Rose der Prärie
gehen?“
Maggie war von Mrs Crewels unhöflichen Worten gar nicht überrascht. Sehr oft waren die Leute in den ersten Tagen, nachdem sie krank geworden waren, immer ein bisschen gereizt. „Ich habe den Männern schon das Frühstück gemacht. Trotz des Sturms haben sie hier am Haus und in der Scheune viel geschafft und sie sind immer noch nicht fertig. Heute wollen sie einen Teil des Scheunendachs neu decken. In den Tagen davor hat sich Mr Valmer schon um die Veranda von Mr Elding gekümmert. Sie sind bestimmt sehr stolz auf Ihren Sohn.“ Maggie griff mit der Hand unter Mrs Crewels Schulter und zog ein Kissen heraus.
„Er sieht, was repariert werden muss, und tut es.“ Mrs Crewel hielt das Kissen mit der rechten Hand fest. Die beiden Frauen starrten sich an, als wären sie Gegner beim Tauziehen.
„Ma’am, Sie sind gestern im Bett geblieben und hatten Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Aber je länger Sie nur liegen, desto langsamer werden Sie wieder gesund. Ich habe Ihnen Ihr Frühstück mitgebracht.“ Mit diesen Worten nahm Maggie ihr das Kissen aus der Hand.
Doch Mrs Crewel lag wie festgenagelt stur in ihrem Bett. „Ich habe mich doch schon an Wasser und Brühe verschluckt. Noch mehr bringt doch gar nichts.“
„Als wir mit den Fingern gegen die gelähmte Halsseite gedrückt haben, haben Sie sich nicht mehr verschluckt.“ Maggie stellte das Kissen gegen das Fußende des Bettes und deutete auf den Kronleuchter. „Halten Sie sich mit Ihrer gesunden Hand hier fest. Beugen Sie Ihr gutes Knie und drücken sich damit vom Bett hoch, während ich Ihnen von hinten helfe. Wir arbeiten zusammen und Sie ziehen Ihr eigenes Gewicht hoch.“
„Ich weiß, dass ich fett bin. Das hätten Sie mir nicht extra sagen müssen. Aber das ist noch ein Grund mehr, warum ich nichts essen sollte.“
„Ich habe von Verantwortung übernehmen gesprochen und nicht von Gewicht. Wenn Sie erst einmal in Texas sind, muss Ihr Sohn mit Ihnen etwas Ähnliches tun. Auf diese Weise trainieren Sie gleichzeitig Ihre Muskeln, und das hilft Ihnen, wenn das Gefühl in Ihren Gliedmaßen langsam wiederkommt.“ Ohne auf das unwillige Gemurmel ihrer Patientin zu achten, half ihr Maggie beim Hinsetzen. „Und jetzt kommt die Belohnung.“
Mrs Crewel entdeckte die Schnabeltasse. „Daraus trinke ich nicht! Mit so etwas habe ich meine Babys gefüttert.“
Die Tasse sah eher aus wie eine kleine Teekanne, die man mit dem Ausgießer zum Mund führte und die oben offen war. „Unsinn. Ich drücke gegen Ihre Halsmuskeln. Sie halten die Tasse und bestimmen selbst, wie schnell die Flüssigkeit fließt.“
Der trotzige Ausdruck auf Mrs Crewels Gesicht zeigte Maggie, dass die Frau sich nicht helfen lassen wollte. „Wenn Sie erst einmal gegessen haben, waschen wir Sie, und dann setze ich Sie in meinen Rollstuhl. Was meinen Sie, wie Ihr Sohn sich freuen wird!“ Mit diesen Worten hatte Maggie die Frau sofort überzeugt.
Nachdem seine Mutter erfolgreich ihr Frühstück gegessen hatte, half Mr Valmer dabei, sie in den hölzernen Rollstuhl zu setzen. Ein breites, zufriedenes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er einen Schritt zurücktrat. „Sieh dich nur an!“ Fast im selben Augenblick sackte sie nach links. „Ma!“
Sofort war Maggie an ihrer Seite und stopfte ein Kissen an eine strategische Stelle. Danach nahm sie einen breiten Streifen Stoff und band ihn wie eine Schärpe um ihre Patientin und befestigte den Stoff dann am Rollstuhl. Jetzt konnte Mrs Crewel nicht mehr zur Seite kippen oder aus dem Rollstuhl fallen. „Sie sehen aus wie eine Königin, die ihre Schärpe bei einem offiziellen Besuch trägt.“
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sie einen Rollstuhl haben.“ Ungläubig starrte Mr Valmer auf das hölzerne Ding.
„Die Kunst des professionellen Händlers ist es, dass er Bedürfnisse im Voraus sieht und sich darauf vorbereitet. Wenn ich gewartet hätte, bis sich jemand verletzt und einen Rollstuhl benötigt, dann hätte ich mindestens zwei Wochen gebraucht, um einen zu besorgen.“
Mrs Crewel sah aus dem Fenster und stieß einen kurzen Schrei aus. „Der Sturm hat ein Haus umgeweht! Wie schrecklich. Die armen Leute haben alles verloren. Schauen Sie sich nur dieses absolute Durchei-nander da draußen an.“
Mr Valmer wurde rot. „Äh, Ma?“
Maggie hob beschwichtigend eine Hand und schüttelte unmerklich den Kopf. Es gab gar keinen Grund, die arme Frau zu korrigieren. Ihr Herz war am richtigen Fleck. Liebevoll
Weitere Kostenlose Bücher