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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Herz zu rasen vor lauter Furcht, jemand könnte sie entdecken. Es war wirklich lächerlich. Und wenn, was sollte schon passieren? Der Unfall lag Jahre zurück. Nur weil sie ihn nicht verarbeitet hatte, hieß das noch lange nicht, dass Gott und alle Welt ständig daran dachten.
    Ihre Angst, die sich schnell zur Panik steigerte, war einfach absurd. Das redete sie sich immer wieder ein, ohne dass sich etwas änderte. Sicher, es könnte peinlich werden, alte Freunde zu treffen, die sie und Angela gekannt hatten. Oder, schlimmer, Angelas Eltern. Aber auf Dauer war es unmöglich, allem und jedem aus dem Weg zu gehen. Schließlich würde sie auch auf der Hochzeit Bekannten von früher begegnen.
    Zittrig stieg sie die Verandastufen hinunter und holte tief Atem, um eine Panikattacke abzuwehren. Es war gar nicht so schlimm. Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, ging sie weiter, atmete frei und ohne Beklemmung. Der kalte Wind, der vom Norden wehte, ließ sie frösteln, und sie zog die Schultern hoch. Seit sie in Florida lebte, war sie an niedrige Temperaturen nicht mehr gewöhnt. Allerdings fror sie schnell, spätestens wenn das Thermometer unter zwanzig Grad fiel. Sie grinste. Zum Glück musste sie nicht lange hier ausharren und würde schon bald nach West Palm zurückfliegen.
    Nur noch zwei Tage, dann war es vorbei.
    Der Weg zur Harbor Street Pharmacy führte ziemlich steil bergab. Abby war froh, dass sie ihre Stiefel trug, die ihr sicheren Halt gaben. Das Wok and Roll, ein Chinarestaurant, existierte noch – sie und Angela hatten nicht genug bekommen können von den gedünsteten, gefüllten Teigtaschen, die es hier gab. Zwar war der Service ziemlich langsam gewesen, aber jeder Bissen war die Wartezeit wert.
    Angela hatte die Teigtaschen mit Stäbchen essen können, sie nicht. Als sie das letzte Mal in dem Laden waren, machte Angela sich über die weniger geschickte Freundin lustig und erteilte ihr wieder einmal Anschauungsunterricht in der Handhabung der hölzernen Essstäbchen. Am liebsten hätte sie selbst daraufhin aus lauter Frust die Dinger zerbrochen, bevor sie schließlich resignierend zur Gabel griff.
    Die Erinnerung entlockte Abby ein Lächeln. Sogar nach all diesen Jahren standen ihr derartige Momente mit der Freundin so lebhaft vor Augen, als wäre es gestern gewesen.
    Auch den Blumenladen gab es noch. Ihre Mutter war mit der Inhaberin befreundet gewesen. Yvonne? Yvette? Den genauen Namen hatte sie vergessen. Neu war dagegen der Süßwarenladen nebenan. Abby verzichtete schweren Herzens auf einen Besuch, denn das Kleid, das sie sich für die Hochzeit gekauft hatte, saß ohnehin ziemlich eng. Also schaute sie bloß sehnsüchtig durch das Schaufenster und entdeckte eine weitere Kindheitserinnerung. Möwendreck. Weiße Schokolade mit grünen Einsprengseln, die es nur in Cedar Cove gab.
    Erneut fluteten Erinnerungen an Angela über sie hinweg. In jedem Frühjahr fand in dem kleinen Ort ein Möwenlockrufwettbewerb statt, und in einem Jahr hatte Angela daran teilgenommen. Wer mit seinem individuellen Ruf die meisten Möwen anlockte, gewann. Angela verlor damals knapp gegen einen vierzehnjährigen Jungen, nahm die Niederlage aber mit Humor. Überhaupt war sie nie ein Spielverderber gewesen. Hauptsache, sie hatten Spaß, was eigentlich immer der Fall war.
    Während sie weiter die Straße hinunterschlenderte, fiel Abbys Blick auf die Apotheke. Sie war klein und gemütlich, wie man es lediglich in Kleinstädten fand. In dem Gebäude waren außerdem eine Poststelle und ein Spirituosengeschäft untergebracht, von dem sie nicht sicher war, dass es zu ihrer Zeit bereits existierte.
    Sie betrat die Apotheke, nahm aus den Selbstbedienungsregalen Haarspray und Zahnpasta und ging zur Kasse.
    Die Frau hinter der Theke machte große Augen, und auch Abby brauchte nur eine Minute, um sie zu erkennen. Es war Patty, eine der Freundinnen von der Highschool, zu denen sie nach dem Unfall den Kontakt abgebrochen hatte.
    » Abby? « , flüsterte Patty, als traue sie ihren Augen nicht. » Abby Kincaid? «
    Sie zögerte, nickte dann knapp. » Hallo, Patty. «
    Schon der kurze Gruß kostete sie viel Überwindung, und am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre davongelaufen.
    Patty musste gespürt haben, was in ihr vorging, denn sie streckte einen Arm aus. » Geh nicht. «
    Während Abby wie erstarrt dastand, kam die Freundin aus Jugendtagen hinter der Theke hervor. Mit leuchtenden Augen und übers ganze Gesicht

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