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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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aus der nichts als Hass sprach. So etwas war eines erwachsenen Mannes unwürdig. Er machte Anstalten, aus dem Raum zu stürmen, doch Michelle legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm.
    » Warum? « , wollte Josh wissen. » Was habe ich Richard getan? Welchen Grund habe ich ihm gegeben, das Einzige zu zerstören, worauf ich in der Highschool wirklich stolz war? «
    » Ach Josh, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll … «
    » Warum? « , wiederholte er. » Was habe ich getan, dass er mich so hasst? «
    Er ließ sich auf die Bettkante sinken. Michelle setzte sich neben ihn, griff nach seiner Hand und hielt sie umschlossen.
    » Ich denke, er hat es an dem Tag getan, als er von Dylans Tod erfuhr « , sagte sie.
    » Woher willst du das wissen? «
    » Ich weiß es nicht, es ist bloß eine Vermutung. Er war so außer sich vor Schmerz, dass er nur noch um sich geschlagen hat. «
    » Und ich war das Ziel? Warum? Erklär es mir, wenn du kannst – mir nämlich kommt das Ganze offen gestanden ziemlich krank vor. «
    » Weil du lebtest und sein Sohn tot war « , erwiderte sie. » Du hast ihn lediglich kurz am Tag der Beerdigung erlebt, ich habe seine Verzweiflung hautnah mitbekommen. Er war völlig von Sinnen vor Schmerz und Wut, ließ niemanden an sich heran. Keiner drang zu ihm durch. Meine Eltern riefen mich an, damit ich mit ihm zu reden versuchte. Nach der Beerdigung verließ er das Haus nicht mehr, aß nichts, wusch sich nicht – es war schrecklich. «
    » Weil ich lebte und Dylan sterben musste? «
    » Ja, wenngleich es natürlich absurd ist « , sagte Michelle und drückte tröstend seinen Arm.
    Josh hätte sich am liebsten auf seinen Stiefvater gestürzt und ihn für alles büßen lassen, was er angerichtet hatte, aber er bezwang sich.
    » Anders ausgedrückt: Richard glaubt mich dafür bestrafen zu dürfen, dass ich am Leben geblieben bin « , fasste er zusammen.
    Sie lehnte sich gegen ihn. » Deiner Wut freien Lauf zu lassen hilft keinem von euch weiter. «
    Sie hatte recht. So schwer es auch war, er musste das Geschehene auf sich beruhen lassen.
    » Eigentlich sollte ich mich nicht so aufregen. Schließlich hat Richard mich nie nett behandelt – selbst zu Lebzeiten meiner Mutter war ich für ihn bloß ein lästiges Anhängsel, das er mehr oder weniger widerwillig duldete. «
    » Deine Mutter hat ihn trotz seiner Fehler geliebt « , gab Michelle zu bedenken.
    » Ja, das hat sie « , stimmte Josh seufzend zu.
    Seine Mutter war mit Richard in der Tat glücklich gewesen, hatte ihn nach der unglücklichen Ehe mit Joshs alkoholabhängigem Vater für einen ehrenwerten, mustergültigen, fürsorglichen Mann gehalten. Und was sie betraf, erfüllten sich ihre Erwartungen voll und ganz.
    Nur vermochte dieser liebevolle Ehemann keine Zuneigung zu ihrem Sohn zu fassen, was er sich ihr gegenüber allerdings weniger anmerken ließ. Er hatte in Teresa eine Frau nach seinem Herzen und eine Mutter für seinen Sohn gefunden. Dass sie selbst einen Sohn in die Ehe mitbrachte, versuchte er weitgehend zu ignorieren.
    Josh, obwohl noch ein Kind, fand schnell heraus, wie die Dinge lagen.
    Dylan war der Augapfel seines Vaters. Für Richard zählte nur das, was Dylan erreichte – egal was Josh tat, er konnte nie an ihn heranreichen. Dabei war Richard seinem vergötterten Sprössling gegenüber bisweilen recht kritiklos, übersah großmütig die mäßigen Schulleistungen und verwies nur stolz auf die sportlichen Erfolge. Dass Dylan überhaupt die Highschool schaffte, verdankte er weitgehend Joshs steten Bemühungen, die Noten seines Stiefbruders zu verbessern.
    Dass er selbst als vaterloser Junge ein männliches Vorbild gebraucht hätte und auch suchte, gestaltete die problematische Beziehung zu Richard noch schwieriger. Dem war es nämlich lästig, sich mehr als eben nötig um den fremden Jungen zu kümmern, und so gerieten sie ständig aneinander. Zwar zog Josh meist den Kürzeren, hörte dennoch nicht damit auf, seinen Stiefvater ständig zu provozieren.
    Josh kehrte in die Gegenwart und zu Michelles Frage zurück.
    » Ja, er war gut zu meiner Mutter « , bestätigte er.
    » Ich erlebe solche Konstellationen immer wieder bei meiner Arbeit. Dass der Mann nett zu der Frau ist und trotzdem allen Ärger an ihrem Kind auslässt. «
    » Das könnte man so sagen « , sagte er mit einem bitteren Lachen.
    » Hat er dich je misshandelt? « , fragte sie, denn so etwas gehörte ebenfalls zu ihren Alltagserfahrungen.
    » Nicht im eigentlichen

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