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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Sinn. Nein, körperlich misshandelt hat er mich nie. «
    » Aber seelisch, indem er dich mit Worten kränkte, dich beleidigte, dich schlechtmachte? «
    Josh wich ihrem Blick aus. » Bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot. «
    » Und deine Mutter, warum hat sie nicht … «
    Er unterbrach sie: » In ihrer Gegenwart hat er sich zusammengerissen, und sie hat das alles nie wirklich mitbekommen – und ich mochte es ihr nicht erzählen. «
    Die Wahrheit war, dass er ihr kleines Glück, das sie in der Ehe mit Richard Lambert gefunden hatte, nicht zerstören wollte.
    Josh erhob sich und öffnete die Nachttischschublade. Hoffentlich war wenigstens sein Highschooljahrbuch noch da, das einzige, das er sich jemals gekauft hatte. Richard hatte ihm nie Geld für so etwas gegeben.
    Gott sei Dank, da war es. Heil und unversehrt. Er nahm es heraus, strich mit der Hand über den Einband, als müsse er sich vergewissern, dass nichts zerstört war.
    Plötzlich stutzte er.
    » Hat er sich daran etwa auch vergriffen? « , erkundigte sich Michelle beklommen.
    Beim Betasten war Josh aufgefallen, dass der Band merkwürdig dünn war, und als er ihn aufschlug, stellte er rasch fest, dass zahlreiche Seiten fehlten. Vor allem jene mit Fotos von ihm. Sie waren einfach herausgerissen worden. Richard musste wahllos in dem Jahrbuch gewütet und in einem Anfall von Wut und Schmerz blind irgendwelche Seiten zerfetzt haben. Die irrationale Aggressivität, die dahintersteckte, erinnerte fast an die Handlungsweise eines Geisteskranken.
    » Was wirst du jetzt tun? « , fragte Michelle zögernd, als fürchte sie sich vor seiner Antwort.
    » Nichts. «
    » Das ist sehr klug von dir « , sagte sie erleichtert. » Du solltest dich nicht mit ihm auf eine Stufe stellen, denn schließlich bist du innerlich gefestigt. Er nicht. «
    Richard wäre es eine Genugtuung ohnegleichen, ihn komplett ausrasten zu sehen, wusste Josh. Und diesen Triumph gönnte er ihm nicht. So schwer es ihm auch fiel – er musste ganz gelassen tun und seinen Ärger runterschlucken.
    » Mach dir keine Sorgen « , versprach er. » Ich habe nicht die Absicht, ein einziges Wort darüber zu verlieren. «
    » Gut. «
    » Ich tue das nur, weil ich Richard auflaufen lassen will. Du weißt, was er bezweckt, nicht wahr? «
    Sie nickte. » Er lauert auf deine Reaktion. «
    » Da kann er lange warten – diesmal werde ich nicht aus der Haut fahren. «
    » Es tut ihm vermutlich leid. «
    » Richard? Das bezweifle ich. «
    » Ich bin mir ziemlich sicher. Er wollte nicht, dass du nach oben gehst, und das ist der Grund dafür. Er schämt sich für das, was er getan hat. Wäre er noch bei Kräften, hätte er Jacke und Jahrbuch bestimmt versteckt, doch er kommt bereits seit längerer Zeit nicht mehr die Treppe hoch. «
    Josh würde zu gern glauben, was Michelle sagte, vermochte es aber nicht. So viel Einsicht traute er dem Mann einfach nicht zu.
    » Bestimmt tut es ihm leid « , wiederholte Michelle. » Wenn du die Größe dazu aufbringen kannst, dann verzeih ihm. «
    Bei ihr klang alles so einfach.
    Josh lief unruhig im Raum auf und ab, um sich zu beruhigen. » Das ist einfach so krank. Wie konnte Richard das tun? Wie kann ein erwachsener Mann sich derart vergessen? «
    Er gab Michelle keine Gelegenheit zu einer Antwort, weil die Wut ihn erneut zu übermannen drohte. » Wie kannst du behaupten, dass er bereut, was er angerichtet hat? « , sagte er hitzig.
    Sie blieb auf der Bettkante sitzen, schaute ihn unverwandt an. » Ist dir aufgefallen, wie ordentlich er das Jahrbuch in die Schublade zurückgelegt hat? «
    » Na und? « , fauchte er.
    » Er hat die herausgerissenen Seiten weggeräumt und die Ränder sauber abgeschnitten. «
    » Hoffentlich hat er sich dabei nicht übernommen. «
    Trotz seiner bitteren Kommentare spürte Josh, wie seine Wut verrauchte. Er war Michelle dankbar, weil sie die richtigen Worte fand, um mäßigend auf ihn einzuwirken, und plötzlich verspürte er den Drang, sie in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken.
    » Irgendwann muss Richard jedenfalls in das Zimmer zurückgegangen sein und das Chaos beseitigt haben. «
    Sie hatte recht. Außer ihm konnte es niemand gewesen sein.
    Allmählich normalisierte sich sein Puls, und sein Herz klopfte weniger ungestüm. Nach Dylans Tod war Richard vermutlich durch die Hölle gegangen. Wie jeder Vater, der seinen Sohn verlor. Nur dass Richard überhaupt niemanden mehr hatte, denn Teresa, die ihm hätte Halt geben können, war ebenfalls

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