Rose der Prärie
alles andere daneben verblasste. Früher war Linette eine unbeholfene, männerhungrige Tratschtante gewesen – doch sie hatte sich verändert. Johns Worte am Nachmittag brachten Todd dazu, sich Linette beim Abendessen noch einmal genauer anzuschauen.
„Deine Cantaloupe-Melonen sind so saftig! Unsere sind in diesem Jahr nichts geworden.“ Linette aß noch ein Stück. „Alle haben Tomaten, aber irgendwas war mit den Okra-Samen nicht in Ordnung. Niemand konnte viele Okra-Schoten ernten oder hatte etwas zum Handeln übrig.“
„Vielleicht lag es gar nicht an den Samen. Es könnte auch etwas anderes sein“, mischte sich Ma ein. „Manche Sachen wachsen hier einfach nicht. Rosen zum Beispiel.“
„Rosen wachsen hier sehr gut!“ Linette war entrüstet und brüllte fast.
Maggie wurde kreidebleich und sagte: „Das stimmt. Die alte Mrs Whittsley hat wunderschöne Rosenstöcke. Sie haben sogar schon Knospen.“
„Ich meinte hier. Auf unserer Farm.“ Ma wandte sich mit ihren Worten direkt an Maggie. „Rose war dein Mädchenname und du kannst einfach nicht aufhören, von deiner Vergangenheit zu reden und wie wunderbar alles bei euch zu Hause war. Ich wette, die Scheune ist voll bis zum Dach mit dem nutzlosen Kram, den dir diese alten Männer geschenkt haben.“
„Ma!“, rief Todd.
Aber Ma redete einfach weiter. „Gott hat diese Rosen zerstört, um dich etwas zu lehren.“
In kalter Wut brüllte Todd die nächsten Worte: „Es war meine Schuld, nicht Gottes. Ich habe sie durch mein Düngemittel verätzt. Entschuldige dich sofort bei meiner Frau. Sofort!“
Ma sagte kein Wort.
Maggie starrte sie entsetzt an. „Gott zerstört doch keine Schönheit. Er ist der Schöpfer aller Dinge. Die Sachen, die falschlaufen ...“ Ihre Stimme zitterte. „Können wir ihm nicht einfach vor die Füße werfen und ihm die Schuld dafür in die Schuhe schieben. Sein Regen fällt auf Gerechte und Ungerechte.“
„Bei Ihrem Verständnis, Mrs Crewel“, mischte sich jetzt auch John Toomel ein und wandte sich an Helga, „hieße das: Wenn das Getreide auf dem Feld des einen Farmes gut gedeiht, aber auf dem Feld seines Nachbarn nicht, ist das eine Strafe Gottes. Damit verurteilen Sie jeden Farmer, denn wir haben alle gute und schlechte Jahre. Besonders dieses Jahr – wir leiden alle unter der Dürre.“
Ma verteidigte sich mit bebender Stimme. „Da sind wir einer Meinung. Sie leiden alle. Und das tue ich auch. Gott hat mir meinen ersten Mann genommen und dann meinen zweiten. Und jetzt hat es mich getroffen.“
„Das sind alles schlimme Verluste“, sagte Linette, „aber Sie haben gerade bestätigt, was Maggie gesagt hat. Gute Sachen passieren schrecklichen Leuten, genauso wie schlimme Sachen den guten Menschen passieren.“
John beugte sich vor. „Ma’am, wenn Sie diese Theologie nicht akzeptieren können, dann sagen Sie damit, dass Gott uns und Ihnen nicht gnädig sein kann.“
Todd ließ sie alle reden. Ein Mann soll sein Temperament zügeln und er schaffte es gerade so, den Mund zu halten. Sollten die anderen doch den geistlichen Teil übernehmen. Er musste das andere Thema ansprechen. Er konnte es nicht zulassen, dass jemand seine Frau so beschimpfte und verletzte.
„Ich bin älter als Sie. Und weiser. Ich habe viel gesehen. Gott ist ein Gott des Zorns, genauso wie er ein Gott der Liebe ist. Er ist ebenso der Gott der Offenbarung wie der Schöpfergott des ersten Buchs Mose.“
„Todd“, sagte Maggie mit gepresster Stimme, „was sagst du dazu?“
Ich stehe zwischen einer Frau, die Gott trotz aller Umstände lobt, und einer Mutter, die wie Hiobs Freunde das Gefühl hat, dass Gott zu verfluchen und dann zu sterben die einzige Möglichkeit ist. „Wir sind für viele Probleme in unserem Leben selbst verantwortlich, durch Faulheit und Gier, Lügen oder Lust. Die Sünde hat ihre Folgen. Aber indem Gott seinen Sohn schickte, hat er uns bewiesen, dass sein Erbarmen größer ist als sein Zorn. Er vergibt und vergisst unsere Sünden, wenn wir sie bekennen. Auch die Kinder Gottes sind noch dem Regen dieser Welt ausgesetzt, aber wir haben den Schirm seiner Gnade.“
„Amen!“ John stand auf und stellte die Teller zusammen.
Maggie sprang auf. „Ich mach das schon!“
„Es wird mir schon nicht wehtun, das Geschirr abzuwaschen. Ich wasche und trockne gerne jeden einzelnen Teller für ein Essen, das du und Miss Richardson kochen.“
Maggie senkte den Blick. „Das hat mir schon einmal jemand gesagt.“ Dann zwang sie
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