Rose der Prärie
anderen nicht zurückhalten. Elding bringt demnächst Frauen hierher, die sich um uns kümmern und für uns sorgen werden.“
„Das ist nicht dasselbe.“
„Das stimmt. Aber alles hat seine Zeit. In dir glüht ein Funken, den ich nur zu gut kenne. Deine Mama und deine Tante strahlten genauso wie du jetzt, und mit jedem Jahr wurde das Strahlen ein bisschen heller. Die Liebe treibt in deinem Herzen die ersten Knospen und ein glückliches Leben winkt dich zu sich.“
Sie konnte ihre Gefühle nicht verhehlen. Aber waren sie wirklich so stark? Liebe? Hatte sie sich wirklich in einen Mann verliebt, den sie kaum kannte?
„Ich werfe dich aus dem Nest, meine kleine Elster. Selbst wenn das bedeutet, dass dieser Mann dich nicht fragt, bis er seinen Fuß in den Zug setzt. Du wirst mit ihm davonfliegen.“
Etwas erschüttert von seiner Anordnung, stotterte sie: „E-er hat mich schon gefragt.“
Ein rostiges Lachen kam aus Onkel Bos Mund. „Der Junge schiebt so etwas wohl nicht auf die lange Bank.“
„Hast du seinen Antrag erwartet?“
Ihr Onkel schob stolz seine Brust so weit vor, dass Maggie Angst hatte, die Knöpfe an seinem Hemd könnten abreißen. „Mehr als das. Er hat gestern Abend bei mir um deine Hand angehalten.“
„Und du hast mich nicht gewarnt?“
„Hör auf, gegen das Unausweichliche zu kämpfen und kümmere dich um die wirklich wichtigen Dinge – wie zum Beispiel um dein Erbe.“
Maggie verschränkte die Arme vor der Brust. Davon hatte Mr Valmer noch keine Ahnung. Er hatte alle ihre Bedenken über ihre Tradition und ihre Familie aus dem Weg geräumt, aber ihr Erbe war fest mit Carvers Holler verwurzelt. „Mein Erbe zwingt mich dazu, hierzubleiben. Die Verantwortung für das, was Generationen vor mir geleistet haben, liegt auf meinen Schultern. Ich schulde ihnen –“
„Eine Tochter, an die du dein Erbe weitergeben kannst. Die ganze Geschichte und alle Generationen vor dir werden null und nichtig, wenn du stirbst, ohne dein Wissen über die Rosen weiterzugeben. Vor sechs Generationen haben sie den Ozean überquert und hier in Carvers Holler Wurzeln geschlagen.“ Onkel Bo wackelte mit dem Zeigefinger zur Bekräftigung. „Da das Wetter gerade so kalt ist, sind die Büsche sowieso in einer Art Starre. Es gibt gar keine bessere Zeit, um sie auszugraben und in ein neues Zuhause umzupflanzen. Wenn ihr euch eingerichtet und sie in ein gutes Stück Land gepflanzt habt, werden sie Wurzeln schlagen und Blüten treiben.“
„Onkel Bo ...“
„Meine liebe Maggie, du bist jetzt eine erwachsene Frau. Hör auf, an deiner Vergangenheit festzuhalten und mach dein Herz weit auf.“
Miss Rose lehnte an einem kahlen Baum und starrte zum Haus. Mit festen, hörbaren Schritten ging Todd auf sie zu. So durcheinander wie sie war, sollte sie sofort wissen, dass sie nicht mehr allein war. „Bitte sagen Sie mir, dass Sie dort einen brennenden Busch sehen und eine Entscheidung getroffen haben.“
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. „Onkel Bo hat eine Entscheidung getroffen. Für mich. Ich habe überhaupt nichts entschieden, aber er ist da drin und packt meine Sachen für mich.“
„Ihr Onkel ist wie ein Feuerball.“ Todd wartete einen kurzen Moment, bis sie nickte. Seine Lippen zuckten. „Gott hat eine Feuersäule benutzt, um Mose und die Israeliten in der Wüste zu führen. Als die Zeit da war, mussten sie schnell aufbrechen. Und das hat sie weit gebracht.“
Sie drehte sich von ihm weg und vergrub das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern zitterten.
Er versuchte, sie zu trösten. „Miss Margaret, es gibt gar keinen Grund zu weinen.“ Er kam noch einen Schritt näher, sodass seine Brust ihren Rücken berührte, und legte die Arme um sie. Sie konnte sich nicht länger beherrschen.
Schnell drehte sie sich um und schaute ihm in die Augen. Mit vom Lachen erstickter Stimme sagte sie: „Haben Sie all die Kriege vergessen, die die Israeliten während ihrer Zeit in der Wüste kämpfen mussten?“
Erleichtert, dass sie nicht weinte, drückte er sie kurz an sich. „Wir werden bestimmt nicht immer einer Meinung sein, aber unsere einzige Waffe soll das Schwert der Wahrheit sein.“
„Als Nächstes werden Sie mir wahrscheinlich sagen, dass die Feuersäule diesen dämlichen Apfelkuchen der Liebe backen wird und das Schwert der Wahrheit wird ihn dann schneiden.“
„Nein. Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Ich muss mir unbedingt ein Schwert besorgen, aber eher, um die Männer abzuwehren, wenn sie
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