaufen gehen.«
Ich schlenderte zu seinem Auto und holte meinen Lippenstift aus der Tasche, schraubte ihn auf und rammte ihn in den Lammfellbezug auf der Fahrerseite.
»Was zum …« Parker rannte mit hochrotem Kopf herbei. Entsetzt schaute er sich den Schaden an. »Dafür wirst du bezahlen, Isabelle.«
»Gerne doch, du Quacksalber. Ich hab zu Hause noch Monopoly-Geld. Wir wär’s mit rosa Scheinchen?«
Er spuckte ein böses Wort aus, das mit F begann, aber mir wurde schon Schlimmeres an den Kopf geworfen. Ich versuchte, ihn mit dem Lippenstift zu treffen. Mir fiel auf, dass sein Hintern breiter geworden war. »Mir fällt auf, dass dein Hintern breiter ist als beim letzten Mal.«
»Übrigens, Parker«, sagte Janie und legte die Hand auf die Wange, »wie heißt du mit zweitem Vornamen? Ich brauche noch einen Namen für den Zocker in meinem nächsten Buch, der jeden betrügt, der ihm über den Weg läuft, und am Ende lebendig begraben wird. Er erstickt ganz langsam. Wie war noch mal dein zweiter Vorname? Versager? Behaarter Affe?
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