Rosarote Nachrichten: Roman (German Edition)
Kummer. Cecilia, es tut mir leid.
»Nein, erzähl es mir jetzt. Ich kann es nicht leiden, wenn du sagst, du erzählst es mir später. Ich weiß jetzt, dass du lebst, aber bist du verletzt? Du bist verletzt, nicht wahr? Cecilia hatte recht!« Schwere Atemzüge waren zu hören. »Du bist verletzt!«
Mir tat das Herz weh. Wie würde der liebevolle Henry reagieren? Nicht gut, das wusste ich. »Mir geht es gut, Janie. Wir sehen uns bald.«
»Blutest du? Bist du in eine Massenkarambolage auf der Autobahn geraten? In eine Gasexplosion? Einen Brand, ausgelöst von einem Bügeleisen? Hat dich jemand verletzt? O neiiiiin.«
Ich versank in meinen Schuldgefühlen. Sie hatte es erraten, das wusste ich.
»Du hattest einen One-Night-Stand, nicht wahr?« Janies Stimme schraubte sich in operngleiche Höhen. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst das lassen. Wie oft habe ich dir das gesagt, Isabelle? Er hat dich verletzt, nicht wahr? Ich komme nach Portland. Ich bin in einer Stunde in deinem Loft.«
»Ich bin nicht in meinem Loft.« Ich bin in der Hölle.
Sie kreischte. »Wo bist du dann? Wo bist du? O mein Gott. Du bist im Krankenhaus, nicht wahr?«
»Ach, Scheibenkleister.« Vor Janie kann man nichts verbergen.
»In welchem Krankenhaus?«
»Bleib in Trillium River, Janie …« Ich kann es nicht ertragen, deinen Schmerz zu sehen, wenn du meinen siehst .
»Warte!« Sie hielt inne, und ich wusste, dass sie überlegte. »Du bist entweder im Universitätskrankenhaus oder im Saint Eileen’s. Ich wette, du bist im Saint Eileen’s. Du bist krankenversichert. Wir kommen sofort, o Isi, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Wir kommen!« Sie legte auf.
Ich stellte mein Handy aus.
Ich hatte meine Schwester verletzt. Ich hatte meine Familie verletzt.
Ich krümmte mich zu einer Kugel zusammen, krümmte mich in meinem Elend zusammen.
Kurze Zeit später trafen Cecilia und Janie ein.
Ein schöner Anblick war das nicht. Sie warfen einen entsetzten Blick auf das, was mit meinem Gesicht passiert war, und brachen zusammen. Janie begann zu jammern und gleichzeitig rhythmisch mit den Händen zu wedeln.
Cecilia schlug mit der Faust gegen die Wand und beschloss dann, die Wand müsse auch noch getreten werden. Janie stöhnte. Cecilia wütete. Janie zählte.
Wir sind völlig im Eimer, wir drei. Wir haben keine Ahnung, wie man Gefühle zügelt, und wenn irgendwas mit uns passiert, wird es nur noch schlimmer.
Wir umarmten uns, und unsere Tränen kühlten unsere heißen Gesichter, bis wir nicht mehr wussten, von wem welche Tränen stammten.
Als Cecilia mich einige Tage später über den Highway entlang des Columbia Rivers fuhr und der Wind so stark war, dass unser Auto ein paarmal ins Schlingern kam, versuchte ich mit schmerzendem Körper das nachträglich aufkommende Entsetzen zu verarbeiten. Ich hatte einen Moment absoluter Klarheit. Ich wusste mit jeder Faser meines geschundenen Körpers, dass es mein letzter One-Night-Stand gewesen war.
Der Sex hatte meine Seele zerstört und mich beinahe umgebracht.
Schlimmer noch. Ich hatte Cecilia und Janie Schmerz zugefügt. Das würde Henry, Grandma und Momma Schmerzen bereiten. Es würde den Mädchen Schmerzen zufügen.
Ich war damit durch, ein für alle Mal.
Ich hatte Cecilia und Janie gesagt, es sei besser, wenn ich nicht nach Trillium River zurückkehren würde, sondern in einem Hotel in Portland bliebe, damit Henry und Grandma sich nicht über meinen Anblick und die Mumienverbände aufregten, aber meine Schwestern wollten nichts davon wissen. Sie führten alle möglichen Gründe an: Ich müsse medizinisch versorgt werden, sie wollten mich pflegen, was wäre, wenn dieser Kerl aus dem Gefängnis freikäme und so weiter.
»Ich habe zwei Knarren«, sagte Cecilia zu mir. »Momma hat drei. Ich lege dir eine Pistole in die oberste Kommodenschublade, Isabelle, und die andere in die rosa Schachtel im Flurschrank, auf das oberste Regal.«
»Ich habe meine Messer mitgebracht. Insgesamt vierzehn«, sagte Janie. »Wir verstecken sie überall im Haus.«
Cecilia und ich sahen sie verblüfft an. Vierzehn Messer?
»Und meine Sammlung von Schlagringen und Peitschen. Ich habe auch einen Strick.«
Uns fiel die Kinnlade herunter. Wow.
Als wir nach Hause kamen, zwang mich Grandmas und Henrys unverstellter Kummer in die Knie.
Grandma riss sich die Fliegerbrille herunter, packte mich an den Oberarmen und sagte mit zitternder Stimme: »Sie hatten eine Bruchlandung! Eine Bruchlandung!« Sie drückte mich
Weitere Kostenlose Bücher