Rosas Vermaechtnis
deshalb, weil er so viel Spaß an der ganzen Sache gehabt haben muss. Und er war ein Genießer, wie er im Buche steht. Rezepte hat er übrigens auch gesammelt, da hatten wir sogar etwas gemeinsam.«
»Find doch mal heraus, ob die beiden etwas von der Vergangenheit unseres Hofes gewusst haben. Denn das wäre wirklich interessant.«
Als Marie am nächsten Tag mit Hingabe den perfekten Mürbeteig knetete, dessen Zusammensetzung sie jetzt kannte, schnitt sie das Thema der Sammelleidenschaft noch einmal an.
»Schade, dass du meinen Freund nicht gekannt hast, Marie«, warf Battner ein, »ihr hättet euch gut verstanden! Er hatte außerdem eine Vorliebe für Rezepte aus früheren Zeiten und wann immer er konnte, ging er zu Auktionen, um seine Sammlung zu vervollständigen. Balduin hat mir auch den Vorschlag gemacht, einige dieser Rezepte umzumodeln, die wir unseren Gästen als neuen Trend präsentieren wollten.«
»Aber dann wären sie doch vollkommen verfremdet gewesen«, antwortete Marie erstaunt.
»Nicht wirklich. Viele Speisen waren ja früher sehr fettlastig, mit dicken Mehlschwitzen verklebt, und Kräuter spielten nur eine untergeordnete Rolle. All das könnte man tatsächlich ändern, ohne die Grundzutaten zu verfremden. Übrigens gab es hier in der Region in den Zwanzigern eine recht bekannte Köchin, die das damals schon erkannt hat.«
Rosa Göttner, schoss es Marie durch den Kopf, während sie Giovanni aufmerksam ansah.
»Diese Frau hat hier in der Gegend gekocht, ein bisschen draußen auf dem Land. In Fachkreisen erzählt man sich, sie habe ein Album verfasst, in dem sie ihre neuen Rezepte aufgeschrieben und illustriert hat. Balduin hatte sich in den Kopf gesetzt, es unbedingt aufzuspüren, zu kaufen und es zur Grundlage unserer neuen Küche zu machen. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen.« Er senkte traurig den Kopf.
»Wusste er denn, wo er es finden würde?«, fragte Marie vorsichtig.
»Ich glaube, ja. Jedenfalls hat er ein großes Geheimnis daraus gemacht. Er wollte mich zu meinem Geburtstag damit überraschen, denke ich. Kein Sterbenswörtchen hat er mir erzählt. Na ja, mir ist jedenfalls gehörig die Lust daran vergangen. Sollen sich andere darum streiten. Es gibt außer Balduin wohl noch einige andere hartnäckige Interessenten.«
»Also doch! Mein Instinkt hat mich nicht getrogen«, sagte Alexandra triumphierend, nachdem Marie ihr die ganze Geschichte erzählt hatte. »Hafner war an jenem besagten Abend nicht zufällig hier. Und dieses berühmte Album muss er tatsächlich bei uns vermutet haben.«
»Aber warum hat er sich erst so spät auf den Weg gemacht? Ich kann mir vorstellen, dass er sich bei unserer Weinprobe einen Eindruck von uns machen wollte. Das wäre ja auch ganz unauffällig gegangen. Vielleicht wollte er anschließend mit uns reden. Aber die Weinprobe fing um zwanzig Uhr an, also selbst, wenn er später dazugekommen wäre, hätte er sicher nicht bis nach Mitternacht gewartet.«
»Er muss also von seinem Mörder aufgehalten worden sein«, überlegte Alexandra und trommelte dabei nervös mit den Fingern auf die Tischplatte. »Es kann natürlich wirklich so sein, dass es ein Jagdunfall war, wie Jan meint. Hafner wurde angeschossen, blieb eine Zeit lang liegen und schleppte sich dann weiter. Aber das halte ich für unwahrscheinlich. Die Sickerblutung führt nicht erst nach Stunden zum Tod. Ein halbe Stunde hat er vielleicht noch gehabt, aber nicht mehr.«
»Giovanni erwähnte irgendwelche Konkurrenten. Vielleicht ist ihm ja einer von denen gefolgt, hat ihn bedroht und versucht, ihn unter Druck zu setzen, oder so ähnlich.«
»Du meinst, dass darüber die Zeit vergangen ist?« Alexandra schaute ihre Freundin nachdenklich an. »Ja, das könnte eine Erklärung sein.«
Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als weiter in die Gastro-Szene einzutauchen, wenn sie diese Spur weiter verfolgen wollten.
Jan konnte nach dem neuesten Stand der Erkenntnisse die Augen eigentlich nicht weiter davor verschließen, es sei denn, sein Verdächtiger hätte inzwischen gestanden. Aber der war schon wieder auf freiem Fuß, wie Alexandra von einem zerknirschten Hauptkommissar erfuhr, obwohl er ihn immer noch für schuldig hielt, weil der tödliche Schuss auf den Professor definitiv aus Raimund Welschs Waffe abgefeuert worden war.
»Hat Welsch eigentlich auch noch andere Restaurants in der Gegend mit seinem illegal geschossenen Wildbret beliefert?«, fragte Alexandra in gleichgültigem
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