Rose der Prärie
kämmte Maggie ihre Haare und beruhigte sie: „Im Laufe der Zeit wird alles da draußen wieder seinen Platz finden.“
In den nächsten fünf Tagen nutzte Todd jede Gelegenheit, um Zeit mit Miss Rose zu verbringen, ihr Geschichten zu erzählen oder ihr bei den Dingen zu helfen, die Ma brauchte. Überzeugt davon, dass Miss Rose die Richtige für ihn war, versuchte er ihr zu zeigen, dass sie ihm vertrauen und sich auf ihn verlassen konnte.
Er brauchte sie, wenn er seine Farm behalten wollte. Er konnte sich schon lebhaft vorstellen, wie sein Winterweizen verdorrte, das Unkraut seinen Garten überwucherte und die Wölfe seine Hühner fraßen – oder noch schlimmer, seine Schweine und Pferde rissen. Erst vor wenigen Wochen hätte er wegen der Wölfe fast seine Fohlen verloren. Und obwohl der Tierarzt seine Rechnung extrem reduziert hatte, war es doch mehr gewesen, als Todd sich eigentlich leisten konnte. Er brauchte dieses Jahr eine Rekordernte, nur um seinen Kopf über Wasser zu halten.
Zu jedem Zeitpunkt konnte er ganz genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, seit er seine Farm verlassen hatte, und wie lange es noch dauern würde, bis er wieder zu Hause war. Noch zwei Nächte, zwei Tage, dann würde er endlich wieder für einunddreißig Stunden im Zug sitzen. Bis dahin musste er den alten Bo Carver unbedingt davon überzeugt haben, ihm und Miss Rose seinen Segen zu geben. Außerdem musste er Miss Rose einen Antrag machen, den sie akzeptierte und sie heiraten – und alles, bevor der Zug kam.
Ein Schritt nach dem anderen. Heute Abend die Zustimmung. Morgen der Heiratsantrag. Und am Montag die Hochzeit und dann der Zug. Todd wusste, dass er den Herrn schon um eine Menge Wunder gebeten hatte: Dass er Ma heilte. Dass er die Farm am Laufen hielt und die Tiere gesund waren und blieben. Und jetzt auch noch das ...
Todd war aufgefallen, dass Mr Carver ihm manchmal half, etwas mehr Zeit mit Miss Rose zu verbringen. Plötzlich fiel ihm etwas ein, das er seiner Nichte unbedingt sagen musste, und dann schickte er Todd los, um es ihr auszurichten. Egal auf welchem Platz am Tisch Miss Rose saß, machte einer der Männer, der gerade neben ihr saß, Platz für Todd. Das waren doch eigentlich gute Vorzeichen.
Dann wiederum war es genau umgekehrt. Es gab mindestens genauso viele Male, in denen Mr Carver scheinbar alles tat, um ihn von seiner Nichte fernzuhalten. Heute zum Beispiel hatte Mr Carver einem Nachbarn Todds Hilfe bei der Reparatur seines Dachs angeboten. Das sah doch eher so aus, als wollte er Todd nicht in der Nähe seiner Nichte haben. Und es funktionierte.
Doch seine Zuneigung zu Miss Rose wurde durch die Entfernung nicht nur größer, sie machte Todd auch entschlossener. Die außergewöhnliche Erscheinung von Miss Rose erregte immer wieder seine Aufmerksamkeit und ihre Freundlichkeit und ihr Temperament gefielen ihm. Aber vor allem bezauberte ihn ihr weites Herz. Er hatte lange auf die richtige Frau gewartet. Jetzt, da er sie gefunden hatte, wollte er sie nicht mehr loslassen.
Nur mühsam konnte er ein frustriertes Schnauben unterdrücken, als sein Blick auf dem Weg zur Scheune auf Mr Carver fiel. Wahrscheinlich wollte Mr Carver Todd nur die Möglichkeit geben, nach seiner Mutter zu sehen, wenn er ihn mit den kleinen Aufträgen ins Haus schickte. Und die alten Männer – sie waren am Tisch für ihn bestimmt nur deshalb aufgestanden, um Miss Rose ein bisschen zu ärgern. Ihre Liebe zu der jungen Frau war so stark, dass sie wohl nicht damit rechneten, dass Miss Rose sie jemals verlassen könnte. Sobald er das Thema bei Mr Carver ansprechen würde, bekämen sie wahrscheinlich sofort Streit. Doch Todd war fest entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen.
„Ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Hilfe hier danken“, begann Mr Carver, als er das Scheunentor öffnete.
„Ich war sehr dankbar dafür, dass ich hier helfen konnte.“ Todd folgte ihm in die Scheune. „Doch heute Abend war es ein richtiges Opfer, noch zu bleiben und den letzten Teil zu reparieren, während die anderen Männer schon im Haus beim Abendessen saßen.“
„Es gibt nichts Besseres als Maggies Essen.“ Mr Carver stellte seine Werkzeugkiste in eine Ecke in der Scheune und blickte stolz nach oben zum Dach, das sie vor ein paar Tagen repariert hatten.
„Es gibt noch eine Sache, die besser ist als ihre Kochkünste.“
Bocephus Carver schaute ihn erstaunt an, als hätte er ihn nicht richtig verstanden. „Es gibt noch etwas, das besser ist als
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