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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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bloß, wie lange schon.
    Zunächst jedoch schob er solche Überlegungen beiseite. Es war besser so. Unkomplizierter. Weniger problembeladen. Außerdem musste er den Kopf freihaben für die bevorstehende Konfrontation mit Richard und durfte sich durch nichts ablenken lassen.
    Michelles Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. » Bist du bereit, den Drachen zu töten? «
    Auch ihr schien daran gelegen zu sein, ihre Worte nicht näher erläutern zu müssen, und obwohl Josh sich nie als Drachentöter betrachtet hatte, gefiel ihm der Vergleich.
    » So bereit, wie man nur sein kann. «
    Er griff nach seiner Jacke und ging mit Michelle über den Hof zu Richards Haus hinüber. Heute, im Sonnenlicht, wirkte es noch schäbiger und baufälliger als gestern, als Regen und Nebelschwaden es barmherzig einhüllten. Die Dachrinnen mussten gesäubert und das Dach dringend auf undichte Stellen hin überprüft werden. Ein neuer Anstrich konnte ebenfalls nicht schaden, denn an der Fassade wie an den Fenstern blätterte die Farbe.
    Früher pflegte Richard immer penibel darauf zu achten, dass Haus und Grundstück sauber und gepflegt aussahen. Von seiner mangelnden Liebe zu Blumenbeeten einmal abgesehen, setzte er seinen ganzen Ehrgeiz dahinein, sich der Nachbarschaft als ordnungsliebender Hausbesitzer zu präsentieren, der sein Anwesen mustergültig in Schuss hielt.
    Josh fragte sich, ob die Verwahrlosung bereits nach Dylans Tod einsetzte, weil da niemand mehr war, für den es sich das Haus zu pflegen lohnte, oder ob Richard es zwangsläufig vernachlässigte, als seine Kräfte von der schleichenden Krankheit aufgezehrt wurden.
    Michelle klopfte kurz an, bevor sie die Tür öffnete und ins Haus trat. » Ich bin’s, Mr. Lambert « , rief sie laut.
    » Ist er etwa auch dabei? « , klang es zittrig zurück.
    Zweifellos war Josh gemeint.
    » Ja, ich bin hier « , erwiderte er betont beiläufig, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt.
    Sie fanden Richard wie am Tag zuvor im Wohnzimmer, wo er mit hochgelegten Füßen in seinem Sessel saß. Eine wollene Decke bedeckte seine Beine. Es war die dunkelblaue, die seine Mutter im Jahr vor ihrem Tod gestrickt hatte. Josh erinnerte sich daran, wie viel Mühe sie sich gegeben hatte, damit sie das Zopfmuster fehlerlos hinbekam. Seltsam, dass solche Kleinigkeiten einem im Gedächtnis haften blieben – als gäbe es im Gehirn eine spezielle Nische, um solche belanglosen Dinge für alle Ewigkeit aufzubewahren.
    Einen Moment lang drohte ihn ein Gefühl des Verlusts zu überwältigen, als er an seine Mutter dachte. Obwohl sie bereits so viele Jahre tot und er inzwischen ein gestandener Mann um die dreißig war, vermisste er plötzlich seine Mutter, doch er schüttelte die Empfindungen schnell ab, damit Michelle und sein Stiefvater die melancholische Anwandlung gar nicht erst bemerkten.
    » Was willst du jetzt schon wieder? « , fragte Richard heiser und schwer atmend, und man spürte, dass er lieber herrisch gebrüllt hätte. Seine permanente Luftnot erlaubte ihm das indes nicht mehr.
    » Nur ein paar Sachen, die meiner Mutter gehört haben « , erwiderte Josh so ruhig und gelassen wie möglich.
    » Zum Beispiel? «
    » Ihre Kamee. «
    Teresa hatte die kleine Brosche geliebt und sie fast jeden Tag getragen. Es war ein Erbstück ihrer Mutter.
    Richard runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass er sich nicht an den Schmuck erinnerte. » Ich weiß nicht, wovon du redest. «
    Josh kam der Gedanke, dass Richard sie weggeworfen haben könnte, um ihm eins auszuwischen. Er nahm ein Foto vom Bücherregal, das Richard und seine Mutter zeigte.
    » Diese Kamee meine ich, die an ihrer Bluse steckt. Sie stammt aus dem Besitz meiner Großmutter, und ich möchte sie haben. Als Andenken. «
    Richard starrte das gerahmte Foto lange an, als müsse er sich seine Antwort sorgsam zurechtlegen.
    » Deine Mutter wurde damit begraben … Dass du sie beanspruchen könntest, daran habe ich nicht gedacht. «
    Josh versuchte das Bild seiner im Sarg liegenden Mutter vor seinem geistigen Auge heraufzubeschwören, ohne sich jedoch daran zu erinnern, welche Kleider oder welchen Schmuck sie trug.
    » Der Bestatter hätte sie dir zurückgegeben « , beharrte er. » Zusammen mit ihrem Ehering. «
    Richard hielt seinem Blick unverwandt stand und schüttelte dann den Kopf. » Ich weiß nicht, wo sie ist, und selbst wenn … «
    Josh reichte es langsam. Er hatte keine Lust, sich Richards Ausflüchte noch länger

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