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Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)

Titel: Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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sich vor und sagte: »Das wird schon wieder, Kleine. Das wird schon wieder.«
    Würde es nicht.
    In dem Moment glaubte ich nicht, dass es je wieder werden würde.

    Ich hatte eine »Mordsgehirnerschütterung«, sagte mein Arzt. Dazu mehrere Blutergüsse am Hals, am Bauch und am Rücken, meine Kehle war gequetscht. Mein Nasenbein war gebrochen, und am Hinterkopf hatte ich eine so große Beule, als säße dort ein zweiter Kopf. Ich hatte zwei angebrochene Rippen und einen angeknacksten Kieferknochen, ganz zu schweigen von einem gewaltigen Bluterguss auf dem Schienbein und Peitschenstriemen an der Schulter.
    Später erzählten mir die Krankenschwestern, mein Angreifer sei etwa zehn Minuten nach Eintreffen der Polizei geschnappt worden, versteckt in einem Müllcontainer. Aufgrund der Fingerabdrücke hatte man herausgefunden, dass ich mit knapper Not einem Mann entronnen war, der in drei Staaten wegen mehrfacher Vergewaltigung und in einem Staat wegen Vergewaltigung und Mord gesucht wurde.
    »Die Kollegen sagen, Sie hätten ihm ganz schön zugesetzt«, berichtete mir eine Polizistin triumphierend und drückte mir hilfsbereit einen Eisbeutel ans Gesicht. »Sie haben den Hurensohn fertiggemacht. Sein Schwanz ist gequetscht und steht im komischen Winkel ab, seine Eier sind so dick wie Bowlingkugeln, hab ich gehört. Der kann sein Leben lang nur noch quieken. Außerdem hat er eine schlimme Augenverletzung, aber niemand kann um diese Zeit einen Augenarzt auftreiben. Was für ein Pech aber auch! Hoffentlich wird er blind. Dann sieht er nicht, von wem er im Knast gebumst wird.«
    Ein anderer Polizist sagte: »Sie können als Zeugin gegen ihn aussagen, Ma’am, dafür sorgen, dass er für das bezahlt, was er Ihnen angetan hat. Allerdings kommt er sowieso lebenslang hinter Gitter. Der wird da drinnen sterben, wenn er nicht vorher auf den Stuhl muss.«
    »Ich werde aussagen«, nuschelte ich durch meine aufgeplatzten Lippen. Natürlich würde ich das tun.
    Keine Frau verdient zu erleben, was mir zugestoßen ist. Keine.
    Nicht mal eine verrückte Rumtreiberin, die so viele One-Night-Stands hatte wie ich.

    Wiederholt wurde ich von der Polizei und dem Krankenhauspersonal gefragt, mit welchen Familienangehörigen und Freunden man sich in Verbindung setzen sollte. Ich wies sie jedes Mal an, sich mit niemandem in Verbindung zu setzen. Mir war zum Sterben zumute, wenn ich an den Schmerz dachte, den ich meiner Familie zufügen würde, an die Tränen, die sie über meine Prellungen, Beulen und Blutkrusten vergießen würden. Sie würden sich in der kleinen Höhlung an meinem Hals sammeln, wo das Leben fast aus mir herausgewürgt worden war.

    Zwei Detectives von der Polizei Portland klopften an und betraten freundlich lächelnd mein Krankenhauszimmer. Ich kam mir vor wie eine Mumie. Mein Kopf war bandagiert, meine Rippen ebenfalls. Ich hatte nichts als Verbände im Gesicht.
    Eine Ärztin und eine Krankenschwester waren bei mir, dazu eine Vertreterin vom Vergewaltigungsnotruf, die ich schon kennengelernt hatte, als ich noch Blut spuckte. Sie war Afroamerikanerin, um die fünfzig und trug einen farbenprächtigen Turban. In meinem ganzen Leben hatte ich keine so mitfühlenden, warmherzigen Augen gesehen. Am liebsten hätte ich mich auf ihrem Schoß zusammengerollt.
    Die Ärztin stand neben mir, eine Hand auf meiner Schulter. Sie stammte aus Indien und trug ihr schwarzes Haar in einem Pferdeschwanz. Ihre goldenen Armreifen klingelten, wenn sie sich bewegte.
    Neben ihr stand die Krankenschwester. Sie war Russin, wog weit über hundert Kilo und hatte ein faltiges Männergesicht.
    Einer der Polizeibeamten war Asiate und schien kaum alt genug, die Highschool hinter sich zu haben. Ich war größer als er. Später sollte er mir erzählen, er sei vierundzwanzig und besäße einen Schwarzen Gürtel. Am Abend zuvor hätte er einen Methadonsüchtigen dazu überredet, sich nicht mit einer .45er auf einem Boot im Willamette River das Leben zu nehmen.
    Der Polizeibeamte, der mich befragte, war Afroamerikaner, ein wahrer Hüne mit militärischem Haarschnitt.
    Wir bildeten eine regelrechte Abordnung der Vereinten Nationen.
    »Ich bin Detective Walter Carrington. Von der Polizei Portland.«
    Ich versuchte zu nicken. Und zu schlucken. Die Schwestern hatten mich über Strohhalme ernährt.
    »Als Erstes möchte ich sagen, wie leid es mir tut, dass Ihnen das zugestoßen ist, Ms Bommarito.« Er umschloss meine Hand. Ich wollte, dass dieser Mann mit mir nach Hause

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