Rose der Prärie
anschauen musste. „Du wusstest doch, dass Ma bei uns wohnen würde.“
„Aber doch nicht in unserem Bett!“ Maggie brach ab, bevor sie noch hinzufügen konnte: „Nicht mal in unserem Schlafzimmer.“ Sie hatte es anders erwartet, aber das war ihre Schuld. Er hatte ihr nichts Falsches erzählt.
„ Ma hat mich darum gebeten, die Möbel umzustellen. Aber morgen werde ich das Haus ausmessen. Wir müssen die Möbel wieder anders stellen.“
Erleichterung durchflutete sie. Jede Veränderung war eine Verbesserung.
Zärtlich rieb er mit seinem rauen Daumen über ihre Wange. „Besser, oder?“
„ Ja, das ist auf jeden Fall besser.“ Vor Verlegenheit wurde ihr heiß, aber sie musste noch etwas loswerden. „Aber heute Abend –“ Dann verließ sie ihre Stimme.
Er hörte nicht auf ihre Wange zu streicheln. „Nach einer Weile, wenn Ma eingeschlafen ist –“
Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass sich einige Haarsträhnen lösten und über ihre Schultern fielen.
„ Du erwartest zu viel von mir.“ Seine Stimme klang angespannt.
Sie spürte, wie seine Finger langsam durch ihre Haare glitten und diese sanfte Berührung machte es für sie fast unmöglich, weiterzusprechen. „Bisher habe ich mein Bestes getan, um alles so zu machen, wie du es von mit erwartest. Bisher habe ich allem zugestimmt – bis jetzt. Wenn ich dich nun also bitte, so lange zu warten, bis unser Haus in Ordnung gebracht ist ...“
„ Ich schlafe nicht in der Scheune.“
Verhandlungen waren manchmal schwierig, aber diese hier war praktisch unmöglich. Maggie wusste, dass sie beide bis zu einem gewissen Grad nachgeben mussten. Sie flüsterte: „Ich bringe Ma ins Bett, dann schlafe ich in der Scheune.“
„ Nein, das wirst du nicht.“ Er drückte sie an sich. „Wir haben ein Bett. Und darin schlafen wir auch.“
„ Nur, wenn ich Stacheldraht vom Kopf- bis zum Fußende zwischen uns anbringen darf.“
Ungeduldig schnaubte er durch die Nase. „Okay. Nur heute Nacht. Heute Nacht bleibe ich auf meiner Hälfte des Bettes.“
„ Wenn du das gesagt hast, um mich zu beruhigen, dann klappt das nicht. Ich habe deine Vorstellung vom gerechten Halbieren schon beobachtet.“ Sie rammte ihm einen Finger in die Rippen. „Und sag jetzt nicht, dass du größer bist, denn ich bin gemeiner.“
„ Ja, Frau, das bist du.“ Mit einem finsteren Blick schob er ihren Finger weg.
„ Abgemacht!“ So. Das war wahrscheinlich die härteste Verhandlung, die sie je geführt hatte, und sie besiegelte die Abmachung, bevor er noch etwas hinzufügen oder ändern konnte.
Am nächsten Nachmittag saß Helga in ihrem Rollstuhl und schaute aus dem Fenster. Wenn Todd zum Haus hinübersah, winkte sie ihm zu. Sie hatte ihm deutlich gemacht, wie sehr sie es brauchte, am Fenster sitzen zu können.
Gestern hatte sie ihren Sohn dazu bringen können, ihr die Fensterseite zu geben. Da sie ihn gleichzeitig darauf hingewiesen hatte, dass es nachts viel zu kalt für sie war, wenn ihr Bett direkt an der Wand stand, hatte sie nun ihr eigenes kleines Reich zwischen Bett und Fenster. Wenn Besuch kam, konnte sie mit ihm zusammen am Fenster sitzen. Da Todd und Maggie kommen und gehen konnten, wie sie wollten, brauchten sie auch nicht viel Platz. Da sie, Helga, aber an das Haus gebunden war, verdiente sie auch den meisten Platz.
Doch Maggie sah das anders. Während der Haferbrei heute Morgen kochte, hatte Maggie Fotografien ihrer Familie auf die Kommode gestellt! War es nicht genug, dass Helga nur zwei der fünf Schubladen in ihrer Kommode für sich behalten durfte? Die Kommode sollte ihr allein gehören, deshalb hatte sie darauf bestanden, dass Maggie ihre Bilder auf den Waschtisch stellte. Schließlich war der auf ihrer Seite des Hauses.
Mit zusammengekniffenen Lippen war Maggie dann durch die Hütte gelaufen und hatte Bilder aufgehängt. Ohne zu fragen, hatte sie zwei Quilts und einen Spiegel auf Helgas Seite aufgehängt. Ausgerechnet Quilts – eine konstante Erinnerung daran, dass Helga nicht mehr nähen konnte. Die Ärztin gestern wollte sicher nur angeben, als sie die paar einfachen Stiche auf ihr Betttuch genäht hatte. Aber wie konnte man diese Stiche mit den kleinen, gleichmäßigen und genauen Stichen vergleichen, die zum Nähen absolut notwendig waren. Und der Spiegel? Mit einer gelähmten Gesichtshälfte sah Helga schrecklich aus und jetzt erinnerte sie ihr Spiegelbild auch noch ständig daran. Das war so gemein, dass sie in Tränen ausgebrochen war. Da hatte
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