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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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ihrem Kopf.
    »Diese Oma ist völlig unkontrollierbar. Ich hab sie nicht mal unter Kontrolle, wenn ich über sie schreibe. Sie macht oder sagt irgendwas, und ich laufe ihr nur hinterher und schreibe auf, was ich sehe, höre und rieche. Sie ist echt krank. Ich mag sie nicht.«
    »Ich auch nicht. Vielleicht ist es besser, wenn du sie aus deinem Leben hinausstickst.« Janie muss jeden Abend Blumenmuster sticken, sonst kann sie nicht einschlafen. Wenn sie fertig ist, näht sie das – ausnahmslos weiße – Kissen zu und schenkt es einem Verein, der schwangere Jugendliche berät.
    Sie knetete ihre Schürze. »Du brauchst mir nicht immer zu sagen, dass du die Stickerei blöd findest.«
    »Habe ich doch gar nicht gesagt«, protestierte ich.
    »Ist auch nicht nötig. Dein Ton reicht schon.«
    »Mein Ton? Mein Ton? «
    »Ja, dieser herablassende Tonfall!« Janie wandte sich von mir ab und schaute zum Ufer hinüber. Sie hielt die Luft an.
    »Was ist?« Ich erhob mich von meinem Stuhl.
    »Ach, nichts. Gar nichts.« Sie drehte sich wieder um und nestelte an ihrer Schürze.
    Ich ging zum Vorderfenster und schaute auf den Steg vor ihrem Boot. Da war ein Mann: groß, braunes Haar, weit ausholender Schritt, eine etwas größere Nase, aber nicht zu groß. Nicht groß genug, um einen Fisch hineinzusaugen. Ich vermutete, dass er in einem Hausboot weiter unten wohnte.
    Ich grinste Janie an.
    »Denk nicht mal drüber nach …«, warnte sie.
    »Ist das …?« Ich hob die Augenbrauen, lachte und stürzte zur Tür.
    »O nein, das tust du nicht, Isabelle Bommarito!«
    Ich riss die Tür auf, und es regnete herein.
    »Komm zurück, aber auf der Stelle!«
    Doch ich war bereits über die Schwelle auf den Holzsteg getreten. Janie war direkt hinter mir und schlang mir beide Arme um die Taille. »Wag es nicht!«
    Ich wehrte mich und flüsterte: »Ich kann dir helfen, ihn kennenzulernen …«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht!« , zischte sie.
    »Lass mich los, Janie!«, raunte ich. »Ich will dir doch nur helfen!«
    Ich versuchte, den Riesenzinken zu verfolgen, doch Janie umklammerte mich wie ein menschlicher Krake, hakte ihr Bein um meines. Wir stöhnten vor Anstrengung. »Lass mich in Ruhe!«
    »Niemals.« Sie packte fester zu und wollte mich hochheben.
    Ich wand mich in ihrem Griff, stieß sie um, und wir landeten beide auf dem Boden vor der Bootstür. Wir schnappten nach Luft. Ich drückte Janies Arme nach unten, drehte mich aus ihrem Klammergriff und versuchte zu entkommen. Sie warf sich erneut auf mich und riss mich zu Boden. Hustend und prustend rollten wir zweimal nach links, zweimal nach rechts.
    Janie zerrte an meinem Knöchel, um mich zurück aufs Boot zu ziehen. »Du mischst dich ständig überall ein …«
    »Ich mische mich nicht ein.« Ich wollte ihr mit dem freien Fuß auf die Hand treten, doch sie ließ mir keine Chance. Keine Ahnung, warum sie auf einmal so stark war. »Du musst raus aus deinem Boot und rein ins Leben«, keuchte ich. »Ich höre jetzt schon seit Monaten von diesem Mann …«
    »Da haben wir’s schon wieder! Du willst bestimmen, wie mein Leben aussehen soll!« Sie wischte sich den Regen aus dem Gesicht. »Ich will nicht mit jedem Kerl schlafen, der mir über den Weg läuft. Ich möchte gemeinsame Interessen finden, zum Beispiel die Liebe zur Literatur oder zu klassischer Musik … oder zu Scones beim Tee. Außerdem gibt es Menschen, die sich für die Ehe aufheben möchten.«
    »Welche Ehe denn?«, rief ich. »Du kannst nur heiraten, wenn du dich vorher mit jemandem triffst, und dazu musst du in der Lage sein, zu einem Exemplar des männlichen Geschlechts auf unserem Planeten wenigstens Hallo zu sagen.«
    Sie schoss auf mich zu wie ein Torpedo und stieß mich erneut zu Boden.
    »Findest du es etwa gesund, den ganzen Tag zu Hause zu hocken und dir Möglichkeiten auszudenken, wie man Menschen umbringen kann?« Ich rang nach Luft, der Regen tropfte mir in den Nacken.
    »Findest du es vielleicht gesund«, gab Janie zurück, »zwischen dir und allen anderen Menschen eine Mauer zu errichten?«
    Ich drehte sie auf den Rücken. »Findest du es etwa gesund, die Schritte zu zählen, die man ins Badezimmer braucht, und dort aufs Klopapier zu klopfen?«
    Janie blieb vor Empörung beinahe die Luft weg. »Findest du es vielleicht gesund, vor deinen Schwestern ein großes Geheimnis zu haben, Isabelle? Wir wissen, was passiert ist, aber du lässt uns nicht an dich heran und versteckst dich lieber hinter deiner Kamera

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