Rose der Prärie
„Es ist schon Wochen her, dass wir Käsknöpfle gegessen haben. Das hast du immer gern gegessen. Und Hefebrot. Erinnerst du dich noch an meine Brotlaibe? Du konntest es nie abwarten, bis sie endlich abgekühlt waren!“
„Dein Brot hat immer gut geschmeckt, Ma.“ Voller Enthusiasmus zählte Todd einige Rezepte auf.
Sodabrot, Brötchen, Maisbrot – das waren die Brotsorten, die sie machte. Ohne eine Kühlmöglichkeit konnte Maggie keine Hefe aufbewahren. Von den meisten Gerichten, die Todd aufzählte, hatte sie noch nie etwas gehört, geschweige denn sie schon einmal gekocht. Ma stachelte Todd immer weiter an und erinnerte ihn an immer neue Gerichte, die er bei ihr so gern gegessen hatte. Als Ma das dritte Mal auf Brot zu sprechen kam, sagte Maggie: „Ich schaue mal, ob ich irgendwo Hefe eintauschen kann.“
„Sehr gut!“ Todd strahlte sie an. „Und dann kann Ma dir das Kochen beibringen.“
Endlich! Endlich hatte sie wieder eine Aufgabe. Sie würde es ihnen allen zeigen. Helga konnte in dieser Nacht vor Aufregung kaum schlafen. Wach lag sie im Bett, plante Gerichte und stellte sich vor, wie sie Maggie beibringen würde, wie eine gute Farmersfrau zu kochen.
Und backen! Sie würden so viel Spaß zusammen haben. Rosinen-Käse-Kuchen mit Baiser, Streuselkuchen, Kürbispudding, Zimtrollen. Sie würde Maggie zeigen, wie man mit einem Messer Weizenähren auf den Kuchenrändern formen konnte, so wie sich das für eine gute Farmersfrau gehörte – keine Beeren oder Kirschen, wie Maggie das machte. Maggie ritzte immer ein Kreuz auf jeden runden Brotlaib bevor sie ihn backte. Seltsam. Das Mädchen war so seltsam wie eine dreiäugige Forelle.
Wenn Helga Maggie im Kochen unterrichten würde, wäre es fast wieder so, als ob sie die Arbeit selbst täte. Die Hände von Todds Frau waren dann ihre Hände.
Den ganzen Tag über versuchte Helga, Maggie alles beizubringen, was ihr einfiel. Einen guten Trick, z. B. wie man den Besen neu binden konnte, wenn er Strohhalme verlor, oder wie man einen Frischkäse selbst machte und Pfeffernüsse buk.
Über manche Sachen schien Maggie sich zu freuen. Bei anderen hingegen wehrte sie sich. Helga tat ihr Bestes, diese Stolperfallen zu vermeinden, indem sie immer wieder darauf verwies, dass der Käse, die Butter und alle anderen Milchprodukte jetzt besser werden würden, weil sie eine gute Milchkuh hatten – keine stinkende Ziege.
Um die Mittagszeit herum verschränkte Maggie die Arme vor der Brust. „Heute bin ich an der Reihe, meinen Mann zu überraschen und ich habe mir einen besonderen Nachtisch ausgedacht.“
Da sie gerne besser mit Maggie auskommen wollte, sagte Helga nicht, dass die Kekse doch eigentlich genug wären. An diesem Abend aß Todd die Käsknöpfle mit großem Appetit und zeigte so, dass der Tag ein Erfolg gewesen war. Dann stellte Maggie die Teller zur Seite und holte einen Kuchen hervor, den sie unter einem Eimer versteckt hatte – als Überraschung. „Heute bin ich dran. Hier ist mein Liebeszeichen!“
„Wenn du das Geschirr abgewaschen hast, können wir den Kuchen essen.“ Todd schob seine Kaffeetasse von sich und zwinkerte mit den Augen. „Ich sage das ja nicht oft, aber ich bin richtig satt!“
Maggies Lächeln erstarb. „In Ordnung.“
Während Maggie das Geschirr wusch, las Todd aus der Zeitung vor. Die Dürre würde noch schlimmer werden. Der Eisenbahnerstreik hielt weiterhin an. Bei der Weltausstellung in Chicago gab es eine dekadente Verschwendung von Luxusgütern wie kalifornisches Obst, während in anderen Teilen des Landes die Menschen kurz vor dem Ruin standen, weil sich die Aktien im freien Fall befanden. Schließlich faltete Todd die Zeitung zusammen und legte sie frustriert auf den Tisch.
Maggie holte ein Messer und wollte gerade den Kuchen anschneiden, doch Helga murmelte: „Nach diesen schrecklichen Neuigkeiten will ich keinen Kuchen.“
„Ich auch nicht. Ich bin immer noch satt.“
Maggie fiel fast das Messer aus der Hand.
„Offenbar habe ich meine Frau schockiert.“ Ein jungenhaftes Grinsen breitete sich auf Todds Gesicht aus, das Helga seit dem Tod seines Vaters nicht mehr gesehen hatte.
„Bist du sicher?“ Maggies Stimme klang ungläubig. „Nicht mal ein kleines Stück?“
„Nein. Morgen esse ich den Kuchen. Aber iss du nur.“
„Nein.“
Todd warf ihr einen entnervten Blick zu. „Du wolltest doch ein Stück. Dann iss es auch!“
„Ich würde diesen Kuchen nicht anrühren, selbst wenn er das letzte bisschen
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