Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Arbeitsplatte, drückte den Notruf und stellte auf laut, während ich mir noch ein Messer schnappte.
Als sich der Notruf meldete, schrie ich: »Ich brauche die Polizei. Ein Mann versucht mich umzubringen.« Ich gab meine Adresse an, obwohl ich wusste, dass der Anruf zurückverfolgt werden konnte.
Mein Gegner kicherte erneut, zeigte auf mich und richtete sich mühsam auf. Man merkte, dass er Schmerzen hatte. »Ich komme wieder, Herzblatt«, sagte er und zog die Hose hoch. »Das hat Spaß gemacht! Wir machen es noch mal.«
»Ich brauche sofort Hilfe«, schrie ich. »Sofort!« Angsterfüllt humpelte ich an der Arbeitsplatte entlang, um dem Tod zu entkommen, während mein Körper in einem Sumpf schier unerträglicher Schmerzen versank.
»Ich komme wieder, Herzblatt!«, sang er. »Ich werde dein Herrrzblatt sein.«
»Raus hier, du krankes Arschloch«, sagte ich mit leiser Stimme, spuckte wieder Blut und einen Zahn aus.
Er drehte sich um und stürzte aus der Wohnung in den Flur. Ich folgte ihm humpelnd und warf ein Messer nach ihm. Erstaunlicherweise traf ich, und er krümmte den Rücken, drehte sich um und grinste mich an, zog das Messer heraus, als spürte er überhaupt keinen Schmerz, und fuchtelte damit vor seinem Gesicht herum. »Das bewahre ich auf für das nächste Mal, wenn wir uns treffen!«
Er rannte davon. Blut breitete sich auf seinem Hemd aus.
Ich knallte die Tür zu, verriegelte sie und nahm das Telefon in meine blutige Hand. Ich schilderte der Frau vom Notruf genau, was der Typ trug, einschließlich der Designerschuhe, die ich erkannte hatte, und dem Blut, das auf seinem Hemd trocknete.
Sie unterbrach mich immer wieder. »Ma’am, es tut mir leid, aber ich kann Sie nicht verstehen …«
Ich musste Blut spucken. Dann versuchte ich es erneut und bemühte mich, deutlich zu sprechen. Aus irgendeinem Grund funktionierte meine Zunge nicht. Ich spürte, wie mir Blut über den Rücken rann.
Ich humpelte zur Balkontür, bekam sie auf und lehnte mich über das Geländer. Der Psychopath würde eine Weile brauchen, um aus dem elften Stock nach unten zu gelangen. Mein Balkon lag über dem Eingang.
Ich sah ihn auf die Straße hasten. Er drehte sich kurz um und starrte zu mir herauf, während ich zu ihm hinunterstarrte, elend, halb tot, vor Angst fast reglos. Er winkte fröhlich und warf mir einen Luftkuss zu.
In der Ferne hörte ich eine Sirene, und der Kerl begann zu laufen. Ich sah ihm nach, so weit ich konnte, und gab der Frau vom Notruf genaue Anweisungen, die ich wiederholen musste, weil sie mich durch das Blut in meinem Mund nicht verstehen konnte.
Dann stolperte ich zurück in meinen Loft und legte mich flach auf den Boden, weil meine Beine mir den Dienst versagten. Die Polizisten kündigten sich an: »Polizei! Öffnen Sie die Tür!« Ich hörte sie, war jedoch zu benommen, um zu reagieren. Ich versuchte etwas zu sagen, aber es gelang mir nicht. Es war, als hätte man mir den Kiefer zugenagelt.
Weil ich nicht sprechen konnte und der Einsatzleiter keine Antwort hörte, traten die Polizisten meine Tür ein, genau wie an dem Nachmittag, als Momma fast verblutete. Diese Parallele entging mir nicht.
Auf der Stelle kümmerten sich zwei Polizeibeamte um mich. Ich verlor Blut aus der Kopfwunde und diversen anderen Verletzungen. Drei weitere Beamte durchsuchten mit gezogener Waffe das Loft, wollten nicht glauben, dass der Mann nicht mehr hier war.
Ihre Funkgeräte knarzten, und ich hörte jemanden aus weiter Ferne den Einsatzleiter anweisen, die Sanitäter sofort heraufzuschicken.
Ein Polizeibeamter mit Stoppelschnitt kniete sich neben mich. »Hallo, Ma’am, ich bin Lieutenant Sherm Walsh.«
Ich konnte nicht sprechen. Ich dachte, ich würde sterben.
»Wo tut es Ihnen weh?« Ich konnte nur stöhnen. Er und die anderen Polizeibeamten um mich herum verschwammen immer wieder, wie Gespenster.
Seine nächste Frage machte mich endgültig fertig. »Wer hat Ihnen das angetan?«
Wer hat Ihnen das angetan? Ich wusste es nicht. Ich kannte seinen Namen nicht. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hatte keinen Mann beim Namen gekannt, hatte ihn nie, nicht ein einziges Mal, wissen wollen. Mir war es völlig egal gewesen, ob er Tom oder Chad, Spiderman oder »Beam me up, Scotty« hieß.
Der Polizist zog ein Taschentuch hervor und drückte es an meinen Kopf, während er meine Verletzungen begutachtete. Die Polizistin auf der anderen Seite tätschelte meine Hand. Ein dritter Beamter hielt meinen Kopf ruhig, beugte
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