Rosas Vermaechtnis
Tonfall.
»Wohl schon, außer mit dem La Vita hat er noch einen Deal mit einem Lokal in Altenahr, einem in Bad Neuenahr und einem in Sinzig gehabt. Allesamt kochen auf hohem Niveau, wie ich recherchiert habe.«
»Sieh an, du spielst also auch mit dem Gedanken, dass jemand anderer aus der Szene geschossen haben könnte? Jemand, der Welsch kannte?«
»Ja, ich gebe es durchaus zu«, antwortete Jan. »Ich glaube inzwischen auch, dass es nicht Welsch war, der Hafner erschossen hat. Dafür war es aber jemand, der genau wusste, was passieren würde, wenn man die abgefeuerte Waffe bei ihm findet.«
»Kennst du dich eigentlich mit Auktionen aus?«, wechselte Alexandra unvermittelt das Thema. »Ich glaube, das könnte eine Spur sein.«
Dann erzählte sie Jan, was sie durch Maries Einsatz inzwischen herausgefunden hatten.
»Hafner ist immer nach Hamburg in ein großes Auktionshaus gefahren, das für seine besonderen Bücherversteigerungen bekannt ist. Hier kann man auch regelmäßig alte Kochbücher ersteigern«, berichtete Marie am nächsten Abend stolz. »Übrigens ist morgen mein letzter Tag bei Giovanni in der Küche«, fuhr sie nach einer Pause fort, »ich habe das Gefühl, dass er uns gern mal besuchen würde, um zu sehen, wie wir unsere neuen Ideen umsetzen. Meinst du, ich soll ihm zum Abschied reinen Wein einschenken?«
Alexandra schüttelte den Kopf. »Nein, besser nicht. Warte lieber damit, bis der Fall endlich gelöst ist. Sein Freund ist immerhin hier auf unserem Grundstück gestorben, und auch die Kochbuchsache sollte sich bis dahin erledigt haben.«
»Gut, ich glaube auch, dass das besser ist. Deshalb werde ich ihn vertrösten und ihm versprechen, dass wir ihn einladen, wenn wir unser neues Bistro eröffnen.«
»Dann lass uns mal überlegen, ob wir nicht bald mal nach Hamburg fahren. Komisch ...«, Alexandra schüttelte irritiert den Kopf, »eigentlich ist das doch ein ziemlicher Umstand. Warum hat der Professor eigentlich nicht versucht, die alten Rezepte online zu ersteigern?«
»Genau das habe ich Giovanni auch gefragt. Aber die Rezepte sollte man sich vor Ort besser ansehen, sonst hat man am Ende etwas ersteigert, was sein Geld nicht wert ist.«
»Das leuchtet mir ein. Ja, dann werde ich mich mal um die Termine kümmern, die den Sammlungen vorbehalten sind.«
Schon am Samstag in einer Woche sollte es in Hamburg eine Abendauktion zum Thema »Wertvolle Bücher« geben, in der auch eine alte Kochbuchsammlung versteigert wurde, fand Alexandra heraus, und die beiden Freundinnen beschlossen sofort, sich den Ablauf an Ort und Stelle anzusehen.
Hamburg war immer wieder ein Erlebnis, die großen, hellen Bankhäuser und Hotels mit ihren grün oxidierten Kupferdächern entlang der Alster sprachen vom Reichtum dieser Stadt und waren eine Augenweide. Passagen mit edlen Geschäften reihten sich aneinander, um den Kunden Schutz vor Nässe und Kälte zu gewähren, und konnten mit der Vielfalt ihrer Auslagen Kaufgelüste und Bedürfnisse wecken, von denen der Betrachter bisher überhaupt nichts geahnt hatte.
Vornehm gab sich auch das imposante Auktionshaus im Bauhaus-Stil, dessen Motto »Sehen und bieten« sich besonders bei den frisch ins Leben gerufenen abendlichen Saalversteigerungen zunehmender Beliebtheit erfreute.
Als sich Alexandra und Marie gleichzeitig darüber klar wurden, dass der vorsichtige, zögerliche Schritt, mit dem sie auf dem Weg zur Kochbuchversteigerung die Hallen durchschritten, hier lediglich den Unerfahrenen vorbehalten war, beeilten sie sich, diesen Eindruck zu ändern. Sie setzten darüber hinaus eine Art desinteressiertes Pokergesicht auf, sodass beide schließlich lachen mussten und das vermeintlich vornehme Publikum sie mit strafenden Blicken maß.
Die Auktion an sich verlief tatsächlich so, wie sie es aus Filmen kannten. Die Leute boten durch das Heben der Hand mit sogenannten Bieterkarten auf ihr Wunschobjekt. Für 16.200 Euro kam ein Kochbuch aus dem Jahre 1581 unter den Hammer, ein Preis, der bisher außerhalb von Alexandras Vorstellungskraft gelegen hatte, und sie spürte förmlich den Sog, der von einer solchen Versteigerung ausgehen konnte, aus der man, wenn man einmal beteiligt war, nur vollkommen unsentimental und streng gegen sich selbst und seinen Geldbeutel wieder herauskam, sonst war man verloren.
Zwei Männer fielen den beiden Frauen auf, die sich mit verbissenen Gesichtern zu überbieten versuchten, bis der Jüngere von ihnen, der in ihrem Alter sein mochte, im
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