Rose der Prärie
Nadel wieder von deiner Kommode. Aber der Flugvogel bleibt dort draußen. Manchmal kommt es mir so vor, als sitzt du hier drin und kochst innerlich und lässt dir dabei immer neue Dinge einfallen, über die du dich beschweren kannst.“
Da sie sich ertappt fühlte, ging Helga sofort in Angriffsposition. „Spricht man so mit älteren Menschen?“
„ Du sprichst genau so mit mir, der Frau im Haus. Wenn du den Geschmack deiner eigenen Medizin nicht magst, dann solltest du sie nicht an andere verteilen!“
„ Diese alten Dummköpfe haben dir immer deinen Willen gelassen. Sie –“
„ Diese netten Gentlemen haben dir die Kleider ihrer geliebten Frauen überlassen.“ Maggie verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war mir immer eine große Freude, mich um meine Onkel zu kümmern, doch aus Angst, dass sie eine Last für mich werden und mir eine glückliche Zukunft verbauen, haben sie mich aus dem Nest geschoben.“
Sie hat absichtlich das Wort „Last“ benutzt . Tief getroffen schoss Helga zurück: „Wenn du willst, schicken wir dich jederzeit zurück.“
Maggie trommelte mit ihren rechten Fingern auf ihren linken Arm – ein sicheres Zeichen von Ungeduld und Ärger. Eine lange Minute schwiegen beide Frauen. „Ich nehme an, mit ‚wir‘ meinst du dich und den Flugvogel da draußen.“ Maggie raffte ihre Röcke und schob sich an Helgas Bett vorbei. Zuerst nahm die den Quilt mit den Stiefmütterchen und Gänseblümchen ab. Ein komisches Geräusch entfuhr der jungen Frau, als sie ihn zärtlich in die Arme schloss. Dann nahm sie den Quilt mit den drei Rosen auch noch ab.
Den ganzen Morgen über hatte Helga versucht zu verstehen, was diese Quilts bedeuteten und war dabei fast verrückt geworden. Ohne diese für sie unverständlichen und beängstigenden Quilts war ihr Bereich wieder ... sicherer. Doch dann beobachtete sie, wie diese dumme, junge Frau diese Stücke streichelte. Die Art, wie Maggies Wangen bleich und ihre Nase rot wurde, verrieten, dass sie jeden Moment weinen würde. Arletta hatte nie etwas aufgehängt, das Helga für sie genäht hatte – eine schmerzhafte Erinnerung, denn Helga hatte auf vielen Märkten erste Preise mit ihren Näharbeiten gewonnen. Aber dieses Mädchen hier schätzte die Dinge, die andere für sie gemacht hatten. Sie hatte ein empfindsames Herz – für sie waren diese Geschenke wertvoll. Und ich schätze es sehr, was sie für mich tut. Aber ich kann es mir nicht erlauben, deshalb nachlässiger mit ihr zu werden. Schließlich wollte sie dem Mädchen doch nur helfen. Das Leben in Texas war nicht nur rau, es war geradezu roh. Wahrscheinlich würden sie es gerade eben so schaffen, zu überleben. Sie würde lernen müssen, mit dem zufrieden zu sein, was sie hatte, ohne sich auf andere stützen zu können.
Maggie hängte die beiden Quilts neben den Waschtisch. Dann wandte sie sich zum Gehen.
„ Er hat dich nicht aus Liebe geheiratet.“ Helga erhob die Stimme. „Er hat es nur getan, um die Pferde zu bekommen. Vor Jahren gehörten ihm auch ein paar Belgier, die ihm weggenommen wurden. Er würde alles tun, um ein neues Paar zu bekommen. Alles – sogar dich heiraten.“
Ein dünnes Lächeln verzog das Gesicht der jungen Frau. „Dann schreibe ich die zwei Belgier auch noch mit auf die Liste. Todd hat mich deiner Ansicht nach geheiratet, um eine Gärtnerin und eine Köchin zu bekommen, damit er gutes, ausgewogenes und billiges Essen im Garten, auf dem Tisch und in Einmachgläsern bekommt. Ja, er liebt meine Gelees und Marmeladen und kann sie jetzt nach der Hochzeit immer essen, ohne sich um die Wäsche und das Bügeln kümmern zu müssen. Aber du reduzierst deinen eigenen Wert zu sehr, Ma’am, denn so wahr ich hier stehe, hat mich dein Sohn auch aus Liebe geheiratet. Weil er seine Mutter liebt und jemanden brauchte, der sich um sie kümmert. Ich nehme an, dass ich jetzt gleich mit erhobenem Kopf nach draußen gehen kann in dem Wissen, wie nützlich ich für deinen Sohn bin – selbst wenn du sagst, dass er bestochen werden musste, um mich zu nehmen.“
Als sie allein war, weinte Helga. Ihr Gewissen ließ ihr keine Ruhe. Sie hatte der jungen Frau gemeine Dinge an den Kopf geworfen – manche waren ihrer Ansicht nach wahr, andere nicht – aber sie fühlte sich keinen Deut besser. Sie wusste noch nicht einmal, warum sie es getan hatte. Kein Wunder, dass sie ihre Hand nicht bewegen konnte. Arbeit, die mit einem unreinen Herzen verrichtet wurde, war nichts wert.
„ Es ist doch
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