Rose der Prärie
nicht rot zu werden. In einer Ehe sind solche Gefühle richtig und gut. Gott hätte uns nie aufgetragen, fruchtbar zu sein und uns zu vermehren, wenn er diese innige Verbindung zwischen Mann und Frau nicht gewollt hätte. Dadurch entsteht eine besondere Nähe.“ Onkel Bo drückte sie fest an sich. „Du wirst schon sehen. Es ist keine Pflicht, sondern reine Freude.“
Er wollte nicht, dass sie rot wurde, und dann sagte er so etwas? Sobald er sie wieder losließ, griff Maggie nach Mamas Schleier. Doch selbst wenn der Schleier zehnmal so dick gewesen wäre, hätte er ihre roten Wangen nicht verdecken können. Sie atmete ein paar Mal tief ein. Todd hatte bis heute auf seinen ersten Kuss gewartet. Vielleicht würde er ihr ein bisschen Zeit lassen, bevor sie sich so ... nahe kamen. Getröstet von diesem Gedanken steckte sie den Schleier mit ihrem wertvollsten Besitz fest: die ovale Haarspange mit dem kleinen Mädchen, das unter einem Baum sitzt. Mit unglaublicher Genauigkeit hatte ihr Vater den Baum geschnitzt, unter dem sie als Kind oft gesessen und gelesen hatte. An dem Tag, als er starb, hatte er ihr die Haarspange geschenkt. Bevor er sie an ihren alten Strohhut steckte, als wäre es ein edler Seidenhut, hatte er die Haarspange geküsst. Mamas Schleier und Papas Kuss auf der Haarspange – sie waren bei ihr an ihrem eigenen Hochzeitstag.
„Heute werde ich Todd zwar heiraten, aber du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.“
Onkel Bos Augen wurden feucht. „Ich würde dich niemals gehen lassen, wenn ich nicht wüsste, dass er der Richtige ist. Und ich würde dich erst recht nicht gehen lassen, wenn du ihn nicht lieben würdest. Das tust du doch, oder?“
„Ja.“ Diese Erkenntnis beruhigte ganz plötzlich ihre zitternden Hände und ihre zitternde Stimme.
Onkel Bo führte sie aus dem Zimmer, und Jerlund sprang zwischen sie und Todd. „Maggie, ich bin der Trauzeuge!“
Todd trat einen Schritt zur Seite. Dankbar schaute Maggie ihn an. „Ihr macht mich richtig stolz, ihr beiden.“
Jerlund flüsterte laut: „Todd Valmer hat keinen Schottenrock.“
Die enorme Tragweite dieser einfachen Worte durchzuckte sie. Um ihr Ehre und Unterstützung im schottisch-irischen Stil zu erweisen, trugen alle ihre Onkel ihre Schottenröcke im traditionellen Schottenkaro in Clan-Farben. Doch ihr Mann hatte kein Schottentuch, keinen Clan, keine Ahnung von den Traditionen und Feiern, die so tief mit ihrem Wesen verwurzelt waren. Wenn sie diesen Mann heute heiratete, würde sie ein komplett neues Leben kennenlernen. Aber er hatte ihr versprochen, dass ihre Kinder die alten Geschichten hören, schnitzen lernen und die alten Lieder singen würden.
„Treu und wahrhaftig“ – Onkel Bo zitierte das Clanmotto ihres Vaters – „das ist der Clan, aus dem du stammst. Dieser Mann wird beides sein – treu und wahrhaftig.“
„Maggie, da liegt noch ein Kilt auf dem Stuhl. Wenn du nicht willst, dass Todd Valmer dich in Hosen heiratet, dann kann er doch den tragen?“
Maggie sah Todd tief in die Augen. „Ich nehme ihn so, wie er ist.“
Onkel Bo geleitete sie zu dem Pfarrer, den er hatte holen lassen, und die anderen stellten sich im Halbkreis um sie herum. Während Maggie ihr Ehegelübde sprach, sah sie Todd nicht in die Augen. Sie versprach ehrlich, ihn zu lieben. Doch wenn er die Liebe, die sie schon für ihn spürte, in ihren Augen sehen könnte, würde sie sich zu verletzlich machen.
Als sie sich zum Abendmahl hinknieten, landete sein Knie auf dem Rand ihres Kleides und als sie wieder aufstanden, trat er auf den Saum ihres Rocks. Seine Mutter lachte laut auf, und ihm schien es nicht im Geringsten peinlich zu sein. Erst jetzt bemerkte Maggie eine komische Spur aus Getreide auf dem Boden, die in einem kleinen Haufen endete, wo er stand. Auch auf ihrem Kleid lagen einige Körner, die Fruchtbarkeit symbolisieren sollten. Er sah ihr zu, wie sie ihr Kleid hin und her bewegte, um die Körner abzuschütteln, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Wollte er sie ein bisschen necken? Fröhliche Ereignisse wie Hochzeiten waren die richtige Zeit, um sich einen Spaß zu erlauben. Er sollte am besten gleich wissen, dass er eine temperamentvolle Frau heiratete, die gern das letzte Wort hatte. Sie hatte auch schon eine Idee, wie sie sich revanchieren würde ...
„Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Todd, Sie dürfen die Braut jetzt
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